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Albert Camus – Der Fremde

Der Fremde erzählt die Geschichte eines jungen Franzosen namens Meursault in Algerien, der eher zufällig einen jungen Araber, von dem er sich vage bedroht fühlt, erschiesst. Er will für sein Vergehen aber einstehen und wird so zum Sündenbock, an dem die Justiz erst zögernd, dann jedoch mit voller Härte ein Exempel statuiert.

Der Name Meursault könnte zu deuten sein als „meurs, sot!“ = „stirb, du Tor!“

Das Buch wurde 1942 im besetzten Frankreich zu einer literarischen Sensation und bedeutete den schriftstellerischen Durchbruch für Albert Camus.

Aufteilung des in der Ich-Perspektive geschriebenen Buches:

1. Teil: Tod und Beerdigung der Mutter, Liebesaffäre mit Marie, Ermordung des Arabers

3. Teil: Prozess und Gefängnisaufenthalt

Philosophie des Absurden = die Erkenntnis eines Menschen, dass man all dem Leid und Elend in der Welt keinen Sinn abgewinnen kann. Der Mensch fühlt, wie „fremd“ alles ist, die Außenwelt und ihre Sinnlosigkeit bringen ihn, der stets nach Sinn strebt, in existentielle Konflikte. Der Tod ist für Camus ein absolutes Ende, das, genau wie das Leben, keinen Sinn hat.

Beispiel aus dem Text – Seite 56: „…dass man sein Leben nie änderte, dass eins so gut wie das andere wäre …“

Der Text ist eines der Hauptwerke der Philosophie des Existentialismus (Fokussierung auf die Themen Angst, Tod, Freiheit, Verantwortung und Handeln als elementar menschliche Erfahrungen)

Über den Autor

Albert Camus wurde am 7. November 1913 als Sohn einer Spanierin und eines Elsässers in Mondovi (Algerien) geboren. Seine Familie war seit zwei bis drei Generationen in Algerien ansässig. Sein Vater wurde im Ersten Weltkrieg von der französischen Armee eingezogen, bei der Schlacht an der Marne verwundet und starb in einem Lazarett.

Albert zog daraufhin mit seiner Mutter und dem älteren Bruder Lucien nach Algier zu seiner Grossmutter mütterlicherseits. Sie lebten im „Arme-Leute-Quartier“ Belcourt. Er schämte sich deswegen und wegen seiner hör- und sprachbehinderten Mutter, die Analphabetin war und verheimlichte dies an seinem Gymnasium. 1930 erkrankte er an Tuberkulose und verbrachte mehrere Monate in einem Sanatorium in Südfrankreich. Nach dem Abschluss des Gymnasiums und dem Erhalt des Baccalauréat (Matur) zog er zu seinem betuchten Onkel, der ihm von 1933 bis 1936 das Studium der Philosophie an der Universität Algier ermöglichte.

1934 heiratete er (gerade volljährig geworden, gegen den Willen seines Onkels und ohne Wissen seiner Mutter) die 19-jährige Simone Hié, die extravagante (und morphinsüchtige) Ex-Verlobte eines Freundes. Camus trat er der Kommunistischen Partei Algeriens bei. Camus Aufgabe wäre es gewesen, Muslime für die KP zu gewinnen. Dies misslang. Aber er erhielt jedoch Einblick in die sozialen und psychologischen Probleme der damals etwa 8 Millionen „Eingeborenen“, die abstammten von Arabern oder Berbern. Sie wurden von etwa 800.000 „weißen“ Algerienfranzosen, d. h. den Nachkommen französischer, spanischer und italienischer Einwanderer sowie französisierter einheimischer Juden beherrscht.

1936 reiste er mit Simone nach Italien, Österreich und Tschechoslowakei. Dabei merkte er, dass seine Frau sich im Gegenzug für Morphium verschiedenen Ärzten hingab. Er war schockiert und brach mit ihr.

Die KP hatte Ende der 30-er Jahre von Moskau die Weisung erhalten, alle antikolonialistischen Aktivitäten einzustellen um die Verteidigungskraft Frankreichs im Kampf gegen das erstarkende Deutschland nicht zu schwächen. Camus war enttäuscht und schied aus der KP aus.

Camus gründete ein Theater und eine Zeitung, für die er als Reporter tätig war. Er lerne seine spätere zweite Frau, die Mathematikstudentin und dann Mathematiklehrerin Francine Faure kennen. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges und der dadurch entstehenden Zensur ging seine Zeitung ein und er zog 1940 nach Paris, wo er als Journalist und später als Lektor arbeitete. 1942 erschienen mit seinem Roman „Der Fremde“ und dem Essay „der Mythos des Sisyphos“ die Werke, die Camus‘ literarisches Ansehen begründeten. Er war während des Krieges bei der Résistance tätig, wirkte aber mit seinen „Lettres à un ami allemand“ (1945) auf eine deutsch-französischen Versöhnung hin. Camus war in der Nachkriegszeit als humanitärer, gemäßigt linker Pazifist bekannt, der insbesondere die Unnachgiebigkeit der französischen Kolonialpolitik und die Grausamkeiten der Kolonialtruppen brandmarkte. 1957 erhielt er für sein erzählerisches, dramaturgisches, philosophisches und publizistisches Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur. Am 4. Januar 1960 starb Camus 47 jährig bei einem Autounfall in Frankreich.

Zitate

Gräfin 5: S. 29 “Man ist sowieso immer ein bisschen schuldig.”

Gräfin 4: S. 83: “Ich fand, dass es sehr bequem war, dass die Justiz sich um diese Einzelheiten kümmerte.”

Gräfin 6: S. 128: “Selbst auf einer Anklagebank ist es immer interessant, von sich sprechen zu hören.”

Gräfin 1: S. 133: “Auf jeden Fall bereitete der eine die Taten des anderen vor, er kündigte sie gewissermassen an und legitimierte sie. “

Gräfin 2: S. 152: “Ich dagegen wollte nicht, dass man mir hilft, und mir würde gerade die Zeit fehlen, um mich für das zu interessieren, was mich nicht interessiert.”

Albert Camus, Zitate und Sprichworte

Zitat #1

Die Welt verstehen heißt für einen Menschen: sie auf das Menschliche zurückführen, ihr ein menschliches Siegel aufdrücken.

Zitat #2

Die Wahrheit, die das Licht, blendet. Die Lüge dagegen ist ein schöner Sonnenuntergang, der alle Dinge verschönert.

Zitat #3

Kann man ein Heiliger sein ohne Gott? Das ist das einzige konkrete Problem, das ich heute kenne.

Zitat #4

Für einen Menschen ohne Scheuklappen gibt es kein schöneres Schauspiel als die Intelligenz im Kampf mit einer ihr überlegenen Wirklichkeit. Das Schauspiel des menschliches Stolzes ist unvergleichlich.

Zitat #5

Im Grunde ist der Mensch nicht ganz schuldig, da er die Geschichte nicht begann; er ist aber auch nicht ganz unschuldig, da er sie fortführt.

Zitat #6

Grausamkeit empört, Dummheit entmutigt.

Zitat #7

Einen Menschen lieben, heißt, einwilligen, mit ihm alt zu werden.

Zitat #8

Jede Gesellschaft hat die Schurken, die sie verdient.

Zitat #9

Leben ist das Gegenteil von lieben.

Zitat #10

Die Strafe, die züchtigt, ohne zu verhüten, heißt Rache.

Zitat #11

Wollen heißt Widersprüche wecken.

Zitat #12

Das Reisen führt uns zu uns selbst zurück.

Zitat #13

Die Freiheit besteht in erster Linie nicht aus Privilegien, sondern aus Pflichten.

Zitat #14

Jede einem Menschen zugefügte Beleidigung, gleichgültig, welcher Rasse er angehört, ist eine Herabwürdigung der ganzen Menschheit.

Zitat #15

Das Leben ist kurz, und seine Zeit zu verlieren ist eine Sünde.

Zitat #16

Ich wollte lieben, ich wollte geliebt werden. Also verliebte ich mich. Mit anderen Worten: Ich machte mich zum Narren.

Zitat #17

Die Einbildung tröstet die Menschen über das, was sie nicht sein können, und der Humor tröstet sie darüber hinweg, was sie wirklich sind.

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