Bewertung: 5

Delia Owens – Der Gesang der Flusskrebse

Bewertung: 5 Kronen

 

«Ein schmerzlich schönes Debüt, das eine Kriminalgeschichte mit der Erzählung eines Erwachsenwerdens verbindet und die Natur feiert.» The New York Times

Der Gesang der Flusskrebse ist eine Kriminalgeschichte, eine Liebesgeschichte und ein Gerichtsdrama, aber vor allem geht es um Eigenständigkeit, ums Überleben und darum, wie die Isolation menschliches Verhalten beeinflusst. Wir sind soziale Säugetiere, rein genetisch wollen wir zu eng verbundenen Gruppen wie Familien und Freundeskreisen dazugehören. Kya wird von der Familie verlassen und lebt seit sie 7 Jahre alt ist alleine in der Hütte im Marschland. Sie besucht nie eine Schule, wird aber trotzdem dank des Leseunterrichts mit ihrem Freund Tate und der Unterstützung des Ladenbesitzers Jumpin’ und dessen Ehefrau Mabel eine gebildete und gesunde junge Frau.  Als sie 24 ist, wird ihr ehemaliger Liebhaber Chase tot im Sumpf aufgefunden, offenbar war er vom Turm gestossen worden. Kya steht sofort unter Verdacht, das Marschmädchen wird generell von der Dorfbevölkerung ausgestossen und verachtet. In einem dramatischen Prozess voller Vorurteile können alle Indizien beseitigt werden und Kya wird freigesprochen. Sie lebt von da an in wilder Ehe mit Tate, veröffentlicht viele Bücher, lebt ansonsten aber völlig zurückgezogen. Als sie mit 64 Jahren stirbt, findet Tate in ihrem Nachlass Gedichte, von vondenen er nichts wusste. Eines beschreibt, wie sie Chase angelockt und getötet hat. Als weiterer Beweis liegt auch das lange gesuchte Muschelhalsband in einer Schachtel dabei. Tate vernichtet alles.

Über die Autorin

Cordelia Dykes kam am 4. April 1949 in Thomasville; Georgia zur Welt. Sie hat einen Zwillingsbruder noch zwei weitere Geschwister.  Von Beruf ist sie Zoologin, Spezialgebiet Verhaltenswissenschaften der Tiere. 1972 heiratete sie Mark Owens und zog mit ihm nach Oregon, um einen Wildpark zu planen. Ab 1974 lebte sie mit ihrem Mann in Botswana, sehr abgelegen in der Kalahariwüste. Dort studierten sie die unberührte Wildnis. Zusätzlich arbeiteten Sie im Nationalpark. In den 90er Jahren zogen sie nach Sambia. Heute lebt sie in Idaho.

Diskussion zum Thema

Gräfin 5: Die Schriftstellerin hat sie mit der Sprache berührt. Sie mag sonst Naturbeschrei-bungen nicht. Aber dieses Buch hat sie berührt. Ab und zu hatte sie hatte das Gefühl mitten im Sand zu stehen. Es gab wunderbare Bilder in ihrem Kopf, die nicht aufdringlich waren. Die Sprache hat sie dieser Welt nähergebracht. Sie hat das auch erlebt, so wie andere Leser*innen das auch erlebt haben.

Kyas Schicksal ging ihr nah. Der Vater ist verarmt, ein Blender, und heiratet Mutter in der Hoffnung auf sozialen Aufstieg. Bald ist er enttäuscht, dass er im Betrieb des Schwiegervaters alles von der Pike auf lernen sollte. So wird er schon früh Alkoholiker. Kia war Nachzüglerin von 5 Kindern. k<as Welt bleibt klein, nacer beste Freund ihres Bruders ist Tate, rund 5-6 Jahre älter. Wie er sich Kya annähert, erinnerte sie ein bisschen den kleine Prinz (Prinz muss Fuchs zähmen.) Von da an nimmt er einen wichtigen Platz ein in ihrem Leben.

Oft musste sie sich sage, es ist ein Roman, nicht der Beschrieb der Wirklichkeit. Sie kann sich nicht vorstellen, dass ein kleines Mädchen so überleben kann. Wir plegen und hegen unsere Kinder so sehr, damit sie gute Erwachsene werden, das kann einem Kind nicht einfach ohne Unterstützung gelingen. Obwohl Kya schlau ist, kann niemand ohne Unterstützung reifen. Aber es ist eine Metapher, für symbolisiert Kya die Natur, die gegen die Gesellschaft zurückschlägt, so dass es ihr gelingt, einen Mord zu verüben, ohne dass sie erwischt wird. Während der Lektüre hat sie Sympathie zu die der Mörderin entwickelt und ihr den Mord verziehen. Sie musste sich schützen, es half ja sonst niemand. Teilweise war es aber schon kitschig. Sie kann aber kaum etwas aussetzen, die Sprache ist stark und fesselnd.

Gräfin 1: Das Buch hat sie von Anfang an reingezogen. Es hatte eine seltsame Wirkung auf sie; zwischen Kritisch und anziehend. Beim Lesen erging es ihr eigenartig. Sie fühlte eine Verbundenheit mit Kya aber der Stil des Buches gefiel ist in vielen Teilen nicht. Oft war es zu schwülstig, amerikanisch, darüber stolperte sie. Sie hat etwas gemacht, was sie ganz selten tut: Sie hat als es ganz spannend wurde, vorwärts geblättert und «geschneugt». Sie hat die Spannung fast nicht ertragen. Sie wusste dann, dass es kein Todesurteil gibt. Das Buch war süffig und sie las es sehr leicht. Aber am Schluss schluckte sie leer. Denn diesen Mord hat sie ihr nicht zugetraut. Es hat sie negativ überrascht. Sie konnte es aber nachvollziehen. Entwicklungspsychologisch durch fehlende Bezugspersonen, kann man so gesund gross werden? Wird man kompatibel mit der Umwelt? Hm, es ist ein Roman, wie auch immer. Die Natur zog sie nur bedingt ein. Die Metaphern fand sie zum Teil irritierend. Ist es Biologie oder ein Roman. Aber die Liebe zur Landschaft hat sie beeindruckt.

Gräfin 4: Ihr gefiel das Buch ausserordentlich. Super, gesüffig, hat sie total begeistert. Erst etwas Mühe mit den beiden Zeitebenen. Musste auch nach hinten blättern. Sie sah dann den Grabstein und wusste bereits vorher von der Kette mit der Muschel. Aber alles wunderschön beschrieben, die Landschaften, das Leben, die Füsse in den Sand gedrückt. Sie war dabei. Aber alles in allem ein sehr trauriges Buch. Sie war verlassen, musste sich selber durchbringen. Das brachte sie zum Weinen. So einsam. Der Stil, die Beschreibungen, die Handlung, das passte ihr sehr. Sie wird es sicher weiterempfehlen.

Gräfin 2: Hatte das Buch bereits früher gelesen. Hat nun einfach passagenweise nochmals reingeschaut. Sie hat ja sehr gerne Naturbeobachtungsbücher. Deswegen gefiel es ihr gut. Sie fand es interessant, Natur, Roman, Liebe Krimi. Glaubwürdigkeit von der Hauptdarstellerin vom Intellekt her eigentlich: nein. So eine Karriere ist nicht möglich. Aber sie kam so in das Buch rein, es zog sie so hinein, dass sie über alle Löffelsperma und rosa-Brillen Blick hinwegsah. Die Sprache war grandios. Die Natur zog sie rein. Sie sah Möwen, Glühwürmchen und spürte den Schlamm. Dass sie den Chase um die Ecke gebracht hat, liess sie sowas von kalt. Figuren sind toll beschrieben, ohne zuviel Nähe. Kya ist nie sehr fest beschrieben. Immer nur im Kontext mit der Natur. Sie und das Marschland. Aber das brauchte es auch nicht. Oft bemängelt sie das, aber hier ging die Hauptperson so in der Natur aus, dass es sie nicht störte.

Gräfin 6: Las das Buch auch elektronisch. Las es immer nach Gräfin 3, sie haben sich das Buch geteilt. Sie war beeinflusst durch die Einträge von Gräfin 3. Sie schlaf immer darüber ein. Lag aber nicht am Buch. Las die letzten 50 Seiten nicht. Rannte durch das Buch, die Gedichte gefielen ihr nicht und sie las sie auch nicht. Das Buch gefiel ihr. Es fing so schön an, mit Tate und ihr, alles wäre so schön gewesen. Aber er verlässt sie, dann kommt er zurück, aber traut sich nicht zu ihr, deswegen ist der Schlamassel mit Chase überhaupt passiert. Tate hätte sie früher schützen können und zu ihr stehen sollen. Das Rumgewürge der beiden, bis sie zusammen fanden, wäre gar nicht nötig gewesen. Wenn Gräfin 6 mehr Zeit gehabt hätte, wäre das Buch sicher besser gewesen.

Gräfin 3: Ihr erstes Buch auf Tolino. Aber sie blättert so gerne in den Büchern, sie musste üben, mit der elektronischen Version umzugehen. Sie mag keine Naturbeschreibungen. Das Möwenfüttern wäre also nicht ihres. Aber für Kya war es das Leben, sie gewinnt ihnen alles ab. Für Kya war es Familie. Vom Gefühl her konnte sie das verstehen, sie kam auch übers Gefühl in das Buch hinein. Die Wäsche, die schäbige Hütte. Dass die ganze Stadt das akzeptiert, dass das Mädchen nicht in die Schule geht, ist für sie nicht nachvollziehbar. Kya ist ein Kind, dass gelehrt hat, dass es immer wieder verlassen wird, sonst auf niemanden. Die einzigen, die ihr geholfen haben, waren Schwarze, noch weiter unten im Ansehen. Ist sie weiss oder schwarz? Von niemanden hört man etwas, aber die Schwarzen haben für sie gesammelt.

Der Mord hat sie nicht überrascht. Es war logisch für sie. Denn sie musste sich ja selber schützen. Niemand war für sie da. Völlig nachvollziehbar, denn Chase ist eine Bedrohung. Gefühl von Kya; kühl, wütend, abgehärtet. Sie wollte ihre Welt schützen. Das Buch packte sie, sprach sie an. Die Geschichte kam rüber. Es entführte sie in eine andere Welt. Die Gedichte nervten sie. Waren nicht toll, hat sie ausgelassen.

Zitate 

Gräfin 4 S. 81 Sie tranken bis die Sonne so golden und schlierig wie der Bourbon, ins Meer schlüpfte.
Gräfin 1 S. 50 Bis irgendwann, in einem unbemerkten Moment, der Herzschmerz versickerte wie Wasser im Sand.
Gräfin 5 S. 343 Leuchtkäferweibchen locken mit trügerischen Signalen die Männchen einer anderen Art an und fressen sie, Gottesanbeterinnen verschlingen ihre eigenen Männchen. Weibliche Insekten wussten, wie sie mit ihren Liebhabern fertig wurden, dachte Kya.
Gräfin 2 S. 143 Das heisst bloss weit draussen, wo die Tiere noch wild sind und sich benehmen wie Tiere.
Gräfin 3 S. 68 Der Regen liess nach. Nur noch dann und wann schüttelte ein einzelner Tropfen.ein Blatt, als würde ein Katzenohr zucken.
Gräfin 6 S. 58 Der Ausblick eines Kükens, dachte sie, wenn es endlich seine Schale durchbricht.

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