Bewertung: 5

Hiromi Kawakami – Der Himmel ist blau, die Erde ist weiss

Bewertung: 5 Kronen

 

Der Roman handelt von Harutsuna Matsumoto Sensei, einem ehemaligen Lehrer und Tsukiko Ömachi, seiner früheren Schülerin. Sie begegnen sich, zuerst zufällig, dann gewollt „zufällig“ im Restaurant um die Ecke. Beides sind einsame Personen, die beim Essen und Trinken das Alleinsein zu vergessen suchten. Ihr Altersunterschied steht Ihnen für eine engere Beziehung lange im Wege.

Sie machen zusammen Ausflüge, lernen sich näher kennen, ohne sich ganz zu öffnen. Erst ganz am Schluss wird eine Liebesbeziehung daraus. Kurz darauf stirbt der Sensei.

Über die Autorin

Die Autorin Hiromi Kawakami wurde 1. April 1958 in Tokio geboren. Sie studierte Naturwissenschaften und unterrichtete zunächst Biologie. Dann entschied sie sich fürs Schreiben. Zu Beginn Ihrer Karriere schrieb sie Sciene Fiction. 1994 erschien eine Sammlung von Kurzgeschichten. Nun ist sie ist eine der bekanntesten Schriftstellerinnen Japans der Gegenwart und sehr populär. Hiromi Kawakami wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt.

Diskussion zum Thema

Gräfin 4: Sie hat das Buch gewählt, weil sie etwas Fernöstliches wollte. Für einen Liebesroman war es sehr trocken zum Lesen. So stellt sie sich aber die japanische Lebensart vor. Das Thema, von der der Schülerin, die ihren ehemaligen, alten Lehrer wieder trifft und sich in ihn verliebt, sprach sie aber an. Zudem gefiel ihr, dass in dieser Geschichte hinein noch die des Schulkollegen Takashi, der in der Schule in die Protagonistin verliebt war, erzählt wurde. Takashi verliebt sich erneut in Tsukiko, doch sie entscheidet sich für den 30 Jahre älteren Lehrer Sensei.

Obwohl sie das etwas des Guten zu viel fand mit den Zufällen, gefiel ihr die Geschichte nicht schlecht. Ab und zu fragte sie sich aber schon, wohin die Geschichte hinauswill. Und die Kapitelüberschriften fand sie teilweise schräg. Der Stil und die Art sprachen ihr zu, es war wortgewandt, stilsicher, einfach und spröd. Es ist eine runde Geschichte, die in sich abgeschlossen ist, Schön. Hat ihr gefallen.

Gräfin 2: Sie mag die eigenartige, zuweilen geisterhafte Stimmung in der japanischen Literatur sowieso. In diesem Buch hat ihr die federleichte Geschichte um die zwei nicht bloss im Alter so gegensätzlichen Menschen gut gefallen. So deftig hier gegessen und getrunken wurde, so zart war der Umgang der beiden miteinander. Die Geschichte vom feinsinnigen eleganten alternden Lehrer und der um einiges jüngeren emanzipierten bodenständigen und eigenwilligen Frau ist wunderbar bildhaft und mit einfacher und präziser Sprache erzählt.

Eine Liebesgeschichte abseits gängiger Clichés, die wieder einmal aufzeigt, wie viele Formen von Beziehungen es geben kann und wie viele Möglichkeiten es gibt, sein Leben zu leben. Besonders des eingefügten Haikus und Gedichte machten ihr Lust auf noch mehr japanische Poesie, die ich sie in nächster Zeit sicher beschaffen wird. Ein Buch zum Weiterempfehlen.

Gräfin 1: Sie hat zweimal am Buch gelesen. Die Geschichte erschien ihr wie ein Traum. Mystisch. Nebulös, wie durch Rauch hindurch. Die Traumszene war ihr sehr fremd. Die Kultur, das Sein, die Gedankengänge, das Siezen und die Form wahren sind für sie nicht immer fassbar. Es war ihr zwar bekannt, dass in Japan viel Alkohol getrunken wird, aber hier hat man dem Reiswein tüchtig zugesagt. Die Protagonisten tranken Unmengen davon. Diese Geschichte war ein Skandal in Japan. Es wird als Liebesgeschichte angepriesen! Diese ging nur so nebenbei. Sie trafen sich ja zum Trinken. Was für eine Gesellschaft ist das? Vordergründig die Form wahrend, aber hinten durch ganz anders sein. Sie war fast ein wenig abgestossen vom vielen Essen. Wenn sie nach Japan gehen würde, müsste sie wohl Proviant mitnehmen. Doch die Sprache gefiel ihr. Obwohl, wie übersetzt man so etwas Fremdes? Das sind ja mehrere Stufen des Übersetzens, nicht nur die Worte, auch die Kultur, die Bräuche und Zeichen.

Gräfin 3: Sie hatte Mühe beim Einstieg. Die Geschichte spielte sich vor allem in einer Bar ab. Sie handelt von zwei Säufern. Es fühlte sich beim Lesen kalt, steif, ohne Romantik an. Nichts ist weich, weder zwischen den beiden noch in der Beiz. Sie stellt sich vor, dass dort Vorhänge aus Plastik hängen. Die beiden waren gar nicht miteinander da, sondern gleichzeitig. Es gibt kaum Beschreibungen, einzig die Ledertasche des Lehrers war ganz genau beschrieben. Alles war distanziert. Dennoch, es hat ihr gut gefallen. Sie hat viel angestrichen. Das Buch bestätigte ihre Vorurteile über Japan, oder das, was sie von den Japanern zu wissen glaubt. Grundsätzlich hat sie sich auch nicht für die Liebesgeschichte interessiert. Es gab spannendere Aspekte: Tsukiko muss Geld gehabt haben, woher? Denn man weiss nicht, was sie arbeitete. Doch sie geht auf Reisen und isst immer auswärts. Und warum sind die Kapitel in der Mitte des Buches in zwei Teile aufgeteilt?

Gräfin 5: Sie macht sich beim Lesen oft Gedanken, wie sie das Buch als Film sehen würde. Hier in dieser Geschichte sieht sie keine Gesichter, kann sich nicht vorstellen, wie die Leute aussehen. Alles ist sehr distanziert, ohne Beschreibungen. Persönlichkeiten sind nicht fassbar. Des halb fand sie zuerst nur schwer den Zugang in die Geschichte. Die Lovestory stimmt für sie. Die beiden Personen sind einsam, und finden in dieser Not zusammen. Sie haben sich gesucht und gefunden. Das Leben in Japan stellt sie sich so vor, aber grundsätzlich hat sie sich nie gross Gedanken darübergemacht. Sie bevorzugt Bücher, in den die Personen sich entwickeln, wo es vorangeht. Aber die Sprache, der Stil war wunderbschön, sprach sie an. Alles wirkte Diffus und nüchtern und blieb auf Distanz. Nur der Wirt war ihr eigentlich sympathisch.

Gräfin 6: Sie hat das Buch nach ihrer Japanreise gelesen. Genauso wie beschrieben hat sie das Land auch erlebt. Es hat ihr sehr gut gefallen. Es war ein stetiger Fluss in ruhigem Tempo. Sie las es mit Genuss und konnte sich voll ergeben. Die Japaner sind sehr distanziert, aber auch extrem nett, lustig und hilfsbereit. Die Geschichte ist mit viel Lokalkolorit erzählt. Zentral waren die beiden einsamen Gestalten, die sich jeweils in derselben Bar treffen. Dort fanden sie Halt. Die Sprache gefiel ihr. Dicker hätte das Buch aber nicht werden dürfen, das wäre zu viel gewesen.

Zitate

Gräfin 2 Gräfin 6 S. 58 Um mich herum summte und brummte das Leben, und ich wusste noch immer nicht, was ich dort zu suchen hatte.
Gräfin 5 S. 75 Wer sein Essen geniesst, ist ein guter Mensch.
Gräfin 1 S. 145 Eilig trinke ich aus
Gräfin 4 S. 73 Kennen Sie die Redensart: Schon die Berührung von Ärmeln ist Karma? Ich kannte sie. Sie besagt, dass selbst flüchtige Begegnungen vorherbestimmt sind.
Gräfin 3 S. 176 Grundlos gütig behandelt zu werden ist unangenehm. Gerechte Behandlungen dagegen erweckt ein gutes Gefühl