Bewertung: 2

J. E. Bovard – Der Nebelreiter

Bewertung: 2 Kronen

 

NebelreiterAnstelle einer Zusammenfassung die Auflistung der Hauptpersonen. Die Gräfinnen fanden zumeist, dass die Namen nicht so super eingeführt waren und vor allem zu Beginn etwas für Kopfzerbrechen sorgten.

Abt, Jean-Claude Oberinspektor, Hauptperson
Atlas (vorher Lupin) Chaparts Pferd, von Abt gekauft
Boand Stallmeister bei Lachaux
Bocion Roger Reitlehrer von Abt und Chapart
Brigitte Serviertochter im Reitclub, Reiterin
Chapart Julien Toter Politiker, Anwalt (ermordet)
Schrieb Text gegen Fremdenhass S. 90-92
Colignon Entlassener GE-Polizist, Gast bei Lachaux
Curtat Chefinspektor; Hauptkommissar)
Deshusses Mme. + M. Reitschüler, wohlhabend
Djin Pferd von Fabienne
Dr. Cuendet Machte Autopsie bei Chapart
Gognon + Blattli Gehilfen bei Lachaux, Kleinkriminelle, Fremdenhasser
Karin Nutte von Abt
Kissling Frau Reitschülerin
Lachaux Fabienne Ehefrau von Jêrome, Geliebte von Chapart + Abt
Antiquitätenhändlerin, leidenschaftl. Reiterin
Lachaux Jêrome Landsitzhändler, Pferdenarr, in Neonazi-Kreisen
Méphisto Gequältes Pferd von Lachaux
Quinche Lokaljournalist
Rind (Professor) Rechtsextremer Deutschschweizer, Gast von Lachaux

Diskussion zum Thema

Auf Grund eines Zeitungsausschnittes kam die Gräfin auf die Idee dieses Buch gemeinsam zu lesen.
Da interessierte sie vor allem der Aspekt, dass es ein Schweizer Krimi war, von einem jungen Autor (in unserem Alter!) und in der Westschweiz spielte.

Also erstes schmiss jede Gräfin ihre erste Kritik in die Runde. Gräfin 1 meinte, je besser Abt reiten lerne, desto besser und griffiger wurde das Buch im Allgemeinen. Gräfin 2 fand die ganze Geschichte sehr aufregend und las vorwiegend mit Hühnerhaut. Gräfin 3 fügte dazu, dass sie sehr Mühe hatte mit der Szene mit dem gequälten Hengst. Eine andere Gräfin fand Abt nicht geheuer, vor allem, als er beim Nachessen auf dem Gut von Lachaux mitmachte bei den rassistischen Witzen und Reden. Eine weitere Gräfin wiederum fand Abts Reflektion sehr spannend, dass er eigentlich immer wusste, was zu tun wäre und dies in seinen Tagebuch Notizen minutiös aufschreibt. Gräfin 6 erzählte, dass sie durch dieses Aufschreiben und über sich nachdenken von Abt wieder ein Tagebuch gekauft hat.

Die Geschichte, finden alle, ist nicht richtig vorwärtsgetrieben worden. Lange war nicht klar, worauf die Geschichte hinaus wollte. Dabei fanden zwei Gräfinnen die Sprache genial. Drei hingegen stehen seinem Stil eher skeptisch gegenüber. Die Wortwahl sei oft zu blumig, zu viel von allem, zu trivial. (Streitpunkt S. 128, die Szene mit dem Nebel)

Endlich wird auf die Unterteilung des Buches in die verschiedenen Teile eingegangen:
1. Teil Der Maulwurf
In welchem Abt oft unter Migräne leidet, Angst vor dem Leben hat, sehr einsam ist, steckt mitten im Sumpf, Dreck (Fichen, Rechtfertigungen, Selbstzweifel) (Metapher: Abt kommt aus dem Boden heraus und guckt sich genau um)
2. Teil Der Fuchs
Die Fuchsszenen waren allen Gräfinnen ein Rätsel, jede hat es für sich anders interpretiert. War er einerseits für Abt Schuld am Mord? Oder diente er zur Zerstreuung, damit Abt bewusst wird, dass er am Jagen ist? Ist es nur ganz simpel die Einsamkeit, die Abt zum Fuchs in den Wald treibt, weil er unter neuen Leuten ist im Reitclub, die ihn nicht mit offenen Armen aufnehmen, der Reitlehrer nicht sehr nett mit ihm umspringt, weil Abt einen Freund sucht?(erinnert an die Szene mit dem gezähmten Fuchs von St. Exupéry)Abt weiss, dass er einem Verbrechen auf der Spur ist, aber er braucht Geduld, bis Einzelheiten klar hervorkommen. Der Fuchs sind die Lebensgeister, die Lust, die Abt wieder verspürt. Die Einsamkeit musste überwunden werden.(Der Fuchs ist die Metapher für die Geduld, für das Warten, für das aushalten eines ungemütlichen Zustandes, es ist ein zähes, aber stetiges Vorwärtskommen)
3. Teil Die Hyäne
Diese Tier ist ein Aasfresser, es ist zäh, bleibt dran, ein hässliches Tier, das niemand mag. Es steht für das Zuschlagen von Abt, der sich dafür aber an seinen Verdächtigen festbeissen muss, um sie herumschleicht und nicht locker lässt, ja sich sogar auf deren Niveau begibt, um dabei sein zu können, wenn das Finale kommt.
Diese drei Tiere stehen für Abt, für seine Entwicklung.

Die Protagonistin Fabienne hinterliess bei allen Gräfinnen gemischte Gefühle. Niemand mochte diesen Charakter wirklich. Sie fanden sie berechnend, falsch, und unsympathisch in ihrer Rolle als Gastgeberin an der Seite von Lachaux. Dass sie erst mit Chapart, dann mit Abt anbändelt, deutet Abt nicht als Liebe. Er ist der Meinung, dass sie einen „Zuchthengst“ brauchte, weil Lachaux unfruchtbar war. Abt aber hat sich in Fabienne verliebt. Zwei Gräfinnen waren der Meinung, dass Abt sich in jede Frau, die sich ihm genähert hätte, verliebt hätte. Auch Fabienne war, auf einer etwas höheren Stufe eine Nutte, wie Abts Nutte Karin.
Endlich, für einige von uns erschreckend spät, kamen die Gräfinnen nach einer Stunde auf eines der Hauptthemen des Buches, den Rassismus zu reden. Die einheitliche Meinung war, dass dies der Grund war, weshalb Chapart sterben musste. Er wollte Lachaux „entleeren“ (S. 48)

Die Gräfinnen waren sich einig, dass das Buch nicht einfach zu lesen war. Alle waren froh, dass das Buch mit einem offenen Schluss endete, was die Beziehung von Fabienne und Abt angeht. Sowieso fanden unsere Krimispezialistinnen, sei der Plot es nicht wert, Krimi genannt zu werden. Die Gräfinnen fanden das Buch besser eingeteilt unter der Rubrik „Entwicklungsroman“.
Der Titel war auch Thema der Kritik. Das sei so ein Buch, wo die Geschichte hängen bleibe und man dauernd überlegen müsse, wie das Buch hiess, wenn man es empfehlen wolle.