Bewertung: 5

Johannes Mario Simmel – Es muss nicht immer Kaviar sein

Bewertung: 5 Kronen

 

Das Werk trägt den Untertitel Die tolldreisten Abenteuer und auserlesenen Kochrezepte des Geheimagenten wider Willen Thomas Lieven. Das Buch beginnt 1957, blendet zurück bis ins Jahr 1939 und endet 1958. Der 29-järige Banker Thomas Lieven wird von seinem Geschäftspartner verraten und vom Geheimdienst verhaftet. In der Folge wird er als Deutsch-Englischer Doppelbürger mit perfekten Französischkenntnissen von allen Geheimdiensten gejagt, verpflichtet und gebraucht. Als erklärter Pazifist kein einfaches Leben. Erst gerät er in die Fänge der deutschen Gestapo. Er willigt zum Schein ein, für die Abwehr zu arbeiten, um Deutschland verlassen zu können. Wieder in London angekommen, will ihn der britische Geheimdienst nicht ins Land lassen – es ist bekannt, dass Lieven nun deutscher Agent ist – es sei denn, er arbeitet als Doppelagent für England. Diesmal willigt er nicht ein und setzt sich nach Frankreich ab. Doch auch dort wird er angeworben, ergibt sich seinem Schicksal und wird Agent des Deuxième Bureau.

Im Laufe der Romanhandlung wechselt er weiter von einem Geheimdienst zum nächsten, wobei er stets darauf bedacht ist, so viele Menschenleben wie nur möglich zu retten. Dabei reist er durch ganz Europa, von Frankreich nach Spanien und Portugal und kurz nach Italien, dann wieder nach Deutschland. Auf seinen Reisen oder Abenteuern, wie sie der Autor im Buch nennt, lernt er verschiedene Frauen kennen, die er stets mit einem köstlichen Essen verführt. Allerdings entschärft er auch andere heikle Situationen mit Hilfe seiner ausgezeichneten Kochkünste, deren Rezepte tatsächlich im Buch enthalten sind. Im Laufe der Handlung trifft er verschiedene Persönlichkeiten wie Jacques Cousteau, Josephine Baker, Wilhelm Canaris, Heinrich Himmler und J. Edgar Hoover. Dieser kann ihn zu einem letzten Auftrag, der Ergreifung des sowjetischen Spions Abel, überreden. Thomas willigt ein, unter der Bedingung, dass er nach dieser Mission „endlich sterben“ darf. Nachdem es ihm gelungen ist, Abel zu überführen, wird Thomas’ Tod inszeniert und er kann endlich in Frieden leben.

Über den Autor

Johannes Mario Simmel wurde am 7. April 1924 in Wien als Sohn eines jüdischen Chemikers und einer Lektorin bei der Filmgesellschaft Wien-Film geboren und wurde selbst Chemieingenieur. Sein Vater floh vor den Nationalsozialisten nach London, praktisch seine ganze Verwandtschaft wurde umgebracht. JMS wuchs in Österreich und England auf. Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er in der elektrochemischen Forschungsabteilung des Elektrokonzerns Kapsch in Wien. Nach dem Krieg arbeitete er als Dolmetscher, Übersetzer für die US-Militärregierung und als Journalist für die Wiener Tageszeitung Welt am Abend. 1950 zog er nach München und war dort für die Illustrierte Quick tätig. Dafür unternahm er Reporterreisen durch Europa und Amerika. Er schrieb Tatsachenberichte und Serienromane und zahlreiche Drehbücher.

Seinen internationalen Durchbruch als Schriftsteller erzielte er 1960 mit dem Roman „Es muss nicht immer Kaviar sein“. Dieser war erst als Serie in der Quick-Illustrierten erschienen. Leitmotive waren dabei die Relativierung von Gut und Böse und der Pazifismus. Es waren stets gesellschaftspolitische oder ethische Missstände, die ihn angetrieben haben. Stets machte sich Johannes Mario Simmel ein unbequemes Thema zu Eigen und wurde so zum kritischen Mahner und zum Fürsprecher von Toleranz, gegenseitiger Achtung und friedlichem Zusammenleben. Er recherchierte dabei an den Originalschauplätzen und in den entsprechenden Milieus. Die Legende sagt, dass Simmel vormittags die journalistischen Texte, nachmittags an Drehbüchern und nachts an Romane geschrieben hatte.

Seine 35 Bücher wurden in rund 30 Sprachen übersetzt und über 70 Millionen Exemplaren gedruckt. Zahlreiche seiner Bücher wurden verfilmt. Johannes Mario Simmel erhielt das österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1. Klasse), den Kulturpreis der deutschen Freimaurer für die „Bemühungen um Frieden und Völkerverständigung“ und wurde 1991 von den Vereinten Nationen für seine Stellungnahme gegen jede Form von Rechtsradik-alismus ausgezeichnet. Johannes Mario Simmel liebte die Frauen und einen ausschweifenden Lebenswandel. Er war 3-mal verheiratet und verbrachte seinen Lebensabend in Zug Er verstarb am 1. Januar 2009.

Diskussion zum Thema

Gräfin 3: Warum dieses Buch? Die hatte Lust auf etwas leichte Kost, nichts bemühendes, einfach gute Trivialliteratur. Peter Voss, der Millionendies wäre eine Alternative gewesen. Dann kam ihr aber der Simmel in die Finger. Sie verwechselte ihn mit Konsalik. Sie kannte noch den ersten Satz des Buches von früher, den lustigen Einband, kannte das Buch vor allem auch wegen der Rezepte. Das war für sie früher die grosse weite Welt. Alle Rezepte sind im Buch abgedruckt. Spannend fand sie auch, dass Lieven bekannte Persönlichkeiten antrifft, viele hatten wirklich in der Realität die ihnen zugedachte Rolle inne wie im Buch. Der Protagonist ist Pazifist! Er versuchte, sich treu zu bleiben. Der Autor behauptet, er haben den Agenten selber getroffen und die Geschichte sei ihm erzählt und anvertraut worden. Ist das wahr oder ein Stilmittel? Der Autor kam 1924 als Jude in Wien zur Welt. Von Beruf war er Chemieingenieur. Er floh vor den Nazis nach London. Die väterliche Seite seiner Familie kam im Krieg ums Leben.

Gräfin 3 hätten auch 400 Seiten gereicht. Sie war nicht mehr Kitty, die für ihren tollen Chef schwärmt. Sie fand es zeitweise bemühend, fand auch keine Zitate. Sie wird das Buch ins Altpapier legen und es at ihr zeitweise Leid, dass sie uns diese Lektüre antat. Sie suchte eigentlich etwas Leichtes, nicht Seichtes. Sie hatte irgendwann einfach genug.

Gräfin 6: Sie las das Buch, als sie 20 Jahre alt war. Sie fand es damals „ganz verreckt“. Alles ging gut, sie musste nie Angst haben. Jetzt war es für sie ein Schelmenstück. Zum Teil etwas bemühend. Als Mitdenker war es keine Herausforderung, alles kehrte sich total, nochmals eine Windung, nochmals aus dem Schlammassel herauskommen, es wurde langweilig.

Gräfin 5: Für sie war es das erste Erwachsenenbuch, mit 13 Jahren. Sie hatte es am Meer vom Vater ausgeliehen. Sie hat viele neue Wärter gelernt mit diesem Buch! Es nochmals zu lesen kam ihr vor, als sei sie an einem Klassentreffen und hat ihren Schwarm wieder getroffen. Sie hatte den Plausch, das Buch nochmals zu lesen. Aber es war nicht mehr real, sie war ja auch älter geworden. Älter als der Protagonist, der ihr damals beim Lesen steinalt vorkam! Die Fassade bekam Risse. Déjà vue: Chantals Tod war ihr erster Todesfall in einem Buch. Aber auch sie muss zugeben, 600 Seiten hätten gereicht! Eigentlich ging es um einen Schelm, der sich im Krieg bereichert hat. Es ist eine mutige Geschichte, 15 Jahre nach dem Krieg, ohne Judenverfolgung, ohne Massenvernichtung. Es ist keine Geschichtslektion. Dennoch ein gutes Stück Zeitgeschichte. Vor allem ist es nett und hat nette Leute und es machte Spass beim Lesen. Auch die alten Wörter waren toll. Sie hat diesmal im Gegensatz zu früher die Rezepte gelesen. Drei davon hat sie herausgeschrieben, um sie nachzukochen.

Gräfin 2: Sie hat es als jung nie gelesen. Sie las ein zwei Scheiben, einmal kurz angefangen und dann innert 24 Stunden beendet. Es war so „gsüffig“. Sie amüsierte sich köstlich! Eine Art James Bond Geschichte. Simmel nahm sich noch die Zeit, die Geschichte zu erzählen. Es ist einfach und unkompliziert geschrieben. Die Geschichte von einem, der immer auf die Butterseite fiel. Das gab ihr Mut. Was immer ist, es gibt einen Ausweg. Er versuchte si9ch selber treu zu sein. Sie fand sich stets aufs Beste unterhalten.

Gräfin 4: Sie las das Buch auch noch nie vorher. Sie nahm es mit in die Ferien. Es war sehr schwer! Die ersten 300 Seiten hat sie verschlungen. Man konnte einfach nicht querlesen! Zwar waren die Leute beschreiben, aber sie konnte sich diese trotzdem nur schlecht vorstellen. Sie fand sich mit den vielen Leuten nicht so gut zurecht. Sie hatte auch Mühe, dass er immer wieder auf Tricks hereinfällt. Warum wendet er das Wissen aus dem Gefängnis nicht an? Sie musste am Schluss den Anfang nochmals lesen. Sie hatte den Einstieg vergessen. Die Rezepte las sie nur am Anfang. Das Buch würde sie weiterempfehlen. Es ist interessant, wortgewandt. Leichte Kost, aber nicht anspruchslos. Der Schluss stimmt für sie nicht wirklich, das mit der Repetieruhr…

Gräfin 1: Sie kannte das Buch aus der Jugendzeit. Sie las es erneut mit Vergnügen, grosse Welt und Krieg. Es war sehr spannend, den Krieg auf unterhaltsame Art zu lesen. (Vergleiche Leonce und Luise, ist ähnlich) Wie für Gräfin 2 war es für sie eine Art James Bond Film. Man folgt dem Helden durch die Geschichte hindurch. Aber wie ein früherer Film, ohne schnelle Schnitte und viel Geballere. Zwar phasenweise ein bisschen harzig, aber immer gute Unterhaltung. Eine runde Geschichte. Der Schelm gefiel ihr gut. Sie hatte aber auch Zeit und Muse zum Lesen.

Zitate

Gräfin 1

S. 107

Der gute Mensch in Thomas Lieven, der den Frieden liebte und die Gewalt hasste, wusste nur noch nicht, was ihm bevorstand…

Gräfin 6

S. 126

Von der Einhaltung diese Planes hin eine Menge ab – unter anderem sein Leben.

Gräfin 2

S. 358

Er war nur ein gejagter, ewig verfolgter, niemals in Frieden gelassener Mensch, der stets versuchen musste, das Beste aus einer schlimmen Sache zu machen – wie wir alle.

Gräfin 5

S. —

Ihr dämlichen Hunde, dachte Thomas. Ich muss- aber ihr? Ihr habt euch freiwillig gemeldet, ihr Armleuchter!

Gräfin 4

S. —

Philosophisch meinte Thomas Lieven bei einer dieser makabren Gelegenheiten: „Wer Gewalt liefert, kommt gewaltsam um. Wir haben Schmierseife geliefert, wir leben…“

Gräfin 3

S. —

Merke: Ein fürchterlicher Krieg ist noch lange nicht am Ende, wenn man ihn verloren hat…

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