Bewertung: 3

Karl May – Winnetou I

Bewertung: 3 Kronen

 

Das Buch ist in sechs Kapitel gegliedert. Erst führt der Ich-Erzähler Old Shatterhand, ein deutscher Immigrant namens Karl die Hauptpersonen ein. Erst als Hauslehrer, später als bei der Eisengbahn tätig, kommt er mit Indianern des Stammes der Apachen in Kontakt. Er verspricht dem sterbenden Lehrer Klekih-Gräfin 1, sich an seiner Stelle um Winnetou zu kümmern. Nach diesem Mord eines Arbeitskollegen von Old Shatterhand, reiten die Indianer zum Stamm zurück, um die Krieger zu holen. Doch eigentlich ist es auch ein Krieg zwischen den beiden befeindeten Indianerstämmen der Apachen und der Kiowas. Um grosses Töten zu verhindern, nehmen die Weissen alle Indianer gefangen. Heimlich befreit Old Shatterhand Winnetou und schneidet ihm als Beweis eine Haarsträhne ab. Old Shatterhand darf gegen Metan-akva (Blitzmesser) um das Leben der Apachen kämpfen und gewinnt.

Aber Tangua steht nicht zu seinem Wort, alle frei zu lassen. Es kommt erneut zum Kampf. Die Apachen greifen mit neuen Kriegern an. Old Shatterhand schlägt zunächst Intschu tschuna bewusstlos nieder, wird dann von Winnetou angegriffen und lebensgefährlich verwundet. Weil der Häuptling der Kiowas Tangua, alle Gefangenen töten will, nimmt ihn Old Shatterhand als Geisel. Um die Weissen am Marterpfahl zu foltern und zu töten, pflegt man Old Shatterhand gesund. Seine Pflege übernimmt Winnetous Schwester Nscho-tschi (Schöner Tag), die sich in ihn verliebt. Old Shatterhand erholt sich gut und trainiert heimlich. Er bittet immer wieder darum, mit Winnetou zu sprechen. Er will ihm beweisen, dass er sein Freund ist. Winnetou dagegen will erst Beweise sehen. Er glaubt nämlich dem Häuptling der Kiowas, dass kein Kampf um die Befreiung er Apachen zwischen Old Shatterhand und Blitzmesser stattgefunden habe. Er erhält aber die Möglichkeit, um ihr Leben zu kämpfen. Dafür soll er mit Intschu tschuna um sein Leben schwimmen. Er stellt sich als überängstlicher Nichtschwimmer hin, lässt sich auslachen, aber durch diese List siegt er.

Erst jetzt zeigt Old Shatterhand Winnetou die Haarsträhne, die er ihm abgeschnitten hat, als er ihn im Lager der Kiowas befreit hat. Nun fordert Old Shatterhand Tangua zum Zweikampf heraus, denn der Häuptling ist als Lügner entlarvt worden. Da Tangua gesehen hat, dass Old Shatterhand sowohl mit der Faust als auch dem Messer ein Meister ist, wählt er Gewehre und darf als erster schiessen. Er trifft nicht. Old Shatterhand will Tangua nicht töten, sondern nur verletzen. Da Tangua sich nicht frontal hinstellt, zertrümmert der Schuss von der Seite beide Knie. So werden die beiden zu Totfeinden. Dann kommt es zur Blutsbrüderschaft zwischen Old Shatterhand und Winnetou.

Um Nscho-tschi nach St. Louis zur Ausbildung zu schicken, müssen Intschu tschuna und Winnetou Gold im Nugget Tsil holen. Old Shatterhand darf unterwegs die Vermessungen abschliessen. Auf dem Weg dahin treffen sie den Banditen Santer. Sam plaudert vertrauensvoll aus, wohin die Reise geht. Santer und seine Kumpane überfallen die Reisegruppe, dabei werden Intschu tschuna und Nscho-tschi getötet. Santer kann fliehen- seine Gehilfen aber werden von Old Shatterhand erschossen.

Auf der Jagd nach dem Täter wird Sam Hawkens von den Kiowas gefangen genommen. Old Shatterhand und Winnetou müssen sich trennen. Um ihn freizupressen, nimmt Old Shatterhand den ältesten Sohn des Häuptlings als Geisel gefangen. So befreit Old Shatterhand seinen Freund Sam Hawkens; Winnetou jagt weiterhin den Mörder seiner Familie und. Sie vereinbaren einen Treffpunkt. Doch werden sie sich jemals wieder sehen? Das bleibt offen.

Über den Autor: Karl May

Er wurde am 25. Februar 1842 in Ernstthal, Königreich Sachsen als fünftes von 14 Kindern geboren. Sie Familie war sehr arm, der Vater war Weber. Neun seiner Geschwister starben als Kleinkinder. Als Zwölfjähriger arbeitete er als Kegeljunge und erfuhr dort erste Geschichten über Amerika von den Seefahrern und Heimkehreren, die dort verkehrten. Karl wurde schon früh schulisch und musikalisch gefördert. Ab 1856 studierte er am Lehrerseminar in Waldenburg. Er beging einige Diebstahldelikte und konnte auf dem Gnadenweg weiterstudieren und schloss gut ab. Dennoch unterrichtete er nicht lange, weil ihn ein Zimmergenosse erneut des Diebstahls anzeigte. 1861 ging er zum ersten Mal in Haft. Als Vorbestrafter strich man ihn aus den Listen der Lehramtskandidaten. Er erteilte Privatunterricht, schrieb Erzählungen, komponierte und trug Gedichte und Texte vor. Genug verdiente er damit nicht. Deshalb wurde er rückfällig und sass vier Jahre im Zuchthaus ab. Wegen guter Führung durfte er in der Bibliothek arbeiten, wo er sich eine Liste von über 100 Titeln und Sujets anlegte, die er später umsetzte. 1874 ging er nach seiner Entlassung zurück in sein Elternhaus und begann zu schreiben. Im November wurde zum ersten Mal eine Erzählung von May (Die Rose von Ernstthal) veröffentlicht. Er profitierte davon, dass in Deutschland die Zeitungslandschaft im Umbruch stand und viele Texte brauchte. Zwischen 1880 und 1888 arbeitete er für den „Deutschen Hausschatz“ am Orientzyklus. Parallel schrieb er noch für andere Zeitschriften und verwendete dabei verschiedene Pseudonyme und Titel, um sich seine Texte mehrfach honorieren zu lassen. Mit dem Erfolg der 1892 begonnenen Reihe Carl Mays Gesammelte Reiseromane gewann May erstmals finanzielle Sicherheit und Ruhm. Er wusste allerdings bald nicht mehr zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden und verstieg sich mehr und mehr in die „Old-Shatterhand-Legende“. Seit etwa 1875 führte Karl May einen Doktorgrad, ohne je promoviert oder auch nur eine Universität besucht zu haben. In den Jahren 1899 und 1900 bereiste Karl May erstmals tatsächlich den Orient. Im ersten Teil der Reise war er fast ein dreiviertel Jahr allein unterwegs Seine erste Ehe wurde 1903 auf Mays Wunsch geschieden. Noch im Jahr seiner Scheidung, am 30. März 1903, heiratete May Klara Plöhn. 1908 unternahm Karl May mit seiner Frau eine sechswöchige Amerikareise. Diese Reise diente May als Inspiration für sein Buch Winnetou IV. Am 30. März 1912 starb Karl May wahrscheinlich an Lungenkrebs.

Diskussion zum Thema

Gräfin 4 hat sich dieses Buch ausgesucht, weil einerseits der 100. Todestag von Karl May begannen wurde, andererseits, weil sie Winnetou vom Fernseher kannte, ihn aber nie gelesen hat. Das wollte sie mit uns zusammen nachholen.

Gräfin 4: Ihr gefiel der Stil, sie liest sehr gerne direkte Rede. So kam sie schnell in der Geschichte voran. Sie fand die knappen, kurzen Sätze in Ordnung, so kam es ihr vor, als sähe sie die Filme, sie hörte die Protagonisten sprechen. Aber eigentlich konnte sie damals die Filme nicht anschauen, die waren ihr viel zu traurig. Sie hatte auch mit dem Buch Mühe, weil der Vater und die Schwester von Winnetou starben.

Gräfin 2: Sie hätte sich fast geweigert, das Buch zu lesen. Sie ist doch jetzt immer darum herumgekommen! Sie begann also mit schnöder Miene und einem schrecklichen Gefühl im Bauch im Buch zu lesen. Vom Stil, dem Tempo und den Clichés die verarbeitet wurden, passt die Geschichte nicht mehr in die heutige Zeit. Aber die Story ist gut. Doch diagonal lesen geht definitiv nicht. Das spricht eigentlich für die dichte des Buches. Trotz Vorurteilen muss sie nun gestehen … Danke den Gräfinnen hat sich ihr eine neue Welt eröffnet. Super. Hugh! Bisher kannte sie ja nur die Filme und schmachtete die Figuren an. Die Anfänge sind extrem langweilig, teilweise interessierte sie auch die Story nicht. Es hat triviale Sachen, die packend sind. Es entstand eine Hassliebe zum Buch. Erst gelästert, dann zügig durchgelesen.

Gräfin 1: Sie ist bekennender Karl-May-Fan. Sie kann in diese Welt eintauchen, überliest, was sie nicht sehen will. Schon immer war sie besonders von den Indianergeschichten begeistert. Auch dieses Mal genoss sie die Lektüre, tauchte ab in die Vergangenheit und war begeistert. Dass sie die Bücher schon als Teenager las, rief viele Gefühle in ihr hervor. Jetzt erstaunte es sie, dass Karl May mit diesem Leben, das er führte, zu solchen Geschichten fähig war. Genial, wie stimmig er das hinbrachte, nur mit Phantasie und Recherche. Es sind einfach wunderbare Märchen. (So wie auch die Bücher aus dem nahen Osten)

Gräfin 5: Sie meckert ein bisschen, weil das Buch eine zu kleine Schrift hat. Imme musste sie die Brille mitschleppen, um im Bus oder über den Mittag im Buch zu lesen. Die beantragt: Keine Bücher mehr mit einer Schrift unter 12-Punkt-Schrift 😉 Sie ist aber mit lesen durchgekommen. Hat zwar die Seiten abgezählt, wie viele noch bis zum Ende?… Zeitweise hat es sie gepackt, dann wieder empfand sie dieses direkte Reden als sinnloses Geschwafel und kriegte Ekzemschübe. Dieses Besserwisser-Greenhorn war ihr zutiefst unsympathisch. Die Geschichte war ihr definitiv 200 Seiten zu lange. Es hätte eine Version mit 152 Seigten gegeben, das hätte gerade gereicht. Sam Hawkins gefiel ihr damals in den Filmen super. Im Buch war er einfach kindisch und naiv. Die Indianer waren ihr zeitweise zu affig und doof dargestellt. Nur dem strammen Preussen Kleki-Gräfin 1 haben die Apachen es zu verdanken, dass sie einigermassen zivilisiert rüberkommen. Wird hier das missionieren rechtfertigt? Die deutschen Werte sind die richtigen, guten Werte. Das homoerotische Getue zwischen Winnetou und Old Shatterhand hat sie fast ein bisschen schockiert. Es war ihr nie bewusst, wie eng diese beiden Blutsbrüder einander waren und dass sie nie verheiratet waren, bekam einen neuen Sinn. Leider stammt ihr Indianerbild aus diesen Büchern, wie auch das fast aller deutschsprachigen der letzten 100 Jahre. Eigentlich erschreckend!

Gräfin 3: Sie startete mit guten Gedanken in das Buch. Bald schon nervte sich des Buches wegen. Da sie ja wusste, wie die Geschichte ausging, achtete sie je länger je mehr auf die Form. Der Stil mit der direkten Rede störte sie ebenfalls. Bald schon wurden ihr die Überheblichkeit und die Selbstgefälligkeit zu viel. Es war so Heuchlerisch, die Indianer so doof, der edle Weisse, ein Deutscher, so perfekt. Es wurden Rechtfertigungen für Verbrechen zu Recht gelegt, vom Christentum erlaubt, da ja lediglich Heiden“ die Opfer waren. Nein, für sie war es kein schönes Lesen. Weil sie sich des Stils und der Form wegen so ärgerte, konzentrierte sie sich bald nicht mehr auf den Inhalt. Dem Autoren kann sie trotzdem etwas Löbliches abgewinnen: Er gab sich wirklich Mühe, das Niveau, dass er in ihren Augen nicht hatte, mit gutem Wortschatz zu heben. Er hat sich tatsächlich viel Wissen über die neue Welt angeeignet.

Zitate

Gräfin 3: S. 41 „Hoffe sie aber kennenzulernen. Sie werden wohl grad so wie andere Menschen sein, nämlich Feinde ihrer Feinde und die Freunde ihrer Freunde.“

Gräfin 2: S. 128 „Er zog eine Pfeife hervor, deren lieblich-niederträchtige Penetranz meine Nase schon von weitem empörte, und stopfte sie mit einer Mischung welche aus zerstossenen roten Rüben, Hanfblättern, geschnittenen Eicheln und Sauerampfer zu bestehen schien…“

Gräfin 4: S. 225 Das Sterben und Totgeschlagen werden greift den Körper so sehr an, dass man es nur selten überlebt.“

Gräfin 5: S. 416 Das war eine sehr langweilige Geduldsprobe. Der Regen wollte nicht aufhören und der Morgen nicht erscheinen.“

Zum Weiterlesen

Durch die Wüste