Bewertung: 4

Katharina von Arx – Nehmen Sie mich bitte mit

Bewertung: 4 Kronen

Eine junge Schweizerin, die in Wien Kunst studiert, mache sich ohne Geld auf die Reise um die Welt. Sie schreibt ihre Erlebnisse von 1954 in einem Buch auf und das verkauft sich wie verrückt.

Eine junge Schweizerin packt Anfang der 50er Jahre eine Jacke, zwei Kleider, eine schwarze Hose und die Ukulele ein und macht sich auf den Weg. Ein Empfehlungsschreiben im Sack öffnet ihr Tür und Tore. Sie kommt als Anhalterin mühelos nach Italien und nimmt von dort ein Schiff nach Indien. Sie lernt schnell viele Menschen kennen. Sie ist weiss, unerfahren, jung und auch ein bisschen naiv. Dieser Blick auf die Welt vermittelt sie den Schweizerinnen und Schweizern in ihrem Buch auch mit Zeichnungen. Sie ist eine unerschrockene, für alles offene Frau. Von Indien aus geht es weiter über Burma nach Japan. Die Erlebnisse erzählt sie humorvoll, naiv und oft auch sehr vage. Vieles wird nur angetippt. Japan beeindruckt sie sehr, von dort geht es weiter nach Kaliforniern. Sie erzählt, wie sie sich die Passagen mit Ukulele spielen oder Bilder malen verdient hat. Oft hat sie auch nur für ein Ticket gebettelt. Ihrem Charme sind zahlreiche gestandene Männer erlegen und so half man ihr immer weiter.

Über die Autorin

Katharina von Arx wurde am 5. April 1928 in Niedergösgen geboren. Als sie 5 Jahre alt war, zogen sie nach Zürich. Dort schloss sie 1947 die Handelsschule ab. Von 1952-53 besuchte sie die Zeichenklasse der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Im Jahr darauf ging sie alleine und ohne Geld auf Weltreise. Zwei Jahre später wird sie vom Magazin SIE + ER auf eine Reise in die Südsee geschickt. Dort trifft sie auf den französischen Fotografen Freddy Drilhorn. Sie heiratet ihr und 1958 kommt die gemeinsame Tochter zur Welt. Sie lassen sich in der Schweiz nieder und kaufen das Priorenhaus in Romainmôtier. Die Ehe mit Freddy geht in die Brüche, er hat ein massives Alkoholproblem und lebt fortan in England. Der Kontakt bricht nie ab.

1975 erhält sie den Kulturpreis des Kantons Solothurn, ein Jahr später den Förderpreis von Olten. Katharina stirbt am 2. Oktober 2013, ihr Haus wird von der Kulturstiftung der Migros übernommen.

Diskussion zum Thema

Sie kriegte das Buch vom Schulteam geschenkt, als sie im Spital lag. Damals war wie aber nicht in der Stimmung, Reiseliteratur zu lesen, wenn sie schon nicht laufen kann.

Gräfin 1: Zwar ist es interessant, amüsant und flüssig geschrieben. Der Stil ist einfach, nicht literarisch. Zuweilen aber geht es stockend voran. Mit der Zeit fand sie die Protagonistin zu naiv, phasenweise auch nervig und arrogant. Katharina überlegte sich nicht viel über die Kulturen, die sie bereiste. Nur bei wenigen Szenen spürte man eine Reflektion. Ihrer Meinung nach nahm sie Leute aus, war naiv und dumm, mit der Zeit wurde ihr Katharina immer unsympathischer. Sie hatte so eine Art Ballermann-Haltung, das geht einfach nicht! Katharina ist keine sympathische Protagonistin, sondern voller Ignoranz, Dummheit und Arroganz. Eigentlich spannend, aber den erneuten Hype in der heutigen Zeit kann sie nicht nachvollziehen. Jetzt, nach der Lektüre, ist sie immer noch etwas gespalten zum Buch

Gräfin 2: Das Buch löste zwiespältige Gefühle in ihr aus. Es ging ihr wie Gräfin 1. Die Wortschöpfungen und der Stil waren super; der Text war lustig und und gab einen naiven Blick auf die Welt. Doch je länger sie las, desto mehr fiel ihr auf, dass Katharina so schrieb, als müssten wir die Leute kennen. Das stresste sie mit der Zeit. Oft hätte sie ihr am liebsten gesagt: Wenn du nicht zu sagen hast, sei doch still! Oft erzählt sie so viel wie nichts. Das wurde ihr langsam zuviel. Ihr ging die parasitäre Haltung auf die Nerven. Die Ausnutzung der Einheimischen, das geht doch nicht. Zwar hatte es gelungene Passagen, die sie zum Schmunzeln brachten. Zeitweise war es aber langweilig, den von den Ländern selber erfuhr man so gut wie nichts. Wahrscheinlich ist das Leben von Katharina spannender als diese Reisegeschichte.

Gräfin 3: Ich…ich…ich… immer ging es nur um Katharina. Nie um die Länder, die sie bereiste. Die Zeichnungen sind viel grandioser als die Beschreibungen! Die gefielen ihr! Sie beschrieb sich immer öfter in einer Umgebung, die sie nicht verstand. Sie konnte doch unmöglich so unbeschadet durch all diese Länder reisen! Das Buch langweilte sie zusehends und dann war Schluss. Im Buch fand sie zahlreiche Zitate, träfe Ausdrücke.

Gräfin 5: Sie begann mit Begeisterung zu lesen. Vor einiger Zeit hatte sie ein Portrait über Katharina im SRF gesehen und war entsprechend erfreut über den Vorschlag! Es war ein gelungener Anfang, alles las sich flüssig. Aber es gab so viele Personen. Hätte sie die kennen müssen? Sie hätte sich ein Register mit den Personen und bereisten Orten gewünscht. Oder eine Karte. So eine Reise, als Frau alleine um die Welt ist in den 50er Jahren vielleicht möglich. Eventuell gab es damals noch den Gentleman, der nur an die Türe klopft bei einer allein reisenden, mittellosen jungen Frau, die Unterschlupf bei ihm sucht. War es möglich, dass sie nie bezahlen musste bei einem dieser Herren? Nein, das ist doch alles unglaubwürdig. Katharina hat schmarotzt, ausgenützt und hat sich auf der Reise überhaupt nicht verändert. Sie hat keine Wandlung durchgemacht. Die Protagonistin wurde nicht vernünftiger, weiser, erfahrender oder demütiger. Die blieb arrogant, naiv und mit der Zeit schrecklich langweilig. Ihrer Meinung nach hat sie sich rund um die Welt gebumst und nahm, was sie kriegen konnte. Die Protagonistin ist ihr nicht ans Herz gewachsen. Sie möchte nicht mit Katharina befreundet sein. Den Schluss hat sie nicht mehr gelesen.

Gräfin 6: Sie las das Buch in ihren Ferien in Myanmar. Genau wie Katharina war sie auch in Asien auf Reisen. Deshalb war sie sehr begeistert von den Wortschöpfungen und dem Sprachstil. Sie fand es super. Aber auch sie wundert sich, ob die Protagonistin wirklich so unbeschadet durch all die Länder reisen konnte. Das alles langweilte sie mit der Zeit. Es müsste doch mal was danebengehen. Das konnte doch nicht alles immer so glatt laufen! Mal ein Schiff weg, mal ein Überfall, mal kein Flugticket! Es hätte sie alles auch interessiert, was nicht im Buch stand. Deswegen kam ihr die Lektüre zum Teil uninspiriert und gegen Schluss immer uninteressanter vor. Zu kindlich. Es hätte mehr Spannung vertragen.

Gräfin 4: Für sie war es eine schwierige Lektüre. Ihr gefiel der Stil nicht. Beschreib doch etwas, erzähle mir mehr! Das hätte sie Katharina am liebsten zugerufen! Es kamen auch oft viele Namen, die ihr nichts sagten. Die Briefe, von wem für wen? Die Zeichnungen, zu oberflächlich. Mit der Zeit hinterfrage sie nicht mehr, was sie las, sie stellte keine Ansprüche mehr an den Text. Erst ab Bangkok gefiel ihr das Buch. Da begann Katharina zu beschreiben, die Häuser, die Leute ergaben ein Bild. Ihrer Meinung nach wurde die Protagonistin nicht immer gut behandelt. Es gab viele Tauschhandel so nach dem Motto: Zeige mir was, dann geb ich dir was. Sie kam nicht in die Geschichte rein. Sie würde das Buch nicht weiterempfehlen, es brachte ihr nichts.

Zitate

Gräfin 2:

S. 8

Kann es sein, dass es das Fernweh und die Wehmut zusammen waren, die miteinander den Fernwehmut oder ganz einfach den Fernmut ergeben?

Gräfin 1:

S. 12

In der Führerkabine klebten an jedem freien Platz fröhliche Bilder, aber keine pflanzlichen.

Gräfin 4:

S. 131

Im Orient wird viel gesagt, aber wie das Sagen gemeint ist, darauf kommt man erst mit der Erfahrung.

Gräfin 5:

S. 139

Wer denkt schon unschuldig, wenn das Schuldige leichter auszudenken ist.

Gräfin 6:

S. 41

Tagsüber blieb ich meist im Mädchenheim, denn ich war halb klimatot.

Gräfin 3:

S. 206

Vieles verliert seinen Reiz mit der Zeit

Zum Weiterlesen

  • Meine Inselabenteuer (1961)

  • Mein Luftschoss auf Erden. Biographischer Roman (1975)

  • Mein Luftschloss auf Wolken: die Fortsetzung von „Mein Luftschloss auf Erden“ (1988)