Bewertung: 5

Kathryn Stockett – Gute Geister

Bewertung: 5 Kronen

 

1962: Eugenia «Skeeter» (= Moskito) Phelan hat einzige von ihren Freundinnen das Studium beendet und nicht wie die anderen geheiratet und Kinder bekommen. Da Skeeter nach ihrer langen Abwesenheit mit ein bisschen Abstand auf die Zustände zwischen Weissen und Farbigen schaut, keimt in ihr eine Idee: Warum nicht die Dienstmädchen interviewen und ein Buch darüber schreiben, wie es ist, als Farbige bei Weissen zu arbeiten? Dazu verbündet sie sich mit zwei schwarzen Dienstmädchen: Aibileen arbeitet als Dienstmädchen bei Skeeters Freundin Elizabeth und kümmert sich um deren kleine Tochter Mae Mobley. Minny ist bekannt für ihre Kochkünste, aber sie ist auch gefürchtet: Denn Minny trägt das Herz auf der Zunge. Deshalb ist sie immer wieder auf der Suche nach einer neuen Stelle.

Hilly, die Präsidentin der Junior League plädiert dafür, dass alle weissen Arbeitgeberinnen für ihr farbiges Personal separate Toiletten anbauen müssen. Darüber soll Skeeter als Redakteurin des Mitgliedermagazins eine Artikel schreiben. Sie verweigert sich und stellt stattdessen ein Inserat ins Heft, in dem sie alle auffordert, gebrauchte Toiletten bei Hilly abzugeben. Später erklärt sie, es sei lediglich ein Schreibfehler, den eigentlich wollte sie „Kleider“ schreiben. Dies ist der Beginn des Streits zwischen den ehemals besten Freundinnen. Skeeter verliert ihren Posten und ihre Freundinnen und wird fortan von Hilly gemobbt.

Ein New Yorker Verlag findet die Idee sehr spannend, ein Buch über die Rassendiskriminierungen im tiefen Süden der USA zu schreiben. Es warden mindestens 12 verschiedene Geschichten von Angestellten. Diese Interwievs sind jedoch nicht ungefährlich und jemanden zu finden, der sich interviewen lässt, ist schwierig. Deswegen schreibt sie Haushaltstipps. So hat sie immer einen Grund, sich in der Küche bei den Dienstmädchen aufzuhalten und mit ihnen zu reden.

Zusammen mit Aibileen und Minny beginnt Skeeter das Buch zu schreiben. Die drei Frauen kämpfen gegen den Rassismus und die Vorurteile in den Köpfen der Menschen von Mississippi. Ihr Vorhaben spricht sich in der schwarzen Bevölkerung herum. Und bald sind sie nicht mehr allein. Mit Hilfe von rund einem Duzend „guten Geistern“ bringen sie ein Buch auf den Markt, dass sich verkauft wie warme Semmeln. Um sich zu schützen, schreiben sie ein Geheimnis ins Buch, dass Hilly als grösste Widersacherin dazu zwingt, nicht zu verraten, wer die Autorin ist. Sie ass von Minny speziellem Schokoladenkuchen…

Über die Autorin

Kathryn Stockett ist 1969 in Jackson, Mississippi, geboren und aufgewachsen. Nach der Scheidung ihrer Eltern lebte sie in den 70er Jahren bei ihren Grosseltern und wurde dort von einem schwarzen Kindermädchen grossgezogen. Sie hiess Demetrie und starb, als Stockett 16 Jahre alt war. Sie entdeckte erst nach ihrem Tod, dass sie eine separate Toilette benutzte…

Nach ihrem Studium der englischen Literatur zog sie nach New York. Dort arbeitete sie neun Jahre lang bei Zeitungsverlagen. Das Buch “Gute Geister” begann sie einen Tag nach 9/11 zu schreiben. Sie sagt dazu, es kann sehr kraftvoll sein zu schreiben, wenn du sehr traurig bist.

Sie wurde kürzlich von Ihrem Mann geschieden und lebt mit ihrer Tochter in Atlanta. “Gute Geister“ ist ihr literarisches Debüt, das gleich zu einem phänomenalen Bestsellererfolg wurde.

Diskussion zum Thema

Gräfin 4 hat für uns im Restaurant Bahnhöfli reserviert. Sie stellt die Autorin und das Buch vor.

Gräfin 4: Das Buch hat sie sehr schnell gelesen. Es packte sie sofort. Zuvor war sie nicht sicher, ob sie das Buch erträgt. Deshalb hat sie immer wieder «vor»-gelesen. Der Aufbau und die Geschichte ist super; es hat brutale Szenen drin, die man fast nicht aushält. Die Geschichte zwischen Celia und Minny gefällt ihr am besten. Ihr gefielen auch, wie die verzwickte Situation und die Heimlichkeiten sich auflösen.

Gräfin 6: Sie hat das Buch vor einem Jahr schon gelesen und den Film gesehen. Es ist ein guter Plot, lies sich gut, hat spannende Personen. Eigentlich müsste man wissen, was damals abging im Süden. Eventuell sind wir dafür zu jung. Jetzt sind wir näher an den Leuten. Der Film ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Es hat ihr gut gefallen, es ist süffig und warmherzig. Soviel wurde von den Eltern übernommen, ohne zu reeflektieren.

Gräfin 1: Sie hat das Buch in zwei Tranchen gelesen. Zuerst kam sie super rein in die Geschichte, nach der Pause fesselte sie das Ganze nichtmehr gleich wie zuvor. Es war so ein Hänger in der Mitte. Man wusste ja, das Buch wird erscheinen und es gibt ein Drama! Die Entwicklung dazu hätte sie gerne näher verfolgt. Aber vieles war langatmig und repetitiv. Sie war enttäuscht, dass sie nicht zu dritt nach New York gehen. Zeitweise hatte sie Mühe mit dem Buch. Die Figuren waren gut herausgearbeitet. Auch die Entwicklung der Personen gefielen ihr. Es wäre besser gewesen, es in einem Rutsch zu lesen.

Gräfin 2: Sie hat den Film gesehen, bevor sie das Buch las. Der Film war super, jedoch das Buch noch besser. Obwohl es drei Erzählerinnen sind, gefiel es ihr sehr gut. Die flapsige, einfache Sprache gefiel ihr sehr gut. Es war schnörkellos, geradlinig. Den Stil fand sie toll. Die Story, der geschichtliche Hintergrund, das sprach sie sehr an. Es ist erschreckend, wie wenig Land das her ist, wie wenig sich geändert hat. Die Religiosität der Farbigen ist erklärbar, die brauchten diese Gemeinschaft in der Kirche, das gab ihnen Halt. Die Dicke des Buches war genau richtig, für sie gab es keinen Hänger in der Mitte. Die unterschwellige Spannung in der Mitte beruhte auf den Fragen; Fliegen sie auf? Wo verstecken sie sich?

Gräfin 5: Ihr hat das Buch sehr gut gefallen. Sie hat es locker gelesen. Die Ich-Erzählungen fand sie spannend, vor allem, weil sie von drei verschiedenen Frauen stammten. Die verschiedenen Perspektiven verliehen dem Buch zusätzlich Spannung. Die Sprache hat gepasst, eine gehobenen Sprache war nicht richtig gewesen. Für sie gab es keinen Hänger, es war ein Page-Turner. Ein Protokoll über JFK und Martin Luther, diese Geschichte hat sie schon immer interessiert. Sie konnte die geschichtlichen Hintergründe abrufen. Es gibt jetzt eine Romangeschichte dazu, mit Figuren und Farben.Es gibt alle Figuren, Celia als white Trash, Hilly der Snob, Skeeter die Toughe, Aibileen das schwarze gefügige Dienstmädchen, Minny die Aufmüpfige. Sie fühlte sich vom Buch sehr gut abgeholt. Sie wird es weiterempfehlen. Es ist kein grosser literarischer Wurf, ist aber bereichernd und geht einem nahe.

Gräfin 3: Sie hat es in einem Schnutz gelesen. Auch sie fand keinen Hänger in der Mitte. Die Story macht sie betroffen. Jedoch hielt sie die Geschichte doch etwas auf Abstand. Sie roch nie, wie sie schwitzen. Alles erschien ihr eine Spur zu sauber. Es ist so abgerundet, herausgefeilt, abgeschmeckt. Man kommt zwar hinein, aber nicht ganz. Nein, es ist keine grosse Literatur. Doch die bissigen Kommentare von Skeeter werden ihr bleiben: «Dahinter, wo das Gehirn sein sollte, ist nichts.» Alle wurden von einem farbigen Kindermädchen grossgezogen, und irgendwann waren sie nicht mehr farbenblind.

Zitate

Gräfin 2 S. 45 Und ich weiss, sie sagt auch nicht, was sie eigentlich sagen will, und es ist komisch, weil keine von uns was sagt und wir trotzdem ein Gespräch zustande bringen.
Gräfin 4 S. 186 Ich werde an ihr dran bleiben wie ein Haar an der Seife.
Gräfin 5 S. 270 Ich weiss nicht, wie die Frau sich selbst ertragen kann.
Gräfin 3 S. 359 «Entschuldige», flüstert er, und ich atme aus, entspanne mich endlich um ein, zwei Zentimeter.
Gräfin 6 S. Sie liefert nach
Gräfin 1 S. 593 «Baby Girl», flüster ich. «Ich will, dass su immer an das denkst, was ich dir gesagt hab. Du weisst doch noch, was ich dir gesagt hab?»

Zum Weiterlesen

Gräfin 2 las das empfohlenen Buch am Schluss: Ein Buchladen um Verlieben. Sehr empfehlenswert.