Bewertung: 5

Mark Twain – Bummel durch Europa

Bewertung: 5 Kronen

 

Reisebericht aus dem Jahre 1878. Mark Twain besuchte Deutschland, die Schweiz (Luzern, Interlaken), Italien und Frankreich. Wir lesen nur den letzten Band einer 5 teiligen Reihe. Satirisch nimmt Twain Europa unter die Lupe, ergötzt sich an Klischees und steckt den Finger rein, wo’s weh tut.

Twain fabuliert, beobachtet, berichtet und erzählt; über ein Europa, wie es vor 130 Jahren war…aber zum Teil auch immer noch ist.

Über den Autor

Mark Twain (amerik. Schriftsteller)
(Samuel Langhorne Clemens)

*30.11.1835 (Florida/Missouri)
†21.04.1910 (Redding/Conneticut)
Mark Twain, der Sohn einer verarmten Südstaatlerfamilie schlug sich als Drucker, Lotse auf einem Mississippidampfer, Goldgräber und Journalist durchs Leben. 1861 legte er sich das Pseudonym Mark Twain zu (Mark Twain ist ein Ruf der Grundloter auf dem Mississippi und bedeutet zwei Faden/zwölf Fuß). Sein Erzählung »Jim Smiley und sein Springfrosch« (1865) machten ihn mit einem Schlag berühmt. 1867 unternimmt er eine Mittelmeerreise mit dem Raddampfer »Quaker City«, die er 1869 in seinem Buch »Die Arglosen im Ausland« verarbeitet. Damit wurde er zum höchstbezahlten Schriftsteller seiner Zeit. 1870 heiratet Mark Twain die teilweise gelähmte Olivia Langdon, die Tochter eines reichen Industriellen. Er investiert ab 1880 erhebliche Geldsummen in eine Erfindung von James Page (eine Schriftsetzermaschine), was neben anderen Schulden schließlich (1894) zum Bankrott führt. Vortragsreisen führen ihn um die ganze Welt und werden zu einem großen Erfolg. Sein Alter war von persönlichem Unglück überschattet (Tod der Lieblingstochter Susy 1896, Tod Olivias 1904, Tod der Tochter Jean 1909).

Diskussion zum Thema

Endlich ein Buch mit Zeichnungen! Das freute alle Gräfinnen sehr.

Gräfin 6 hat das Buch in Hawaii gelesen, das war noch speziell. Sie hat sich nie gelangweilt, kein Wort war zuviel, die treffenden Ausdrücke haben ihr gut gefallen. Sie war begeistert von Twains Beobachtungsgabe, er erzählt kurz, prägnant, spannend und überaus süffig seine Erlebnisse.

Gräfin 4 hat das Buch sehr gut gefallen, sie schmunzelte von Anfang bis zum Ende, aber sie hat die zeit unterschätzt, die diese Buch zum Lesen in Anspruch nimmt. Das Buch ist mit unserem europäischen Hintergrund sicher lustiger zu lesen als für Amerikaner oder Asiaten.

Gräfin 2: auch ihr hat das Buch ausnehmend gut gefallen, doch sie hat ebenfalls den enormen Zeitaufwand unterschätzt, den diese Buch abverlangt. Sie fand die Einschübe mit den Sagen und Gedichten spannend, die Beschreibung der unfreundlichen Bediensteten in Baden-Baden brachten sie zum Lachen. Auch die Bildbeschreibungen fand sie gelungen und spannend zum Lesen.

Gräfin 3: Sie hat ebenfalls zu spät mit Lesen angefangen. Schade, es wäre ein Reise-Lesebuch, aber in ihren Ferien blieb es zu Hause. Beim Lesen hat sie oft gelacht, pointiert und interessant waren die Reiseberichte. Leider musste sie es im Stress lesen und konnte es daher zu wenig geniessen. Sie amüsierte sich vor allem an der typisch amerikanischen Überheblichkeit, die Twain z. t. an den Tag legte.

Gräfin 1: Sie hat grosse Mühe gehabt mit dem Buch. Der Einstieg war nicht gut, die Berichte im Schwarzwald waren für sie ätzend, die empfand die Hauptperson als eine Art „Baron von Münchhausen“. Es kamen ihr immer wieder die beiden Begriffe Hochmut und Dummheit in den Sinn, aber doch wurden diese Empfindungen wieder durchbrochen mit der selbstironischen Art, wie Twain seine Anekdoten brachte. Es ist eine amerikanische, distanzierte Beschreibung einer Reise durch Europa. Sie nahm Twain den Zynismus nicht ab, sondern empfindet ihn als überheblich und herablassend. Im Anhang zum Buch „über die schreckliche deutsche Sprache“ fand sie Gefallen an Mark Twain, er ist ein Virtuose mit der Sprache! Zum Bummel hat sie den Zugang nicht gefunden.

Gräfin 5: Ihr hat das Buch ausgezeichnet gefallen. Selten konnte sie sich auf so hoch stehendem Niveau so unterhalten fühlen. Die Beschreibungen treffen erstaunlicherweise noch heute mitten ins europäische Herz. Klischees sind nicht so schnelllebig wie Modetrends! Spannend war vor allem die ausführlichen Reiseberichte aus Luzern und der Rigi. Eines der besten Reisebücher, das sie je las.

Lieblingszitate

Gräfin 1 S. 9: „Gründliches Nachdenken überzeugte mich, dass ich geeignet war, der Welt zu diesem Anblick zu verhelfen.“

Gräfin 5: S. 188 „Nun liegt doch der wahre Reiz des Wanderns nicht im Gehen oder in der Landschaft, sondern in der Unterhaltung.“

Gräfin 6 S. 201 „Den übrigen Sonntag lag ich zu Bett und las und ruhte mich von der Erschöpfung der Reise aus, aber ich schichte meinen Reisebegleiter, damit er mich beim Nachmittagsgottesdienst vertrete, denn ich lasse mich durch nichts in meiner Gewohnheit beirren, jeden Sonntag zweimal zur Kirche zu gehen.“

Gräfin 3 S. 260 „..wünschte ich, die Sonne würde mitten am Tag aufgehen, wenn es warm und hell und freundlich war und man selber nicht so verschlafen.“

Gräfin 2: S. 279 „Man merkte es, wie sehr die Sennhütte einen gefangen genommen hat, wenn man plötzlich auf ein neues Haus stösst – ein Haus, das die Stadtmode in Deutschland und Frankreich nachäfft, ein gekünsteltes Kastending, von aussen verputzt, damit es wie Stein aussieht, und überhaupt so steif, so förmlich, so hässlich und abstossend…“

Gräfin 4: S. 326 „Wir erstanden uns ein paar Flaschen Bier; jedenfalls nannte es sich Bier, aber am Preis merkte ich, dass es aufgelöste Juwelen waren, und am Geschmack, dass aufgelöste Juwelen als Getränk nichts taugen.“

Zum Weiterlesen

  • 1876 Die Abenteuer Tom Sawyers (dt. 1876)
  • 1881 Prinz und Bettelknabe (dt. 1956)
  • 1883 Leben auf dem Mississippi (dt. 1890)
  • 1885 Abenteuer und Fahrten des Huckleberry Finn (dt. 1890)