Bewertung: 4

McCullers Carson – Die Autobiographie

Bewertung: 4 Kronen

 

In ihrer Autobiographie, die auf Englisch unter dem Titel „Illumination and Night Glare“ erschienen ist, diktiert die schwerkranke Carson ihren Freunden, Sekretärinnen, Bewunderer und angeheuerten Studenten ihr Leben im Rückblick.

Zum Teil beschönigt, nicht immer chronologisch, Wahrheiten verzerrt und Begebenheiten ausgeblendet.

Zur Autorin

1917 Carson McCullers wird am 19. Februar in Columbus, Georgia als Lula Carson Smith geboren. Sie wächst mit einem Bruder und einer Schwester in einem behüteten Elternhaus auf.
1932 erkrankt sie an rheumatischem Fieber, das allerdings nicht korrekt diagnostiziert wird. In dieser Zeit beschliesst sie, Schriftstellerin zu werden.
1933 entsteht ihre erste Kurzgeschichte, „Sucker“. Carson macht ihren Abschluss an der Columbus High Scool.
1934 reist die siebzehnjährige Carson nach New York, angeblich um Klavier zu studieren, sie will aber schreiben. Mit verschiedenen Jobs hält sie sich über Wasser.
1935 lernt Carson in Columbus ihren späteren Mann Reeves McCuller kennen.
1936 erkrankt Carson schwer. Während sie den ganzen Winter das Bett hüten muss, beginnt sie die Geschichte „Der Stumme“, die später in „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ umbenannt wird.
1937 heiratet Carson Reeves McCullers. Sie ziehen nach North Carolina.
1939 beendet Carson den Roman „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ und beginnt mit „Spiegelbild im goldnen Auge“. Die Idee für „Das Mädchen Frankie“ entsteht.
1940 erscheint „Das Herz ist ein einsamer Jäger“. Carson und Reeves ziehen nach New York. Carson verkauft „Spiegelbild im goldnen Auge“ an Harper’s Bazaar. Carson trennt sich von Reeves und zieht in die Brooklyn Heights. Im Winter erholt sie sich von einer Krankheit bei ihren Eltern.
1941 erleidet Carson einen Schlaganfall. Carson und Reeves versöhnen sich wieder. Carson beginnt „Die Ballade vom traurigen Cafe“. Reeves fälscht Checks von Carson. Carson leitet die Scheidung ein. Im Winter erkrankt sie erneut.

1942 geht Reeves nach der Scheidung zur Armee. Carson beendet „Die Ballade vom traurigen Cafe“.
1943 erkrankt Carson an einer Infektion. Sie wird in Brooklyn von ihrer Mutter gepflegt. Sie versöhnt sich mit Reeves. Carson schreibt „The Member of the Wedding“. Reeves wird nach Europa verschifft.
1944 erkrankt Carson an Rippenfellentzündung und hat einen Nervenzusammenbruch. Carsons Vater stirbt. Ihre Mutter und Schwester ziehen zu ihr nach Nyack, New York.
1945 kehrt Reeves in die USA zurück. Carson und Reeves heiraten zum zweiten Mal. Carson beendet „The Member of the Wedding“.
1946 Carson und Reeves fahren nach Frankreich.
1947 erleidet Carson in Paris einen schweren Schlaganfall, 3 Monate später einen zweiten. Carson und Reeves werden in die USA zurückgeflogen.
1948 wird Carson zu einer der 10 verdienstvollsten Frauen Amerikas ernannt. Carson unternimmt einen Selbstmordversuch. Carson und Reeves versöhnen sich. Carsons Gesundheitszustand verschlechtert sich.
1950 reist Carson nach Irland. Reeves folgt ihr. Nach New York zurückgekehrt, trennen sie sich.
1951 fährt Carson mit dem Schiff nach England. Reeves folgt ihr als blinder Passagier.
1952 Carson und Reeves reisen nach Italien. In der Nähe von Paris kaufen sie ein Haus.
1953 Reeves begeht in Paris Selbstmord.
1955 stirbt Carsons Mutter.
1956 ist Carson während eines grossen Teils des Jahres krank.
1957 floppt die Broadway-Auffürung von „Die Quadratwurzel aus Wundervoll“. Carson leidet an Depressionen.
1958 macht Carson eine Psychotherapie und muss sich mehreren Operationen unterziehen.
1961 und 1962 folgen weitere Operationen.
1964 bricht sich Carson bei einem Sturz die Hüfte und den Ellbogen.
1965 Weitere Operationen.
1966 „Spiegelbild im goldnen Auge“ wird verfilmt. Carson beginnt mit ihrer Autobiographie.
1967 Carson erleidet einen Schlaganfall und liegt 47 Tage im Koma. Am 29. September stirbt Carson McCullers.

Kritik

Das Buch dokumentiert, dass zu ihrer Zeit sehr viel lief in New York. Sie hatte ein offenes Haus, viele Show-, Musik-, Literatur- und Filmgrössen sind bei ihr ein und ausgegangen. In ihrer Autobiographie hat sie sich über das Schaffen ihrer „Freunde“ ausgelassen, nicht immer sehr freundlich.

Die erste Gräfin fand sie Beziehung zu ihrer Mutter sehr kurios, vor allem, als Carson schwanger war, hat sie sich eigenartig verhalten. (Verlangte Abtreibung) Doch sie spürte im ganzen Buch den Humor von Carson und fand, das Buch sei kurzweilig zu lesen. Eine andere von uns hält dagegen, dass die Mutter nicht dominant war, aber immer präsent. Wenn man die Biographie und anschliessend ein Buch von Carson McCullers liest, findet man die Frau im Buch immer.

Carson schrieb sehr autobiographisch gefärbt. Sie bog sich in der Biographie die Wahrheit zurecht, sie musste das, um ihr Leben leben zu können. Sie schrieb, um sich selber zu bestätigen. Für Carson McCullers war das Schreiben Therapie. Ohne Schriftstellerei wäre sie viel eher gestorben. Die Autobiographie weist sehr viele Bilder auf.

Ja, bestätigt eine weitere Gräfin, Carson war eine tragische Figur, ist nicht nur körperlich, nein auch physisch angeschlagen. Sie hatte sicher auch andere Krankheiten. (Sie hat sicher Drogen genommen.) Sie brauchte das Schreiben, um sich zu sammeln. Sie war wie ein kleines Mädchen, immer auf der Suche… fand aber nichts. Sie hat überhaupt nicht reflektiert, nur notiert. Gerade deswegen war es ein Genuss, ihr literarisches Vermächtnis zu lesen. Man konnte sehen, wohin ihre Kraft ging, dass sie eben doch reflektieren konnte, einfach nicht in ihrem eigenen Leben.

Nur einer Gräfin bereitete Mühe, dass das Buch nicht chronologisch abgefasst war. Das Durcheinander in Zeit und Leben waren anstrengend; lieber hätte sie dann gleich nur Anekdoten aneinander gereiht. Sie konnte sich in dem Buch nicht orientieren und demzufolge hat es ihr auch nicht gefallen.

Uns fiel auf, dass Carson viele Daten durcheinander brachte. Sie hat sich von diesem Buch auch etwas anderes versprochen, hat aber im Grossen und Ganzen doch gerne in dem Buch gelesen.

Das Herz ist ein einsamer Jäger

Hier geht es um einen taubstummen Mann und 4 Hauptpersonen, die sich an diesem Taubstummen orientieren und von ihm Rat holen, sich dahinein interpretieren. Ein schwarzer Arzt, ein weisser Restaurantbesitzer, ein 12jähriges Mädchen und ein kommunistischer Arbeitsloser der Arbeiterklasse. Darüber wurde ein Film gedreht, der 1967 den Oscar gewann.

Die Ballade vom traurigen Café

Ein kurzes Stück aus dem Leben dreier verkrüppelter Menschen wird hier erzählt. Marvin Macy – seelisch verkrüppelt, Miss Amalia – gefühlsmäßig und der Bucklige – körperlich. Für eine kurze Zeit gelingt es den drei Figuren durch Liebe die Verkrüppelung abzulegen. Marvin Macy – ein Tunichtgut, wird handzahm, Miss Amalia – lernt den Umgang mit anderen und der Bucklige… zwingt allen die anders sind seinen Willen auf und manipuliert. Mehr möchte ich hier nicht erzählen, um nicht zu viel zu verraten. Eines der Bücher, das man unbedingt gelesen haben muss.

Zitate

1: S. 89 Ich lese meine Rezensionen nie. Wenn sie gut sind, könnten sie mir zu Kopf steigen, und wenn sie schlecht sind, würden sie mich nur deprimieren.

2: S. 91 Ich möchte immer schreiben können, egal ob in Krankheit oder Gesundheit, denn meine Gesundheit scheint fast völlig von meinem Schreiben abzuhängen.

3: S. 93 Wahrscheinlich kann man sagen, dass Reeves auf ehrliche Weise an seine Unehrlichkeit kam.

4: S. 99 Meine Mutter, die gute Seele, war der festen Überzeugung, Steaks würden mich von meinem Schlaganfall kurieren, also bekam ich Steak zum Mittagessen, Steak zum Abendessen und manchmal sogar Steak zum Frühstück.

5: S. 101 …das einzige Problem war, dass die Sekretärin keinen Sinn für Humor hatte, und wenn ich lachen musste, musste ich allein lachen, was ein bisschen gespenstisch ist, wie ich sagen muss.

6: S. 132 …ich hatte Angst, die Wirklichkeit würde meinen Träumen nicht entsprechen, und so zögerte ich lange, bevor ich die Einladung annahm.