Bewertung: 6

Michaela Karl – Noch ein Martini und ich lieg unterm Gastgeber

Bewertung: 6 Kronen

 

Dorothy Parker gehört bis heute zur meistzitierten Frau des amerikanischen Feuilletons. Sie wurde am 22. August 1893 als jüngstes von vier Kindern geboren. Die Mutter starb früh. Sie war jüdischer Abstammung vom Vater her (Rothschild), die Mutter war protestantisch. Erzogen wurde sie in einem katholischen Mädcheninternat. Sie heiratete dreimal, Ehemann Nummer 1 war Edwin Pond Parker III (1917 – 1928), mit Alan Campell vermählte sie sich zweimal, (1933-47 / 1950 -63).Kinder hatte sie, obwohl sehnlichst erwünscht, keine. Eine Schwangerschaft brach sie ab und erlebte später zwei Fehlgeburten. Sie rutsche mehrmals im Leben in tiefe Depressionen und versuchte sich insgesamt viermal das Leben zu nehmen.

Ab 1927 begann sie sich politisch zu engagieren. Sie begeisterte sich für den Sozialismus und begann sich für die Rechte von Unterprivilegierten einzusetzen.Während der McCarthy-Ära in den 50er Jahren wurde sie als Kommunistin verdächtigt und mehrfach vom FBI verhört. Dadurch geriet sie auf eine Schwarze Liste der Hollywood-Studios und konnte keine Drehbücher mehr schreiben. Sie war 1919 Mitbegründerin des Round Tables, im Hotel Algonquin in der Upper West Side in New York, wo man sich zum Mittagessen traf. Bei den täglichen Treffen lieferten sich die Teilnehmer heisse Wortgefechte in dem Sarkasmus und Alkohol an der Tagesordnung war.

Dotty Parker, wie sie von Freunden liebevoll genannt wurde, war eine schwierige, exzentrische, energische, egoistische, selbstzerstörerische, charmante, blitzgescheite, aber nicht wirklich liebenswürdige Person. Sie war Zeit ihres Lebens einsam. Ihre scharfe Zunge war gefürchtet, ihre Kritiken konnten vernichten oder in den Himmel heben. Wobei sie mehr Lust am Vernichten zeigte… als jung war sie beliebt und gefürchtet, zu allen Partys eingeladen, bei der High Society gern gesehener Gast, weil sie immer Betrieb mitbrachte. Je älter sie wurde, desto verbitterter, böser und einsamer wurde sie. Sie verfiel mehr und mehr dem Alkohol und starb 1967 vereinsamt und verarmt in New York.

Über die Autorin

Michela Karl wurde 1971 in Niederbayern geboren. Sie studierte in Berlin Geschichte, Politologie und Psychologie. Sie ist Mitglied der Münchner Turmschreiber. Biografien sind ihre Passion, sie promovierte mit einer Arbeit über Rudi Dutschke und ist auch Mitherausgeberin der Rudi-Dutschke-Werkausgabe. Sie ist Lehrbeauftragte für politische Theorie an der Hochschule für Politik in München. Im Juli 2010 wurde ihr Theaterstück „Bayerische Amazonen“ im Rahmen der Europäischen Wochen uraufgeführt. Michaela Karl ist verheiratet und lebt heute an der Donau.

Diskussion zum Thema

Gräfin 5: Eigentlich mag sie keine Biographien. Das Buch hat sie beim herum surfen im Internet gefunden. Ihr gefiel der Titel, auch oder gerade, weil er einen Grammatikfehler hat. In diesem Buch zeigt die Autorin zeigte auf, dass Dorothy immer wieder in dieselben Fallen fiel. Sie benahm sich unmöglich, war beleidigend, peinlich und wurde trotzdem bewundert. Gräfin 5 war fasziniert von der Welt, sie sich ihr öffnete. Man wird sofort in den Bann gezogen. Michaela Karl hat Dorothy auf ihrem Lebensweg begleitet, ohne zu kritisieren, zu beschönigen oder zu bedauern. Die Begeisterung der Autorin ist ansteckend. Wir waren mit dabei, wenn Dorothy einen Zusammenbruch hatte, versuchten zu verstehen, warum sie Menschen, die sie lieben, weggestossen hat oder warum sie ihre scharfe Zunge nicht zähmen kann. Aber ihr schien, Dottie wurde eingeladen und „bezahlt“, um fies zu sein. Damit die Leute was zu lachen und zum Fremdschämen hatten. Sie sagte, was andere sich nicht trauten.

Da sehr viele Persönlichkeiten vorkommen, hätte Gräfin 5 sich gewünscht, dass es eine Auflistung aller gibt, die im Buch erwähnt werden. Auch mehr Fotos wären schön gewesen. Gräfin 5 ist begeistert, es ist eines der besten Bücher, das sie in letzter Zeit oder überhaupt gelesen hat. Das Leben von Dorothy Parker wurde vor ca.15 Jahren verfilmt, mit Janet Jason Lee und Mathew Broderick in den Hauptrollen.

Gräfin 6: Sie fand dieses Buch super. Am Anfang ging es ihr ein bisschen zu weit, wie sie alle Personen beschrieb. Gräfin 6 war schon mehrmals in New York, darum konnte sie sich die Schauplätze und alles gut vorstellen. Sie fühlte im Buch als Zuschauerin. Ihr gefiel, dass die Autorin nicht gewertet hat, sondern die Tragik mit viel Sympathie schilderte. So ein Leben kann heute noch geführt werden, sie erinnerte sich während der Lektüre an Amy Winehouse. Sie hat das Buch extrem gerne gelesen. Einige der Bonmots wird sie sich merken und bei Gelegenheit irgendwo platzieren. Alles war würdig, erwähnt zu werden, es ist sehr, sehr gut recherchiert, absolute gute Unterhaltung, ein toller Schreibstil, extrem kurzweilig. Sie wird das Buch auf alle Fälle weiterempfehlen.

Gräfin 2: Ihr war Dottie ein Begriff, sie war seit ewig ein Liebling von ihr. Sie hat das Buch total gerne gelesen. Es war wirklich unterhaltsam und kurzweilig. Nur ist sie ein bisschen schockiert, weil Dottie eine recht böse Person war. Es hat sie gestört, dass sie vorne herum nett war, und hinterrücks so giftig und böse. Sie hat das Buch bereits weiterempfohlen. Ihr gefällt auch die Epoche, in der das Buch spielt. Es ist eine Zeit des Umbruchs, Stummfilm kommt und geht, die Stadt explodiert zu einer bisher unvorstellbaren Grösse und Dottie ging das Tempo voll mit. Die Autorin verstand es ausgezeichnet, diese temporeiche Zeit einzufangen und zu schildern. Man fühlte sich mittendrin im Geschehen. Der Glamour war greifbar. Dorothy bediente sich einer deftigen Sprache, obwohl sie sich sehr ladylike benahm. Das passe für Gräfin 2 nicht zusammen. Alle haben von ihr diese Rolle erwartet, wann hat es gedreht? Gräfin 2 hat es nicht gemerkt. Sie ihre Abtreibung weit herumerzählte, überraschte sie. Aber es bleibt der Eindruck einer faszinierenden Frau. Sie war durch und durch egozentrisch. Es traf sie tief, dass sie im Alter nicht mehr interessant war. Die Autorin hat am Schluss versöhnlich geschrieben, man spürte, dass sie Dottie gerne mochte. Ach ja, und dass Carson Mc Callum noch gnädig erwähnt wurde, hat sie total gefreut.

Gräfin 4: Sie hat das Buch in den letzten zwei Tagen gelesen. Leider sind die Englischen Zitate fast nie übersetzt, das findet sie schade. Ihr sagte vor der Lektüre der Name Dorothy Parker überhaupt nichts. Es kam ihr aber nie vor wie eine Biographie. Dieses verrückte Leben hat sie erschüttert. Vor allem, dass Dorothy nur schreiben konnte, wenn es ihr schlecht ging, hat sie bewegt. Dieses Leben könnte so fast nicht erfunden werden. Alles kam und ging so schnell. Über die Lektüre konnte sie schmunzeln, aber nie lachen. Weiterempfehlen würde sie das Buch nicht unbedingt. Es ist schwerer Stoff. (Was meint ihr, Dorothy hat sicher gemieft, sie war ja eine sehr unsaubere Person?..Der Lebenswandel hat sie schockiert. Zwei Dinge haben sie gestört: 1. dass die Ehe kaputt ging, hatte sie ganz alleine zu verantworten. 2. dass schon in den 20er Jahren ein wildes Sexleben herrschte, wo Ehemänner sich verheiratete Frauen als Geliebte hielten, wusste sie nicht. In den 50er Jahren waren ja dann wieder Heimchen am Herd gefragt. Die Boshaftigkeit am Ende ihres Lebens, dass sie die Bilder nicht an ihre Freundin vererbte, erstaunte sie sehr. So kam es ja dann auch zu der äusserst tragischen Situation, dass die Urne mit ihrer Asche sieben Jahre auf einem Regal herumstand.

Gräfin 1: Eine Biographie zu lesen hat sie herausgefordert. Was bewertet man hier? Die Geschichte von Dottie oder den Stil und Aufbau von Michaela Karl? Sie ist eine gute Schriftstellerin. Der Erzählstil und die Schreibweise von M. Karl sind durchwegs flüssig und haben sie sehr angesprochen. Gerne hätte sie mehr Fotos gehabt von der alten Dorothy und auch von ihren Freunden. Es war nicht immer einfach, die Personen und Namen zusammen zu bringen. Turbulent war die McCarthy-Ära, es kam ihr vor wie ein Buch über einen wichtigen Abschnitt in der amerikanischen Geschichte. Aber die Protagonistin hat sie gar nicht gemocht. Je schräger du bist, desto besser, war deren Lebensmotto. Doch mit ihrem Witz, ihren Provokationen war sie modern, hip, und überaus tragisch, zudem beziehungsgestört, gemein und fies. Das Gedicht von Hemmingway über Dorothy, war erschütternd. Sie sei ein Snob, Schnorrer und er hätte sie nicht kennen lernen wollen. Dottie hat ihre Eskapaden bitter gebüsst und musste einsam sterben.

Gräfin 3: Ihr hat das Buch sehr gut gefallen. Sie hat noch nie mit so viel Vergnügen eine Biographie gelesen. Die Personen waren gut vorstellbar. Dorothy kam in einen Strudel, fand keinen Ausweg. Es war viel Tragik da, vor allem als die Jungend schwand und sie für ihre Alkoholexzesse büssen musste, gesundheitlich und finanziell. Immer wieder war sie auf das Geld und Wohlwollen von Freunden und Gönnern angewiesen. Dieser Werdegang wurde von der Autorin durchaus authentisch beschrieben. Auch sie fand, dass Dorothy für ihre schräge Art bezahlt wurde. Dennoch, sie katzbuckelte nicht. Sie war ihr nicht sympathisch, dazu war sie zu fies und gemein. Es ist ein starkes Frauenbuch, das sie bestimmt weiterempfiehlt. Beeindruckend war, wie sie ihre Texte komprimierte auf das Allernotwendigste. Auch das ist eine Kunst, nicht nur das Romane schreiben.

Zitate

Gräfin 5: S. 168 ; „I do not like my state of mind, I’m bitter, querulous, unkind, I’m disillusiondes, empty-breasted. For what I think, I’d be arrested.“

Gräfin 2: S. 241: „Der Roundtable, das waren nur rein paar Leute, die Witze erzählten und einander bestätigten, wie gut sie sind. Ein Haufen protzender Grossmäuler, die sich tagelang Gags überlegt haben, nur um sie im geeigneten Moment zum Besten zu geben…“

Gräfin 4: S. 148: „Das Vögelchen singt nur, wenn es unglücklich ist.“

Gräfin 6: S. 183: « Wieder einmal ist eingetroffen, was sie schon immer für das einzig stets verlässliche Naturgesetz gehalten hat: « Alles ist schlimmer, als man sich’s vorgestellt hat. »“

Gräfin 3: S. 133: „…now I know the things I know; And do the things I do; Andi f you do not like me so, To hell, my love, with you!“

Gräfin 1: S. 224: „Ich möchte, dass du mir die Wahrheit sagst. Mochte mich Ernest wirklich?“

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