Bewertung: 6

Nicholas Drayson – Kleine Vogelkunde Ostafrikas

Bewertung: 6 Kronen

 

Mr. Malik ist bis über beide Ohren verliebt in Rose Mbikwa, der Leiterin der örtlichen Gruppe von Vogelbeobachtern. Während Mr. Malik noch plant, wie er Rose zum jährlichen Nairobi Hunt Ball einzuladen könnte, trifft der charmante Draufgänger Harry Kahn ein und macht deutlich, dass auch er Rose im Auge hat. Die beiden Rivalen kennen sich aus der Schulzeit und sind grundverschieden. Sie schliessen eine Wette ab. Wer von beiden innerhalb einer Woche die meisten Vögel identifizieren kann, darf Rose zum Ball einladen. Harry Kahn setzt alle Hebel in Bewegung und schreitet zusammen mit zwei australischen Touristen gleich zur Tat – er chartert Flugzeuge und Boote um in die Naturschutzgebiete Kenias zu kommen. Aber so leicht ist Mr. Malik nicht zu schlagen. Auch er kennt unorthodoxe Methoden und ist bereit, einiges auf sich zu nehmen um im Spiel zu bleiben.

Die Geschichte führt uns durch den anscheinend in der Kolonialzeit stehengebliebenen Club der indischen Gentlemen Nairobis, erzählt von Machtmissbrauch und Korruption, die der Chauffeur Thomas Nyambe im Auto aufschnappt und die Mr. Malik als Kolumnist weiterberichtet. Abenteuerlich wird es im Hinterland, als Mr. Malik mit seinem Shambaboy Benjamin in dessen Heimatdorf fährt, durch Harry Khans Ausflüge in die Naturparks des Landes und viele weitere kleine Details am Rande. Und man erfährt auch tatsächlich etwas über die in Ostafrika heimischen Vögel.

Über den Autor

Nicholas Drayson * 1954 in England, verheiratet mit Bernadette, Geografin

Studium: Geschichte und Wissenschaftsphilosophie in London

Ausbildung als Journalist.

Zoologie und Naturgeschichte Abschluss 1997

Seit 1982 lebt der Autor in Australien. Er schrieb Kolumnen und Artikel für verschiedene Zeitschriften und Magazine

1988 Sachbuch: „Wildlife: Australia’s flora and fauna gently“

Anschliessend verbrachte er zwei Jahre in Kenia. Roman: „Der goldene Skarabäus“

Heute lebt Nicholas Drayson wieder in Canberra.

Diskussion zum Thema

Gräfin 6: Sie hat das Buch ausgesucht, weil sie in Anbetracht der WM in Südafrika etwas von diesem Kontinent lesen wollte. Sie stiess auf die Kritik von „Vogelkunde“ und als sie die Widmung sah „für Bernadette“ war die Entscheidung gefallen. Der Titel des Buches ist etwas irreführend, aber es lohnt sich wirklich, es zu lesen.

Ihr Herz öffnete sich bei der Lektüre, es ist eine nette, amüsante, charmante Geschichte. Zwar ein bisschen belanglos und beliebig, aber dennoch nie trivial. Die Sprache ist leicht verständlich, aber speziell und literarisch. Die Story ist so aufgebaut, dass man immer ein Stückchen mehr über Mr. Malik erfährt. Eventuell gibt es eine Fortsetzung. (Da sind wir geteilter Meinung, ob wir das gut finden, einige von uns warten lieber auf die Verfilmung als auf eine Weiterführung der Geschichte.) Der Autor hat die Charaktere alle liebevoll beschrieben. Er ging nett mit allen Protagonisten um.

Gräfin 4: Auch sie fühlte sich beim Lesen gut unterhalten. Gut, es hatte etwas viele Vögel doch sie fand die Idee mit den Rückblicken sehr schlau. Die Wahrheit über Mr. Maliks Sohn und wie Mr. Malik sich läuterte beeindruckte sie tief.

Gräfin 1: Sie las das Buch in zwei Teilen, vor und nach den Ferien. Ein wunderbares Buch! In Anbetracht dessen, dass sie nebst Fachliteratur vorwiegend Krimis liest, tat dieses Buch ihr ausgezeichnet. So eine positive Geschichte! Sie las es mit einem „big smile“ auf den Lippen und ging grinsend durch die Gegend. Sie empfand die Geschichte als liebevoll geschrieben, detailgetreu und voll auf den Punkt gebracht. Der Autor schaffte es, Themen anzusprechen, die unangenehm und kritisch sind und behält dennoch die Leichtigkeit im Stil. Mr. Malik wuchs einem richtig ans Herz – obwohl er nicht mal einen Vornamen hat! Er ist distanziert beschrieben, würdevoll und korrekt.

Warum nimmt der Autor als Protagonisten Inder?

Gräfin 5: So ein unglückliches Sommerbuch! Alle Komponenten in der Geschichte, interessieren sie nicht wirklich. Was kümmert sie ein übergewichtiger, glatzköpfiger, alter Inder? In Afrika? Was soll sie mit Vögeln und Natur? Liebeskummer? Sie hat also diese Buch am absolut äusserst möglichen Zeitpunkt innert zwei Tagen gelesen und ist gestern erst fertig geworden. Kurz und gut; ­ noch gar nie hat es ein Buch geschafft, mit lauter für sie uninteressanten Themen sie dennoch so in den Bann zu schlagen. Mit der Sprache, dem Witz, den politischen Hintergründen. Der Schalk in dieser Geschichte begeisterte und übertrug sich auf ihre Stimmung. Der Autor hat Grossartiges geleistet! Sie fühlte sich in Kenia, sie stand mitten in Nairobi, suchte die Kläranlage und hatte Angst vor den somalischen Kriegern. Die Protagonisten wuchsen ihr sehr schnell ans Herz, auch Harry Khan, der Prahler, der alle für sich gewann und dem alles zwischen den Fingern zerrann. Die Männer im Club konnte sie fast riechen und hören. Die Probleme und Sorgen werden mit leichter Feder beschrieben, auch wenn sie sehr schwerwiegend sind.

Der Autor scheint sehr klug zu sein, und Kenia in seiner Zeit dort intensiv kennen gelernt zu haben. Spannend fand sie die Tatsache, dass in diesem Buch alle Kontinente vereinigt wurden. Handlungsort Afrika, Hauptpersonen Asiate und Europäerin, Gegenspieler kommt aus Amerika und der Autor lebt in Australien!

Gräfin 2: Sie las das Buch im Urlaub in Amerika. Sie konnte nicht dran bleiben und hat jeden Abend ein Stückchen gelesen und dann tagsüber ihrer Familie darüber berichtet. So konnte sie die Geschichte immer gleich reflektieren. (So wurde bei ihnen „Hagedasch“ ein geflügeltes Wort, das nun seinen festen Platz hat.) Rein äusserlich sprach sie schon der Umschlag des Buches an; im Gegensatz zu Gräfin 5 mag sie Tierbücher 😉 Aber auch ihr imponierte der leichte, beschwingte Stil selbst bei schwierigen Themen. Es imponierte ihr, wie blitzgescheit der Autor sein muss, denn nur dann kann er so „einfach“ erzählen. Man merkt ihm aber an, wie sehr er die Menschen liebt, über die er schreibt. Schlicht: ­ es war ein Genuss, diese Geschichte zu lesen.

Gräfin 3: Sie kann sich der allgemeinen Schwärmerei nicht völlig anschliessen. Sie kritisiert, dass es zu viele Themen in einem Buch hat. So empfand sie das Buch zeitweise als unecht. Als gäbe es nur diese eine Gelegenheit um alles zu erzählen. Warum sind die Protagonisten im Buch keine Afrikaner? So fühlte sie sich zu keiner Zeit nach Afrika versetzt. Auch die Zeit, in der die Geschichte spielt, konnte sie nicht der Gegenwart zuordnen. Für sie schien das zu verstaubt um heute zu sein. Sie stellte sich etwas anderes vor, nicht eine aufbereitete Geschichte des Kolonialismus. Das irritierte sie.

Dennoch, das Buch war auch für sie ein wahrer Genuss zu lesen. Es war amüsant, witzig, aber nicht wirklich stimmig. Wie Bollywood auf afrikanisch ->Afriwood! Sie wird das Buch gerne weiterempfehlen und zum Lesen weitergeben. Es hatte süsse Momente. Auch das Cover war zum Anschauen ein Hit.

Zitate

Gräfin 3: S. 26 „..aber heutzutage schien jeder „Stress“ zu sagen, und er betrachtete die Verwendung des Wortes als gute Übung, um hinsichtlich der modernen Entwicklung auf dem Laufenden zu bleiben. Das erwarteten die Patienten von ihm.“

Gräfin 6: S. 73 „Wurden Investoren für ein neues einkaufzentrum gesucht, wo war Harry derjenige, der die Bankiers zum Mittagessen einlud. Wurde ein Franchiseunternehmen vergeben, so war er derjenige, der die Gattin des Franchisenehmers unterhielt (und wie sie Harry mochten, diese Gattinnen).“

Gräfin 5: S. 89 „.. um Onkel Harry anzurufen, ob er Lust hatte, etwas zu machen. Nachdem sie etwas gemacht hatten, hatte er gesagt, er hätte Lust, etwas trinken zu gehen.“

Gräfin 4: S. 160 „Mr. Malik hätte, wenn er gewollt hätte, jederzeit meinen Gott oder eine ganze Reihe anderer Götter um Unterstützung bitten können, um die Ausstellung eines Ersatzführerscheins zu beschleunigen.“

Gräfin 1: S. 167 „Diese Aussage sollte ich vielleicht näher erläutern.“

Gräfin 2: S. 181 „Es ist zu tiefst irritierend, von einem Baum angesprochen zu werden.“