Bewertung: 3

Ron McLarty – Die unglaubliche Reise des Smithy Ide

Bewertung: 3 Kronen

 

Smithy Ide ist dick, ein Einzelgänger und bereits 42 alt, als er seine Eltern durch einen Unfall verliert. Seine Tage bestanden bis anhin aus essen, trinken und rauchen. Er ist ein Looser, auf dem Tiefpunkt seines Lebens. Am Tage der Beerdigung erfährt Smithy, dass seine Schwester tot in L. A. aufgefunden wurde. Er schwingt sich, ohne gross nachzudenken, auf sein altes Kindervelo und radelt los, quer durch die USA vom Osten nach Westen. Es ist eine Reise mit vielen Begegnungen. Er trifft skurrile und liebenswerte Charaktere, die ihm weiterhelfen oder ihn betrügen. Es ist aber auch eine Reise zu sich selbst, bei der aus einem emotional verkümmerten Fettsack ein liebender, liebenswerter Mann wird.

Über den Autor

Ron McLarty wurde am 26. April 1947 in Rhode Island geboren. Er ist Schauspieler und Drehbuchautor. Seine Theaterkarriere begann in den frühen 70er Jahren und führte ihn bereits 1972 an den Broadway. Er war als Drehbuchautor auch für „Sex and the City“ verantwortlich, ist also erfolgreich. Da sein vorliegendes Buch keinen Verleger fand, produzierte er die Geschichte als Hörbuch, in dem er selber die Texte las. Per Zufall fiel eine Ausgabe davon Stephen King in die Hände, der des Lobes voll war: „Das beste Buch, das sie nicht lesen werden.“ Daraufhin wurde das Buch gedruckt und ein Bestseller in den USA. . McLarty hat noch andere Bücher verfasst, die aber allesamt nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Als Schauspieler kennen wir ihn aus der Krimi-Serie „Law and Order: Special Victim Unit“. Er verkörpert dort Joseph Malloy.

Diskussion zum Thema

Gräfin 6: Sie las eine Kritik über dieses Buch in der NZZ am Sonntag und informierte sich auch bei „lesefieber.ch“ darüber. Ihr gefiel das Cover, auch sonst war sie von dieser Geschichte angetan. Das Buch enttäuscht sie nicht, Sprache, Stil und der Inhalt überzeugten sie. Sie mag es, wenn man in der Geschichte hin und her switchen muss, so erfährt man immer mehr. Die Geschichte geht vordergründig vorwärts, aber innerlich rückwärts. Je weiter Smithy voran kommt, desto mehr geht er in sich und in seine Vergangenheit. „Distanz schuf Nähe“, meint Gräfin 6. Das Buch war kurzweilig, die Hauptfigur war ihr sympathisch, es war leicht zu lesen. Der schräge Charakter des Protagonisten mochte sie, es war einmal nicht der typische, strahlende Held. Als Antiheld war er auf seine Art erfolgreich. Diese 400 Seiten waren schnell erledigt.

Gräfin 2: Sie hat eben erst das Buch beendet. Auch sie fand es einfach zum Lesen, man kommt gut und schnell voran. Aber mit dem Typen wurde sie nicht warm. Im Gegensatz zu Gräfin 6 fand sie weder Freude an der Sprache, am Stil oder am Inhalt. Wohin will diese Geschichte? Ist es ein Roadmovie oder eine Horrorgeschichte? Zwar hat es einige gute Passagen. Aber die ganzen Figuren waren zu flach, zu wenig ausgearbeitet. Norma blieb ihr fremd, auch die wunderschöne Schwester, die sich die Haare vom Kopf reisst, nimmt nie recht Gestalt an. Zwar hat es einige gute Passagen. Witzige Momente, in denen Smithy schrägen Typen begegnet, aber alles bleibt vage und entfernt. Nichts ist fassbar und bleibt im Nebel. Dass die Familie zerbrach an der Krankheit der Schwester, ist ein schreckliches Thema, blieb aber oberflächlich. Eventuell ist es einfach sehr amerikanisch? Das Buch lässt einen sehr ratlos zurück.

Gräfin 1: Sie fand das Buch ganz ok und las es ohne innere Widerstände. Doch wohin führte diese unglaubliche Reise? Den Schluss fand sie zum Schreien. Fuhr Smithy so weit, bis ans andere Ende des Kontinents, nur um sagen zu können, „ich liebe dich“? Es gibt zu viele skurrile Leute, das Ganze ist zu wenig ausgearbeitet. Eigentlich waren nur die drei Radfahrerinnen in ihren Augen nicht schräg und wirklich fassbar. Der Rest ist platt. Zwar machte er eine persönliche Entwicklung durch, aber die einzig spürbare Beziehung war die zu seiner toten Schwester. Die Hauptfigur wuchs ihr nicht ans Herz. Es fiel ihr nicht schwer, ihn am Schluss zu verlassen.

Gräfin 5: Sie stimmt mit Gräfin 2 und Gräfin 1 überein. Das Buch hat sie nie gepackt. Zwar fiel ihr das Lesen leicht, aber es nahm sie nie wunder, wie die Geschichte weiterging. Es erinnerte sie ein wenig an Forrest Gump oder sogar an Garp. Aber diese Geschichte hier ist lange nicht so gut. Von Anfang an war alles schwammig. „Ich bin blöd“, sagt dann auch Smithy bis am Schluss des Entwicklungs-Romans. Und was war eigentlich genau mit der Schwester los? Die Ärztin war kurios, und es gab gar keinen Massnahmenplan, wie man helfen könnte. Die Beziehungen von Smithy waren oberflächlich, einzig seiner Schwester fühlte er sich verbunden. Norma war unnahbar und nicht anrührig. Eigentlich mag sie es, wenn Geschichten in der Zeit hin und her springen. Aber hier war es des Guten zu viel. Im selben Kapitel wurde man durch die Jahre geworfen, oft scheinbar zusammenhanglos, einfach anstrengend und unmotiviert. Sie fand das extrem störend. Auch die Sprache hat sie nicht überzeugt. Zum Teil fand sie den Stil fast unbeholfen. Sie könnte sich die Geschichte als Film vorstellen, wenn ein guter Drehbuchautor sich vorher daran zu schaffen macht. Denn eigentlich war die Grundidee der Geschichte gut. Bei allem vorwärts drängen kam aber die Landschaft der USA, die Smithy durchquert, viel zu kurz. Der Autor hat es in ihren Augen eindeutig verpasst, mehr aus der Geschichte herauszuholen. Zwar hat die Hauptperson eine Wandlung durchgemacht, aber eigentlich rein äusserlich. Er sieht jetzt besser aus, ist schlank und trainiert. Aber sein Ziel hat er irgendwie verpasst. Aussen hui und innen pfui? amerikanisch!

Gräfin 3: Der Einband ­ das muss gesagt sein ­ ist sehr schön und anmächelig. Sie hatte zwar Zeit und las die Geschichte sehr schnell. Sie war auch einfach. Aber sie nervte sich oft und strich nur Negativzitate an. Die Hauptperson kam ihr elend rüber. Auch sie fühlte sich an Garp von John Irving erinnert. Was ihr gefiel, war die Auswahl der Orte, die Smithy durchfuhr. Wohin fährt er, wo ist er? Das trieb sie in der Geschichte voran. Das Zwischenspiel nervte sie. Teilweise stimmen auch die Zeiten nicht. Smithy erzählte so viel von seiner Schwester und wusste doch so wenig und es schien Gräfin 3, als wolle er auch nicht mehr erfahren. Sie wird dieses Buch sicher niemandem weiterempfehlen. Es ist kein Mehrwert, wenn man es gelesen hat. Zudem steckt ein schlechtes Lektorat hinter dieser Ausgabe, es wurde schludrig gearbeitet. Oft kam sie sich verschaukelt vor.

Zitate

Gräfin 2: S. 9;“Männer mit einem gewissen Gewicht und gewissen Gewohnheiten denken zeitweilig mit einer Klarheit, die ebenso intensiv wie flüchtig ist“

Gräfin 3: S. 130 „…die Eisenbahn sei die höchste und letzte Stufe des Reisens. Jetzt wirken sie wie Museen mit Zeitungsständern.“

Gräfin 6: S. 240 „Weil es tagsüber heiss war, ass ich mittags und abends fast immer nur kalte Thunfischsandwiches und zwischendurch Mengen von Äpfeln und trank Wasser aus der Flasche…“

Gräfin 1: S. 355 „Worum geht’s bei der Suche?“

Gräfin 5: S. 410 „Dummheit gibt nicht auf.“