Bewertung: 5

Sten Nadolny – Die Entdeckung der Langsamkeit

Bewertung: 5 Kronen

 

Das Buch beschreibt die Suche des englischen Seefahrers und Forschers John Franklin (1786-1847) nach der Nordwestpassage.

Eines war John Franklin mit Gewissheit nicht: schnell. Sein Tempo war anders als das seiner gesamten Umgebung: Langsamkeit bis zum Anschein des völligen Stillstands. Doch trotz dieser Einschränkung schafft er es, dass er zur Schule gehen darf, dass er auf einem Schiff aufgenommen wird, um dort als Matrose anzuheuern. John Franklin lernt, mit seiner Langsamkeit zu leben. Die eigene Geschwindigkeit kann er nicht steigern – doch er kann Situationen und Gespräche vorab trainieren, so dass sein Gegenüber nicht ganz so ungeduldig wird. Dennoch: der Beginn ist schwer. Er braucht eine Weile, bis dann wahrgenommen wird: John Franklin ist zwar langsam – aber stetig. Und mit einem ungeheuren Gedächtnis gesegnet. Wer hätte erwartet, dass das Kind, das einst als zurückgeblieben galt, eines Tages ein eigenes Schiff kommandieren würde – auf der Suche nach der legendären Nordwestpassage? Dass er Gouverneur in Tasmanien wurde und ein vielgeachteter Mann werden würde?

Zum Autor

Geboren: 29. Juli 1942 in Zedenick an der Havel
Aufgewachsen in Oberbayern
Sohn von Schriftstellerehepaar
Studium: Geschichte in Göttingen, Tübingen u. Berlin. Er promovierte mit einer Arbeit über Abrüstungsverhandlungen in der Weimarer Republik
Berufe: Taxifahrer, ehrenamtlicher Strafvollzugshelfer, Geschichtslehrer, Aufnahmeleiter bei Film u. Fernsehen.
1980: Lesung eines Kapitels seines Romans „Die Entdeckung der Langsamkeit“ in Klagenfurt (München 1983) wurde er bekannt. Er begeisterte die Jury, erhielt den Ingeborg- Bachmann-Preis u. teilte die Preissumme unter seinen teilnehmenden Kollegen auf.

Kurze Kritik

Ein empfehlenswertes Buch. Man braucht aber Zeit, um es zu lesen. Muss sich auf die Langsamkeit einlassen können. Kein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen mag, sondern vielmehr eine Art „Episodenlektüre“ (Ideal für Pendler!) zum Mit- und Nachdenken.

Der Abschied von John Franklin fiel schwer

„Ich habe mich hinter das Buch gemacht, ohne dass ich genau wusste, um was es geht. Und es hat für mich einen völlig überraschenden Gang genommen. Zumindest im ersten Teil. Ich hätte nicht geglaubt, dass John mit seiner Langsamkeit so viel erreicht. Mit der Zeit vermochte mich die Handlung dann nicht mehr so zu überraschen.

Beeindruckt war ich vor allem von auf den Entdeckungsreisen – insbesondere im Eis. So zum Beispiel, als die Gruppe auf einer Eisscholle trieb, die sich im Kreis drehte und John der einzige war, der das bemerkte.

Das Buch setzt durch das Hervorheben der Qualitäten der Langsamkeit einen schönen Gegenpunkt in unserer schnellen Zeit. Es hat mir so gut gefallen, dass mir am Ende der Abschied von John Franklin richtig schwer fiel.“

Lieblingszitate

Es gibt für alles zwei Zeitpunkte, den richtigen und den verpassten. (37)

Weil Franklin so langsam ist, verliert er niemals Zeit. (103)

Das Ziel war wichtig gewesen, um den Weg zu erreichen. (197)