Bewertung: 4

Annette Kolb – Daphne Herbst

Bewertung: 4 Kronen

 

Daphne Herbst ist eine junge Frau der Münchner Gesellschaft. Sie bewegt sich in den gehobenen Kreisen, wird von diesen jedoch verachtet, da ihre Mutter eine Bürgerliche ist und ihr Vater deshalb von seiner Familie enterbt und seines Namens enthoben wurde. Die romantische Liebesgeschichte zwischen Daphne und Carry Loon, einem Schweizer Architekten, scheitert an den Intrigen der heranwachsenden Schwester Flick. Daphne stirbt den Tod einer Kameliendame. Die Auflösung der feudalen Gesellschaft in den Jahren vor dem ersten Weltkrieg bildet den Hintergrund dieser Geschichte.

Die Geschichte weist sarkastische Züge auf und liest sich wie ein „Gala“ ohne Hochglanz-Fotos. Die vielen Fremdwörter, französischen Ausdrücke und Dialoge gestalten die Lektüre sehr anspruchsvoll.

Daphne, eine Nymphe der griechischen Mythologie, Tochter des Flussgottes Peneios. Wie die Göttin Artemis war sie eine jungfräuliche Jägerin.

Über die Autorin

Annette Kolb, mit bürgerlichem Namen Anna Mathilde Kolb, (* 3. Februar 1870 in München,
† 3. Dezember 1967 in München) war eine deutsche Schriftstellerin. Sie setzte sich nachhaltig für den Frieden ein und erwarb sich Verdienste um die deutsch-französische Verständigung. In Romanen beschäftigte sie sich kapriziös-anmutig mit dem High-Society-Leben.

Diskussion zum Thema

Gräfin 3: Sie erläutert, dass sie das Buch praktisch „blind“ ausgesucht hat. Ihr gefiel der Anfang, dieser Text mit französischen Wörtern gespickt, fand sie extrem lässig. Der Beginn und Einstieg war aber harzig, doch es gefiel ihr zunehmend besser. Sie hat den Klatsch genossen, der über sie ergossen wurde. Sie brauchte aber einen Überblick, schrieb sich viel auf, vor allem Namen, ohne das alles anzustreichen, hätte sie sich im Text verloren.

Doch gerade Flick, eine der Hauptfiguren war ihr zu wenig deutlich. Ab der Hälfte des Buches hat sie gerne darin gelesen, es ist aber zugegebener Massen sehr anspruchsvoll gewesen, vieles las sie doppelt. Mit weniger Fremdwörtern wäre das Buch weniger bemühend gewesen, aber das versnobte München zu dieser Zeit war wohl so, damit niemand sie richtig versteht, der nicht dazu gehört…

Gräfin 2: Sie ist mit Gräfin 3 fast einer Meinung, viele Seiten musste sie zweimal lesen. Doch das Buch hat sie schnell gepackt, an 2 Abenden hatte sie es durch. Es dünkte sie spannend und sehr anspruchsvoll, aber sie hat es sicher nicht so genau wie Gräfin 3 gelesen. Die Nebenfiguren gerieten bei ihr in Vergessenheit. Das Buch hat ihr extrem gefallen, die tollen Sätze, gute Konstruktionen, kompliziertes Gefüge, Aufzeigen der Gegensätze. Sie empfand das Buch nicht als tötelig wie Gräfin 5, aber die Liebesgeschichte von Daphne und Carry war ihr eindeutig zu lauwarm, das konnte ja nichts werden. Die haben eindeutig zu lange gewartet, um das Glück zu packen.

Gräfin 1: Das Buch war spannend, so ein Stil zu lesen ist ganz interessant, zur Abwechslung. Das Büchlein lag gut in der Hand, ein schönes Ding, aber streng zu lesen. Doch es war flüssig zu lesen, die bayrischen Ausdrücke waren für sie heimisch, der gesellschaftskritische Stil hat ihr gut gefallen. Aber der Schluss!!! Dass Daphne einfach so endet, „jä nei“! so blöd. Man sollte doch dieser Flick mal eins kräftig auf die Finger geben. Aber nichts passierte, und so lebte Daphne ihrer Märtyrerrolle weiter. Daphne kuscht vor dem Vater; unverständlich. Flick löste in ihr zornige Gefühle aus. Diese war nämlich ganz und gar nicht harmlos, sondern fies und berechnend. Daphne war wohl der Mittelpunkt, aber alles ging im Prinzip an ihr vorbei. Sie blieb im Fluss und um sie herum gings turbulent zu. Eigentlich ist sie zu unrecht die Hauptfigur.

Gräfin 5: Das Buch lag ihr wie ein Stein im Magen. Hat es überhaupt nicht gemocht. Es war durch und durch morbid, überall hat’s „getötelet“. Das hat sie nicht interessiert. Vielleicht wäre es im November einfacher zu lesen gewesen? Doch die Sprache war gut, die Wortwahl spannend. Doch alles in allem war es ihr nicht flüssig genug, sie zieht ein Klatschheft der heutigen Zeit vor. Mit den Figuren konnte sie nichts anfangen, keine war ihr nah. Flick war unglaublich narzisstisch, Daphne selbstlos, alles Figuren wurden durchs Leben geschoben, ausser Flick, die ihre Energien aber negativ einsetzte und die ganze Familie zerstörte.

Gräfin 4: Sie schliesst sicher der Meinung von Gräfin 5 an. Die Figuren packten sie nicht, die Geschichte interessierte sie nicht, die Personen waren ihr nicht nah. Die Sprache war toll, der Schluss gefiel ihr, ein Happy End hätte ihr überhaupt nicht zugesagt, obwohl sie das in der Regel mag. Die böse Schwester kam ungestraft davon.

Gräfin 6: Sie sieht es ähnlich wie C + C, aber nicht ganz so extrem. Ganz klar, der zweite Teil des Buches gefiel ihr eindeutig besser. Der 1. Teil war so ein Geplänkel zur eigentlichen Geschichte, ein Vorspiel. Erst im 2. Teil wurde die Geschichte vorangetrieben. Ihr hat der Blick von Daphne auf die Gesellschaft gefallen. Die Beschreibungen waren ja zum Teil sehr ironisch und amüsant. Doch auch sie hat die Story nicht gepackt, es war kein Fluss drin, sie ist immer wieder über Ausdrücke gestolpert, auch das Büchlein rein äusserlich hat ihr nicht gefallen. Bei diesem Buch handelt es sich um Pflichtliteratur in der Schule.

Lieblingszitate

Gräfin 6: S. 25 „Es ist etwas Eigenes um die Versnobtheit. Man sollte denken, Kellner, Portiers (…), kurz Leute in abhängiger Stellung, neigten ihr vornehmlich zu. Aber der Snobismus ist eine Subalternität für sich.

Gräfin 4: S. 40 „Von Flick durfte es nicht länger heissen, sie sei zu klein. Sie hatte das interessante Augenfleisch Constanzes, wenn auch nicht ihren Blick, die schönen Achseln Daphnes, wenn auch den kürzeren Hals. Locken, aber keinen Kopf, pflegte ihr Vater sie zu necken…“

Gräfin 1: S. 55 „Des Öfteren liess sich ja einer irrlichtern und hielt um sie an, aber es gab bisher keinen, der sich ihretwegen vom chinesischen Turm oder in die Isar hinabstürzte, irreging oder auch nur unglücklich wurde, weil er auf sie verzichten musste.

Gräfin 3: S. 68 „Was für eine Lucius?“ – „Personne, ganz was Kleines. Keine geborene“

Gräfin 2: S. 71 „Wo sind die schönen Zeiten hin, wo wir zu Hause den Fisch noch mit dem Messer assen!“ rief er.

Gräfin 5: s. 119 „ Was wissen wir vom Gestorbensein?“ „Hernach ist’s zu spät“, zitierte Antonie mit ihrem gestossenen Lachen.

Zum Weiterlesen

  • 1934 – Die Schaukel, Roman
  • 1937 – Mozart. Sein Leben., Biografie
  • 1941 – Schubert. Sein Leben., Biografie
  • 1954 – Blätter in den Wind, Essays