Bewertung: 4

Connie Palmen – Idole und ihre Mörder

Bewertung: 4 Kronen

 

Dieses Buch beginnt mit einer Flasche Champagner. Ein Fan aus Deutschland schickte diese an die Adresse von Connie Palmen, kein Brief, keine Erklärung – nur der Champagner und: Präsent i.A. von Dr.Ludwig von Gandersheim.

Connie Palmen schickt ein Dankeschön an die Adresse des Weinhändlers als Antwort. Zu Weihnachten erscheint eine Kiste mit drei Flaschen, zusammen mit der Bitte um ein Treffen. Ein mulmiges Gefühl, das sich nicht abschütteln lässt, ist der Grund dafür, dass Connie Palmen dem Treffen zustimmt.

Dabei erfährt sie dann aus dem Munde des Verehrers: “Ich wollte sie töten.“

Dies ist der Aufhänger für das Essay, das sich um Mörder, ihre Selbstwahrnehmung und ihre Motive dreht, um Autoren und Schauspieler, die diese Wahrnehmung zum Thema machen und um berühmte Mordfälle, ihre Mörder und Opfer.

Viele Ideen rund um Stalker, Motive, Fiktion und Wirklichkeit, Identifikation und Verblendung werden hier anhand der Morde an Versace, John Lennon und sogar Dicke Greenleaf, dem Helden aus Patricia Highsmiths „Der talentierte Mr. Ripley“, aufgezeigt.

Kritik aus: buecher4um.de

Über die Autorin

Connie Palmen (* 25. November 1955 als Aldegonda Petronella Huberta Maria Palmen in Sint Odiliënberg, Limburg) ist eine niederländische Schriftstellerin. Sie studierte Philosophie und Niederländische Literatur und debütierte 1991 mit dem Roman De Wetten, dessen Erfolg ihrer unmittelbaren Bekanntheit in den Niederlanden einbrachte und das auch international Verbreitung fand, unter anderem auf Deutsch (Die Gesetze, 1993) und Englisch (The Laws, 1993). Ihr nächstes Buch, De Vriendschap (1995, deutsch: Die Freundschaft, 1996), erhielt den niederländischen AKO-Literaturpreis.
Palmen war von 1991 an bis zu dessen plötzlichem Tod 1995 mit dem niederländischen Journalisten, Schriftsteller und Talkmaster Ischa Meijer liiert. Über diese Beziehung schrieb sie das Buch I.M. (1998, deutsch: I.M. Ischa Meijer – In Margine, In Memoriam, 1999). Palmen lebt in Amsterdam und führt seit 1999 eine Beziehung mit dem Journalisten und D66-Politiker Hans van Mierlo.

Diskussion zum Thema

Gräfin 1: Sie war sehr enttäuscht, obwohl es ein Buch ihrer Lieblingsschriftstellerin war, oder gerade deswegen. Der Einstieg war ja noch spannend, aber dann wurde es chaotisch. Was will sie eigentlich? Grundsätzlich spannend, aber nur als Anreiz zum Denken. Persönliche Betroffenheit kann Connie Palmen gut beschreiben. Doch dieses Thema hätte höchsten für eine Kolumne gereicht, für ein Buch war es zu früh ausgeschöpft. Gelesen war das Buch schnell, denn es war nicht kompliziert und ziemlich dünn. Sie würde das Buch nicht weiterempfehlen. Connie Palmen ist eine unkonventionelle Schriftstellerin, das sieht man leider in diesem Buch nicht so wie in anderen Werken. Es ist schön fürs Büchergestell, optisch tipp-top. Als Gegenvorschlag: „In Memoriam“.

Gräfin 6: Zu Beginn war sie sehr interessiert, weil der Anfang viel verspricht. Man erwartet eine gute Geschichte. Doch sie hatte Mühe, weil es nicht das Gebiet der Connie Palmen zu sein scheint. Das Thema wäre sehr spannend, ist aber von der Autorin wirr umgesetzt worden. Gräfin 6 hätte sich mehr dafür interessiert: Wie ging sie mit der Gewissheit um, dass jemand sie umbringen wollte? Was bedeutete das für ihr Leben? Ihren Alltag? Ihr Befinden? Psychologisch und philosophisch war Connie Palmen als Romanschriftstellerin überfordert; Analysen, die nicht beweisbar sind, werden einfach in den Raum gestellt. Sie war vom Buch enttäuscht.

Gräfin 3: Der Einstieg in die Story war super. Sie konnte sich gut einfühlen, vor allem, wie der Fan in die Wohnung kam. Er war definitiv zu nah! Sie erwartete nun, dass die Geschichte weitergeht. Aber es kam kein Erzählfluss auf. Sie fühlte sich betrogen. Die 4 Figuren (Nonne, Nutte, Psychiater, Schauspieler) fand sie nicht schlecht. Als Erklärung öffentlicher Personen. Aber Gräfin 3 fühlte sich stehen gelassen auf der persönlichen Ebene. Es wahr repetitiv, bezugnehmen auf vorher. Eine grundlegende Struktur fehlte ihr, sie fühlte sich orientierungslos. Es war eine Sammlung loser Gedanken der Schriftstellerin, aber kein roter Faden, keine Kapitel oder Einheit war in dem Buch. Deshalb konnte sie sich während des ganzen Lesens nicht damit anfreunden. Nur das Namensregister, das war gut! Sie hat es nicht ganz ungern gelesen, aber es ist definitiv kein „im-Zug-zu-lesen“ Buch. Man muss Ruhe haben, um es zu lesen.

Gräfin 2: Sie war gleich im Buch drin, aber dann hing Connie Palmen bald einmal ihren eigenen Gedanken nach. Eigentlich clever gemacht: die Leute sind hereingezogen und bleiben dran. Aber es war nur ein Aufhänger, dieser Anfang. Sie sieht das Buch nicht so schlecht und negativ, denn dieses Thema gefiel ihr und beschäftigte sie. Mit den Personen machte sie Patch-Work, man kann das Buch einmal lesen und am besten danach gleich nochmals in Ruhe. Es ist kein abgerundeter Schluss, kein Sandwich zum Abbeissen. Connie Palmen schreibt sehr gut, treffend, vereinfachend. Es sind oft soviele Gedanken auf einmal zu lesen, nach der Lektüre des Buches begegneten ihr viel der Themen in der Tagespresse. Die Story ist echt zeitgenössisch, Idole sind ein Produkt, nicht Menschen. Sie hat durch den offenen Schluss einen nachhaltigen Eindruck gemacht.

Gräfin 4: Der Anfang war spannend, der Gedankenfluss der Mörder zu lesen, deren Beweggründe zu Erfassen war interessant. Der Rest des Buches: was soll das? Es sagte ihr überhaupt nicht zu, die Gedankengänge waren für sie nicht nachvollziehbar. Den Mörder treibt es zur Berühmtheit; da drängt sich bei ihr de Vergleich mit Personen auf, die ihre schlechten Phasen damit verdrängen, dass sie sich um die Probleme anderer kümmern. Es ist kein Schluss da im Buch, die Klammer mit der Auflösung hat sie überlesen.

Gräfin 5: Wie bei allen: der Anfang hat sie begeistert. Es war so spannend, dass sie das Buch erst zur Seite legte, damit sie es nicht zu früh fertig gelesen hat. Doch die Erwartungen waren zu hoch. Sie fühlte sich nicht ernst genommen von der Autorin. Diese machte Sätze, die sie nicht ansprachen. Ihr schien es, dass die Autorin bereits nach wenigen Seiten das gesagt hatte, was zusagen war. Das weitere war ein penetrantes Wiedeholen der Ideen. Die philosophischen Gedankengänge von Platon, der ja grundlegende Studien über die IDEE und IDEALE gemacht hat, kamen bei Connie Palmen auf S. 97. Die Autorin versprach zu Beginn eine Geschichte, die dann nicht kam. Die Gedanken sind zum Teil ansprechend, aber leider reichen sie höchstens für eine Kolumne. Die Gedankengänge sind ihrer Ansicht nach nicht ausgereift genug, um ein Buch zu füllen. Der Schluss erschien ihr, als hätte jemand den Stecker beim Computer rausgezogen. Auch die Sprache und der Stil waren zum Teil bemühend. Wortkreationen wie Puffläufer fanden bei ihr nicht den Anklang wie bei anderen Gräfinnen. Vor allem Wiederholungen solcher eigenen Schöpfungen sind anstrengend beim Lesen.

Zitate

Gräfin 3: S. 21 -> „Gott schnarcht nicht.“

Gräfin 1: S. 76-> „Ansprüche in einen anderen stellt man, wenn man den eigenen Ansprüchen selbst nicht gerecht werden kann.“

Gräfin 2: S. 33 -> „ Das Wort Identität passt nicht zu berühmt.“

Gräfin 4: S. 95 -> „Jemanden ermorden heisst, ihm das Vermögen zu nehmen, sich zu ändern.“

Gräfin 5: S. 46 -> „Die Medien haben unseren Bekanntenkreis um Hunderte von Personen erweitert..“

Gräfin 6: S.53 -> „Ein Image macht mich nicht zu dem, was ich bin. Ein Image steht nicht mit Hühnerbrühe am Bett, wenn ich Fieber habe.“

Zum Weiterlesen

  • Die Gesetze (1993), ISBN 3-257-22786-8 (ndl. De wetten, 1991)
  • Die Freundschaft (1996), ISBN 3-257-23015-X (ndl. De vriendschap, 1995)
  • I.M. Ischa Meijer, In Margine, In Memoriam (1999), ISBN 3-257-23287-X (ndl. I.M. Ischa Meijer – In Margine, In Memoriam, 1998)
  • Die Erbschaft (2001), ISBN 3-257-23342-6 (ndl. De erfenis, 1999)
  • Ganz der Ihre (2004), ISBN 3-257-23476-7 (ndl. Geheel de uwe, 2002)
  • Luzifer (2008), ISBN 3-257-06642-2 (ndl. Lucifer, 2007)