Bewertung: 5

Eveline Hasler – Ibicaba: Das Paradies in den Köpfen

Bewertung: 5 Kronen

Die Geschichte beruht auf tatsächlichen Begebenheiten.

Am 17. April 1855 treten 265 Auswanderer, angetrieben von Hunger und den Paradiesvorstellungen aus der Zeitschrift „Kolonist“, die gefährliche Schifffahrt nach Brasilien an. Die Erwartungen an die ferne Kolonie «Ibicaba» sind gross. Ein Haus sowie Kaffeeplantagen wurden ihnen versprochen. Die Reise bezahlen sie mit Vorschüssen, die nach drei Jahren Arbeit in den Kolonien abbezahlt werden können.

Doch mit der gefährlichen Reise, welche viele Tote fordert, ist das Schlimmste nicht überstanden. Der Traum entpuppt sich als Alptraum. Die Versprechen werden nicht eingehalten, die Berichte im „Kolonist“ waren Betrug. Hunger, Schulden und harte Arbeit prägen den Alltag. Der Lehrer Thomas Davetz, welcher der Anführer der Auswanderergruppe vom Frühjahr 1855 war, setzt sich für seine Mitbürger ein. Gemeinsam steuern sie mit Verträgen und Briefen über die Wirklichkeit Richtung Gerechtigkeit entgegen. Schliesslich kommt ein Kontrolleur aus der Schweiz vorbei und sieht sich die Zustände der Kolonie an. Davetz wird wegen seiner aufrührerischen Taten bedroht und muss in die Schweiz zurückfliehen. Er verspricht den Zurückgebliebenen, Hilfe zu schicken.

Über die Autorin

Eveline Hasler kommt am 22. März 1933 in Glarus zur Welt. Ihre Eltern lassen sich scheiden, was zur damaligen Zeit aussergewöhnlich war. Sie lebt fortan bei ihrem Vater und dessen neuen Familie. Sie studierte an der Universität Freiburg und in Paris Psychologie und Geschichte. Sie wird Sekundarlehrerin. Ab 1958 lebt sie mit ihrem Mann und den Kindern in St. Gallen. Seit rund 20 Jahren wohnt sie in Ronco s/Ascona.

Ihre schriftstellerische Laufbahn begann sie in den 60er- und 70er Jahren mit Kindern- und Jugendbüchern. Später verfasste sie auch erzählerische Werke für Erwachsene, Ihre Romane drehen sich meist um historische Stoffe aus der Schweizer Geschichte. Sie wurde bereits in 12 Sprachen. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet und ist Mitglied des Vereins Autorinnen und Autoren der Schweiz.

3. Diskussion zum Thema

Gräfin 5: Sie hat das Buch bereits Ende 80er Jahre in St. Gallen gekauft, aber dann doch nicht gelesen. Es ist also seit rund 30 Jahren auf ihrem SUB. Doch nun mit der Fussball WM und den olympischen Spielen will sie über Brasilien lesen. Zudem mag sie historische Romane.

Am Anfang der Lektüre, dass im Buch die direkte Rede fehlte. Dieser Eigenes Stil der Autorin war für sie gewöhnungsbedürftig. Deshalb las sie das Buch in drei Etappen.

Trotz dieser Irritation kam sie schnell in die Geschichte rein. Da sie der Hintergrund sehr interessierte, hat sie auch über weitere Informationen über Davatz, Veruerio und Oswald nachgeforscht. Sie würde fündig. Spannend fand sie, dass in den brasilianischen Geschichtsbüchern über diesen Vorfall berichtet wird! Es hat sie sehr betroffen gemacht, dass die Schweiz den Auswanderern diese Schuld nicht erlassen hat. Ihr hat das Buch sehr gefallen. Sie war berührt und mitgenommen. Die Beschreibungen waren genau richtig in der Menge. Sie hätte nicht mehr gebraucht.

Gräfin 2: Auch sie hat das Buch in drei Etappen gelesen. Am Anfang mühte sie sich auch mit dem Stilmittel der fehlenden direkten Rede ab. Aber durch das Thema ist es aufgegangen. Ihr gefiel, dass ihr die Figuren nicht zu nahegingen. Sie ärgert sich oft, wenn in heutigen Filmen so nah hingeguckt wird. Sie hatte durch diese Distanz viele eigene Bilder im Kopf. Sie kannte den Hintergrund der Geschichte, aber dieses schlimme Ausmass war ihr nicht bekannt. Was für eine brutale Zeitepoche! Es hat ihr gutgetan, sie kann dadurch die heutige Zeit relativierter betrachten. Es war eine grossartige Zeit mit diesem kleinen Buch!

Gräfin 4: Sie brauchte zwei Rutsche um das Buch zu lesen. Sie liess sich das Buch vom Sohn vorlesen, während sie Konfi eingekocht hat. Dadurch kam die Geschichte ganz anders daher. Hasler erschien ihr vorne und hinten zugeknöpft. Es war schwierig zum Zuhören. Querlesen ging nicht. Sie fragt e sich, läuft das heute noch so? Wird in Syrien die Schweiz oder Deutschland als das gelobte Land angepriesen?

Die Geschichte war bis zum Schluss spannend. Man wusste bis am Ende nicht, wird Davatz abgemurkst oder überlebt er?

Gräfin 1: Oh nein, ein Geschichtsbuch! Die Sprache, hat ihr im Gegensatz zu anderen Gräfinnen, von Anfang an sehr gefallen. Es war nichts Schwülstiges. Sie hat es auch in einem „Schnutz“ durchgelesen. Sie war bei den Eltern in Spanien in den Ferien. In deren Haus wurde wegen Bauarbeiten das Wasser abgestellt. Da war sie im Buch genau an der Stelle, als das Wasser im Schiff brach wurde und nicht mehr geniessbar war. Ein interessanter Zufall! Zhu wissen, dass die Geschichte im Buch echt ist, war bewegend. Die Frauen, die als Kinderbetreuung engagiert und als Sexsklavinnen gehalten wurden, beschäftigte sie. Es ist nicht so lange her! Die Schweiz wollte damals tatsächlich arme Leute elegant loswerden und hat deshalb auch die Schulen nicht erlassen. Sie wollten sie nicht zurück. Die Rolle der Frauen, die die Schulden der verstorbenen Ehemänner übernehmen und zurückzahlen mussten, schockierte sie. Barbara Simmen und Peter Ackermann, das war gar nicht Schönes, Romantisches. Aber ohne diesen Plot wäre es ein reines Geschichtsbuch geblieben. Nur Fakten an Fakten, aber nicht emotional an Figuren genknüpft. Ein „Happy End“ hätte diesmal gutgetan. Sie hatte sehr grosse Mühe, ein Zitat zu finden.

Gräfin 3: Es ist eindeutig eine Erzählung, kein Geschichtsbuch. Dafür kommen zu viele Personen darin vor. Die Verkörperung von Davatz: Er schrieb auf, wie es wirklich war. Zu Beginn fand sie den Stil mühsam zu lesen, sie kam nicht rein, fand den Rhythmus nicht, es hatte keinen Fluss. Auch die Distanz zu den Personen war schwierig. Die Hauptfiguren werden einem nicht schmackhaft gemacht. Alles ist so fatal: armer Lehrer, arm geboren, glücklich durch seine Ausbildung, aber brachte es dennoch nie auf einen grünen Zweig. Die Betroffenheit beim Lesen war gross, weil sie die Reichen ja wieder an den Armen bereichern. Die Auswanderer nahmen so viel auf sich und fanden doch kein Glück. Davatz insofern schon, weil er mit seiner Familie wieder zurück konnte in die vertraute Heimat. Zum Stil des Buchs muss sie sagen: Sie mag keine Sätze ohne Verben! Aber das Buch gefiel ihr des Inhalts wegen. Informationen darin sind für sie ein Mehrwert. Es hätte aber weniger Figuren gebraucht.

Zitate

Gräfin 3

S. 29

Mit den Jahren wächst die Versuchung, einen Pakt zu schliessen, mit dem was ist.

Gräfin 5

S. 38

Die Armut stinkt aus den Fensterlöchern!

Gräfin 2

S. 115

Über die ganze Welt haben die Herren ein Netz gespannt, da verfängt sich, was kreucht und fleucht, Barbara, hatte Räz, der Schuhmacher, am Abend zu ihr gesagt.

Gräfin 4

S. 164

Während die Zeit im Prättigau klar abgezirkelt gewesen war, gebündelt in Siebnereinheiten, überschuabar, wucherten in Ibicaba die Tage durcheinander, ein verfilztes Gestrüpp Zeit.

Gräfin 1

S. 191

Wann ist denn eure Schuld abverdient?

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