Bewertung: 5

Aldous Huxley – Schöne neue Welt

Bewertung: 5 Kronen

Zum Inhalt

Aldous Huxley - Schöne neue WeltDer Direktor der Brut- und Normungsanstalt Berlin (kurz:BuND) erklärt einer Gruppe Studenten den Normungsvorgang, der Menschenkasten mit möglichst gleichen Mitgliedern schafft.

Die Kinder werden nicht geboren sondern entkorkt und werden anschliessend im Normungsraum darauf trainiert, eine Abneigung gegen Dinge wie Bücher und Blumen zu entwickeln. Ausserdem werden ihnen wochenlang während des Schlafes Leitsprüche eingeredet, welche sie zwar nicht begreifen, sich aber merken sollen.

Im Garten stösst die Gruppe auf den Weltaufsichtsrat (WAR) Mustafa Mannesmann. Dieser erklärt den Schülern, dass Dinge wie Geschichtsunterricht nach dem Glauben des Ford, welcher eine neue Zeitrechnung eingeführt hat und von der Gesellschaft als Gottersatz verehrt wird, genauso Blasphemie sei wie Gefühle oder Familienbewusstsein.

Sigmund Marx ist ein Mitglied der höchsten Kaste in der Gesellschaft und „liebt“ die junge Lenina Braun, welche der Beta-Kaste angehört. Er will ihr zeigen, dass das Leben nicht nur aus positiven Gefühlen besteht, und fliegt mit ihr in ein Wildenreservat. Dort lernen die beiden Filine und ihren Sohn Michel kennen. Offenbar handelt es sich bei Filine um eine ehemalige Freundin des BuND – und bei Michel somit um dessen leiblichen Sohn. In der Tatsache sieht Sigmund eine Chance, seine drohende Ersetzung durch einen anderen Alpha-Plus Bürger abzuwenden. Er nimmt Filine und Michel mit in die Neue Welt.

Der „Wilde“ Michel wird eine berühmte Figur. Sigmund geniesst seine Rolle als Vermittler zwischen „alter“ und „neuer“ Welt und wird mit der Zeit überheblich. Als Michel allerdings einen öffentlichen Auftritt mit Sigmund platzen lässt, weil er nach einer Konfrontation mit dem fehlenden Werbungsverhalten zwischen Mann und Frau eine sehr schlechte Meinung von der „Neuen Welt“ hat, fühlt sich Sigmund irrsinnig blamiert.

Filine hingegen geniesst die Wunderdroge Soma in vollen Zügen und stirbt daran. Der Tod seiner Mutter veranlasst Michel, bei einer Somaverteilung einer Gruppe von Delta-Industriearbeitern zu sagen, wie schlecht diese Droge für sie sei. Diese verstehen ihn aber nicht und wollen ihn überwältigen, als er das Soma aus dem Fenster wirft. Er muss durch einen Somanebel überwältigt werden, was wiederum Sigmund, der Michels Aufpasser ist, ein Exil auf einer Insel einbringt.

Mit der Zeit erfährt Michel, dass der WAR, genau wie er, mit Büchern wie Othello oder der Bibel vertraut ist, aber dennoch der Meinung ist, dass die jetzige Gesellschaftsordnung zufriedenstellend sei.

Michel jedoch fordert sein Recht auf ein eigenständiges Leben, und zieht sich auf einen einsamen Leuchtturm zurück, wo er in Abgeschiedenheit leben will. Allerdings hindert seine Flucht die Reporter nicht, ihn weiterhin zu belästigen. Schliesslich sieht er den einzigen Ausweg aus seiner hoffnungslosen Situation darin, sich im Stiegenhaus des Leuchtturms zu erhängen.

Personen im Buch:

Sigmund Marx
Freud und Marx
Absurd wegen Alkohol

Helmholtz-Watson
Kunst und Wissenschaft
Wird Namensvetter nicht gerecht, besser schön als sportlich

Lenina Braun
Pneumatisch, nicht perfekt
Beta, keine Alpha-Frau im Buch

Mustafa Mannesmann
Arabischer Vorname + Industrieller
Wissen behält er für sich

Michel, der Wilde
Er ist in Malpais (übersetzt: schlechtes Land) geboren. Er ist neugierig, doch menschlich. Er will Werte behalten, kommt aber nicht zurecht.

BUND + Filine
Er ist ein Grosskotz mit Dreck am Stecken. Filine muss sterben, weil sie nicht zurecht kommt.

Zum Autor

* 26.07.1894 geboren in Godalming, GB, Vater Leonard, Lehrer, Mutter Julia Brüder Julian und Trevenen, Schwester Margret

1908 Kurz nachdem er nach Eton kommt stirbt seine Mutter
1911 Da er fast vollständig erblindet muss er die Schule abbrechen, allerdings erholt er sich innerhalb eines Jahres wieder
1914 Sein älterer Bruder Trevenen begeht Selbstmord
1919 Er heiratet Maria Nys, Belgierin
1920 wird ihr Sohn Matthew geboren
tritt er als Buch und Theaterkritiker auf
1931 innert 4 Monaten schreibt er „Brave New World“
1932 Sein bis heute größter Erfolg, ,,Schöne neue Welt“ erscheint auf dem Buchmarkt

In den kommenden Jahren erleidet er eine schwere gesundheitliche Krise erholt sich aber wieder und schließt sich einer Friedensbewegung an

1937 lebt fast ausschliesslich in den USA, schreibt Drehbücher, befreundet mit Charles Chaplin
1950 In den fünfziger Jahren wurde Huxley für sein Interesse an den psychedelisch oder mind-expanding Drogen wie mescaline und LSD berühmt, die er anscheinend zu Dutzend über 10 Jahre nahm. Er suchte nach einer Droge, die ein Entweichen vom Selbst erlauben würde und die, wenn sie mit Vorsicht genommen wird, physikalisch und sozial harmlos sein würde.

Unter anderem war ,,Island“ ein Antidot zur ,,Schönen neuen Welt“, eine gute Utopie. Er genehmigte die vervollkommnte Version von LSD, die die Leute von ,,Island“ in einer frommen Weise verwenden.

1955 Seine Frau Maria stirbt
1956 Er ehelicht im Jahr darauf Laura Archera
1958 Sein Roman ,,Wiedersehen mit der schönen neuen Welt“ erscheint, dies ist eine Gegenüberstellung seiner Utopie im Vergleich der Realität, was alles schon wahr geworden ist oder in Zukunft sich verwirklichen kann und wird.

Es wird festgestellt, dass er Zungenkrebs hat, welchen man mit einer Radiumbehandlung wieder in den Griff bekommt
1962 Wird ihm der Titel ,,Companion of Literature“ überreicht
+ 22. 11. 1963 stirbt er in Los Angelos (am selben Tag wie JFK)
1971 Seine Asche wird zurück nach England gebracht.

Kurze Kritik

1:  Bewertung: 5 KronenSie mochte die Wortkreationen und war beeindruckt, dass sich Huxley vor so vielen Jahren so eine Geschichte ausgedacht hat.

Bewertung: 6 Kronen2: Sie fand das Buch mega gut und liebte den Wortwitz und den britischen Humor. Es stimmte sie aber auch nachdenklich, war spannend

Bewertung: 5 Kronen3: Sie möchte die Sprache und die Wortkreationen, fand das Buch aber nicht fesselnd genug, um konstant dran zu bleiben.

Bewertung: 4 Kronen4: Sie hatte Mühe mit dem Buch. Es sei flüssig geschrieben, aber überzeichnet. Die Wortkreationen sind bestenfalls amüsant, jedoch absehbar und ohne Spannung.

Bewertung: 5 Kronen5: Das Buch hat ihr gefallen. Wie Huxley die Zukunft zeichnet empfindet sie als nachvollziehbar. Jedoch war das Buch für sie zu wenig böse.

Petra gibt eine Tipp ab: „Report der Magd“ von M. Atwood

Lieblingszitate:

1) S. 107
„Das Hotel war ausgezeichnet – unvergleichlich besser als etwa das scheussliche Nordlicht-Palace, wo Lenina im letzten Sommer so viel auszustehen gehabt hatte. Flüssige Luft, Fernsehen, Vibrovakuummassage, heisse Mokkainlösung, vorgewärmter Empfängnisverhütungsmittel und acht verschiedene Parfümleitungen in jedem Schlafzimmer.“

2) S. 45
„Heutzutage gestatten die Weltaufsichtsräte die Einführung eines neuen Spiels nur, wenn nachgewiesen wird, dass dazu mindestens ebenso viele Teile gebraucht werden wie für das komplizierteste der schon gebräuchlichen Spiele.“

S. 108
„Er war eine Fundgrube für unnützes Detailwissen und unverlangte gute Ratschläge.“

S. 221
„Siebeneinhalb Stunden leichter, nicht ermüdender Arbeit, dann die Somaration, Sport, uneingeschränktes Sexualleben und Fühlfilme. Was können sie mehr verlangen?“

3) S. 105
„Unangebrachterweise, muss ich sagen. Denn ein solches Unglück kann doch jedem zustossen, und der soziale Organismus bleibt bestehen, auch wenn seine einzelnen Zellen vergehen.“

S. 235
„Was euch Not tut“, sagte der Wilde, „ist etwas mit Tränen. Zur Abwechslung. Bei euch kostet nichts genug.“

4) S. 9
„Sich im Schmutz zu wälzen, ist nicht die beste Methode, rein zu werden“

S. 17
„Die grössten Triumphe der Propaganda wurden nicht durch Handeln, sonder durch Unterlassung erreicht.“

S. 21
„Die kleinen Einzelheiten sind es bekanntlich, die tüchtig und glücklich machen. Gesamtüberblicke sind für den Geist nur von Übel. Nicht Philosophen, sondern Hobbybastler und Briefmarkensammler bilden das Rückgrat der Menschheit.“

5)S. 137
„Fast schien es, als hätte er Popé nie zuvor gehasst; ihn nie wirklich gehasst, weil ihm die Worte gefehlt hatten, um auszusprechen, wie sehr er ihn hasste.“

S. 160 (analog zu Anna Karenina)
„… sie konnten das mit um so grösserer Sicherheit prophezeien, als sie selbst zur rechten Zeit dazu beizutragen gedachten, dieses Ende böse zu gestalten.“

S. 180
„Als Opfer besass der Wilde in Sigmunds Augen eine ungeheuren Vorteil vor den anderen: Er war zu packen. Zu den Hauptaufgaben eines Freundes gehört es, in gemässigter, symbolischer Form alles zu erdulden, was wir unseren Feinden antun möchten, aber nicht können.

S. 220
„Nur ein Epsilon kann die Opfer eines Epsilons bringen, aus dem einfachen Grund, dass sie für ihn keine Opfer bedeuten, sondern den Weg des geringsten Widerstands sind.“

Merk- und Lernsprüche:

· Tue gern, was du tun musst.“

· Enden ist besser als wenden!

· Ein Kubikzentimeter vertreibt den Miesepeter.

· Ein Gramm versuchen ist besser als fluchen.

· Bist du verdrossen, flugs Soma genossen.

· Wenn der einzelne fühlt, wird das Ganze unterwühlt.

· Ich wollt’ ich wär’ hilft keinem mehr.

· Je zivilisierter, desto sterilisierter.

· Hopp, hopp, hopp! Bazillchen lauf Galopp! Hier bei uns gedeihst du nimmer, marsch ins Klo und Badezimmer!

· Guten Abend, gut’ Nacht, mit Glukose bedacht, mit Hormonen versorgt, die ein Kälbchen dir borgt; morgen früh, wenn Ford will, wirst du wieder entkorkt.

· Je bedrückter, je verstockter, desto nötiger der Doktor.

Über Henry Ford

1863 geboren
Hat Automobil hergestellt und als Erster Fliessbandtechnik eingeführt
1918 war jeder 2. Wagen ein Modell T von Ford
Er verfocht die Ansicht, dass sich jeder seiner Arbeiter ein Auto sollte leisten können, das er hergestellt hatte. Hingegen ist bekannt, dass Ford antisemitische Schriften verfasst hat.

Worterklärungen

· Pneumatisch: ursprünglich: göttlicher Geist
· (Hier: sinnlich)

· Malthusgürtel: Keuschheitsgürtel

· Blutsurogat: künstlicher Blutersatz

· Mokain: Wortszusammensetzung Mokka Kokain

· Skatologisch: wissenschaftliche Untersuchung von Kot

Lieblingswortkreationen

· Ziphemdhöschen
· Sexualhormonkaugummi
· Koffeinersatzkränzchen
· Simultanbrüder

Zum Buch

Huxley Aldous; Schöne neue Welt Ein Roman der Zukunft
Fischer Verlag
ISBN 3-596-20026-1

Engl. Original: Brave New World (1932)