Bewertung: 5

Jane Gardam – Ein untadeliger Mann

Bewertung: 5 Kronen

 

Wir begegnen Good Old Filth, einem ehemaligen Anwalt und Richter, als er in hohem Alter zurück nach England gezogen ist. FILTH bedeutet: Failed in Londen, try Hong Kong (in London gescheitert, Hong Kong ausprobiert). Sein Leben wird durch Rückblenden erzählt.

Edward Feathers wird in Malaya geboren, seine Mutter, stirbt kurz nach der Geburt. Sein Vater interessiert sich nicht für seinen Jungen. Die ersten Jahre lebt Eddy bei den Einheimischen, dann wird er von Auntie May nach Wales gebracht. In Wales trifft er auf seine Cousinen Babs und Claire sowie Billy Cumberledge. Sie werden regelmässig von Ma Didds geschlagen, gedemütigt, geknebelt (Babs), ausgepeitscht (Cumberledge) und zu Tode geängstigt. Nach dem Tod von Pa und Ma Didds kommt Eddy für 6 Jahre in die Prep School zu Sir und verschiedenen Mr. Smiths. Dort trifrft er auf Pat Inboldby. Bei dessen Familie verbringt er jeweils die Ferien. Pats Cousine Isobel macht ihm ein sexuelles Angebot, das er ablehnt. Ein Jahr nach Pat geht er ebenfalls an die vorbereitende Schule, wo Mr. Oilseed sein Hauslehrer ist. Pat meldet sich freiwillig zur Army und wird wie sein Bruder vorher als Flieger abgeschossen. Eddy wird von seinem Vater nach Singapur evkuiert. Bei der Ankunft vergiftet sich Eddy vergiftet sich mit Bananen/Wasser/Bier und leidet an Malaria, bald kehrt nach England zurück. Dort wird er von seinem alten Hauslehrer Mr. Oilseed und Isobel Ingoldby in Empfang genommen. Isobel arbeitet bei einem Dechiffrierungsteam in Bletchley Park, wo auch Betty tätig ist.

Eddy wird Leibwächter von Queen Mary in Malmesbury. Während eines Ausfluges nach London hat er eine leidenschaftliche Affäre mit Isobel. Nach seinem Dienst geht er nach Oxford und studiert Jus. Er versucht sich in einer Kanzlei in London, hat jedoch keine Mandanten und kaum Geld. Albert Loss, die Bekanntschaft vom Evakuationsschiff holt ihn nach Hong Kong. Eddy wird Anwalt der Krone und Richter und steinreich. Er heiratet Betty und führt mit ihr eine kinderlose und unaufgeregte Ehe. Terry Veneering ist ebenfalls Anwalt und der Erzfeind von Filth. Terry und Betty scheinen eine langjährige Affäre geführt zu haben. Es wird von Liebe und Leidenschaft gesprochen. Veneering war mit einer Chinesin verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Harry fällt im Dienst. Im Alter kehren Filth und Betty nach England zurück.Nach dem Tod von Betty werden Veneering und Filth Nachbarn und später Freunde. Sein alter Feind stirbt vor ihm und wird schmerzlich vermisst. Filth reist in England umher und besucht Babs und Claire. Kurz vor seinem Tod kommt heraus, dass Ma Didds die Treppe heruntergestützt ist, als Eddy sie daran hindern will, Cumberledge zu verprügeln. Dieses Geheimnis über die Vorgänge bei Ma Didds tragen die Kinder bis ins hohe Alter mit sich herum. Niemand bereut die Tat. Babs, die beim Gespräch anwesend ist, präzisiert, dass Ma Didds nicht am Sturz, sondern an Magenkrebs gestorben ist. Eddy wusste nichts von der Krankheit.

Nach der Beichte vermacht er sein Gut u.a. an seine Haushälterin, seinen Gärtner und reist in den Fernen Osten. Als er aus dem Flugzeug steigt, stirbt er.

Davon erfährt man über das Gespräch von Anwälten im Inner Tempel Garden, wo schon vorher viel über Old Filth gesprochen wurde.

Über die Autorin

Jane Gardam wurde am 11 Juli 1928 in North Yorkshire geboren. Die 90 jährige lebt in Sandwich, East Kent. Ihr Ehemann, David Gardam, war Rechtsanwalt (QC = Queen’s Councel) und verstarb 2010. Gardam hat 3 Kinder; Tim, Catharine (Kitty) und Tom. Sie ist seit 2009 Officer of the Ordens of the British Empire (OBE). Sie schreibt Romane, Erzählungen und Kinderbücher. Für The Spectator und The Telegraph erstellt sie Kritiken und sie ist auch BBC tätig.

Nach dem Studium an der University of London in Englisch arbeitete sie als reisende Bibliothekarin für Krankenhausbibliotheken des Roten Kreuzes und danach als Lektorin.

Das erste Buch wurde erst veröffentlicht, als Gardam 43 Jahre alt und ihr drittes Kind bereits eingeschult war. Im Kinderbuch „Ein langer Weg von Verona“ lässt Gardam eine 13 Jährige in der Ich-Form zu Wort kommen.

Sie hat mehrere Preise für ihre Werke erhalten:

Diskussion zum Thema

Gräfin 3: Das Buch las sie auf Empfehlung aus, es ist historisch, voll mit guten Beschreibungen. Ein Teil davon spielt in Malaya (heute Malaysia). Das Buch gefiel ihr super. Der Einband war toll. Sie freute sich auf das Lesen und den Inhalt Sie hat viele historische Begriffe nachgeschlagen. Zitate zu finden war einfach. Die Beschreibungen fand sie toll. Was ihr nicht so gefiel, waren die vielen Zufälle, welche die Figuren einander immer wieder begegnen liessen. So klein ist diese Welt nun auch wieder nicht. Das Buch ist empfehlenswert, wenn man gerne in verschiedenen Zeitebenen liest.

Gräfin 1: Ihr hat das Buch gefallen. Es hatte einen guten Flow, war flüssig geschrieben, solche Geschichten sind sonst nicht so ihre Sache. Aber der Spannungsbogen zwischen Europa und Asien gefiel ihr, füllte geschickt einige Lücken. Die Gesellschaft in den englischen Kolonien war übel. Doch die Figur des Filth gefiel ihr. Sie bekam den Mann richtig gern, es gab herzige Details und es war ein «gmögiger» Begleiter. Schwierig war nicht der Wechsel an und für sich, sondern dass man sich Infos zusammensuchen musste. Auch ihr missfiel, dass man sich immer trifft. Den Queen Mary Teil fand sie doof. Das war zusammengeschrumpft und konstruiert. Es löste bei ihr ein Stirnrunzeln aus. Naja, und dass die Perlen gefunden wurden, wäre nicht nötig gewesen. Einfacher wäre auch gut gewesen. Doch der Schluss war sehr schön.

Gräfin 5: Die Autorin weiss, wovon die schreibt, Filth ist ein netter aller Mann. Der Stil hat ihr sehr gefallen. Aber ja, weniger wäre mehr. Es war wie eine zu viel dekorierte Torte. Da noch einen drauf, dort noch etwas drüber. Dennoch, sie fühlte sich super unterhalten und würde es jederzeit weiterempfehlen. Ihr gefiel, dass der Kreis sich schloss, Filth starb dort, wo er geboren wurde.

Gräfin 6: Danke für das Buch. Es gefiel ihr sehr. Gegen den Schluss gab es zwar einige Längen, das ständige Wiedersehen der Figuren störte sie nicht. Die Leidenschaft wäre schon da gewesen, aber sie wurde nicht ausgelebt. Die Personen waren gut gezeichnet. Filth war kauzig, aber liebenswert. Es ist spannend, flüssig geschrieben. Kürzere Wege wären oft hilfreich gewesen.

Gräfin 2: Das Buch gefiel ihr sehr, sehr gut. Filth ist sympathisch; sie war immer auf seiner Seite. Die Autorin wechselte oft die Perspektive. Die vielen zufälligen Begegnungen nervten sie nicht. Die Geschichte mit dem Leibwächter der Königin fand sie nicht so gelungen. Sie wird die Reihe weiterlesen. Es interessiert sie, die anderen Seiten kennen zu lernen. Die Übersetzung fand sie scheusslich, den Titel hätte sie auf Englisch stehen lassen. Kritik übt sie auch am Spannungsaufbau bei Ma Didds. Was geschah dort? Nichts? Die Auflösung ist zu dürftig. Es ist aber ein tolles Buch, sie hat viel gelernt, das gibt eine unbedingte Leseempfehlung.

Gräfin 4: Sie kam nicht in die Geschichte rein. Die wechselnden Zeitebenen machten sie müde. Sie fand den Faden nicht. Es war nicht ihr Buch. Aber sie hatte auch keine Zeit, keine Lust, in dieser Zeit hat sie überhaupt nichts gelesen. Es ging einfach nicht. Die Geschichte hat ihr nicht gefallen.

Zitate

Gräfin 1 S. 264 …Urteilsbegründungen hatten ihn berühmt gemacht, aber wie schrieb man einfach so, ohne ein Urteil? Fakten darlegen war einfach. Aber wie sollte er entscheiden, was Fakten waren?
Gräfin 2 S. 123 Ich habe keinen Hintergrund. Ich wurde von meinem Hintergrund geschält. Ich wurde auf einen anderen Hintergrund geklebt wie ein Aufkleber. Ich bin nur jemand, zu dem sie acht Jahre lang nett waren, weil Pat einsam war, bis ich kam.
Gräfin 3 S. 95 …ihre Schrift sah aus, als wäre eine sehr kleine Spinne über das dicke Papier getaumelt und am Ende beider blasen Unterschrift verstorben.
Gräfin 4
Gräfin 5 S. 306 Ohne Erinnerung und Sehnsucht ist das Leben Sinnlos. Ich habe längst jede Sehnsucht verloren, Jetzt auch die Erinnerung.
Gräfin 6 S. 310 Im weiter entfernten Zimmer mit der geschlossenen Tür hörte er den komatösen, unterbeschäftigten Chef der Kanzlei furzen und gähnen. Der Furz war der eines älteren Herrn – lang, unmusikalisch und resigniert.

Zum Weiterlesen

1996 Himmlische Aussichten (Faith fox: a nativity)

Romantrilogie:

2004 Ein untadeliger Mann (Old Filth)

2009 Eine treue Frau (The man in the wooden hat)

2013 Letzte Freunde (Last friends)