Bewertung: 4

Laurie R. King – Die Insel der flüsternden Stimmen

Bewertung: 4 Kronen

 

flüsternde stimmenDie Newborns sind eine seltsame Familie aus Boston, der Grossvater William ein übermächtiger Patriarch, dessen Bruder Desmond zog freiwillig in den 1. Weltkrieg und kehrte verletzt und völlig verstört nach Hause zurück. Er verliess sein Elternhaus, und suchte ein neues Glück, dass er im Westen der USA, auf der Insel Folly findet. Dort baut er mit seinen eigenen Händen ein Haus, das aber 1927 bis auf die Grundmauern niederbrennt. Von da an bleibt Desmond verschwunden.

Seine Grossnichte Rae ist Jahre später das Sorgenkind der Familie, wächst im Hause des Grossvaters auf, wird unterdrückt und leidet und Depressionen. Sie heiratet früh, hat eine Tochter (Tamara), welche aber auf Grund von Raes labilem Zustand bei den Schwiegereltern aufwächst und sich ihr entfremdet.

Rae, heute 52, hat melancholische Phasen, Selbstmordversuche, monatelange Aufenthalte in geschlossenen Anstalten und – mehrere schwere Schicksalsschläge hinter sich, als sie sich entschliesst, das Haus ihres Grossonkels wieder aufzubauen. Rein Technisch kann sie es: Sie ist gelernte Zimmerfrau und als Künstlerin für Holzarbeiten reich und berühmt.

Trotz mahnender Stimmen der Psychiaterin, der Familie und bald auch der Leute auf den Nachbarinseln macht sie sich ans Werk. Doch sie findet nicht die ersehnte Ruhe. Sie entdeckt Spuren eines fremden Stiefels, hört Stimmen. Obwohl alle inzwischen über sie und ihre Krankheit Bescheid wissen, gibt der Sheriff sich hilfsbereit und scheint sie ernst zu nehmen. Als Rae das Fundament des Hauses freilegt, findet sie in einer Höhle neben den Grundmauern das Skelett ihres Grossonkels Desmond, sowie dessen Tagebuch.

Rae entdeckt, dass ihr Grossonkel auf dieser Insel starb, dass er erschossen worden ist. Von wem? Die Geschehnisse eskalieren, sie wird vom Schwiegersohn in ihrer Zurechnungsfähigkeit angezweifelt, es wird nötig, dass sie vor Gericht erscheint, die Insel verlässt und sich der Vergangenheit stellt. Zurück auf der Insel, bemerkt sie, dass jemand ihre Sachen durchgesehen hat. Finstere Gestalten tauchen auf der Insel auf, junge Frauen verschwinden auf der Nachbarinsel.

Als ihre Enkelin Petra bei ihr zu Besuch ist, werden sie überfallen und können sich mit knapper Not verteidigen und den Übeltäter zur Strecke bringen.

Zur Autorin

Laurie R. King, Jahrgang 1952, wuchs in San Francisco auf. Sie studierte Theologie an den Universitäten Santa Cruz und Berkley. Sie hat zwei Kinder, lebt auf dem Land in einem Farmhaus, welches sie selber renovierten.
In ihrer Freizeit begann sie zu schreiben. Bereits 1987 beendete sie ihr erstes Buch, dass aber erst 7 Jahre später unter dem Titel „Die Gehilfin des Bienenzüchters“ erschien. (The beekeeper’s apprentice)

Kurze Kritik

Die Gräfinnen waren ganz unterschiedlicher Meinung. Einige von uns fanden das Buch hervorragend, die Charaktere toll herausgearbeitet, die Schreinerarbeiten perfekt beschrieben und die Geschichte süffig und beeindruckend. Zum Glück für sie wird im Frühling eine Fortsetzung der Geschichte erscheinen . (In Englisch unter dem Titel: „Keep Watch“ bereits erhältlich.)

Ein Teil von uns konnte mit dem Buch und der Geschichte von Rae nicht sehr viel anfangen. Die Geschichte sei zu sehr konstruiert, unglaubwürdig und die Handarbeiten der Schreinerin und Künstlerin interessierten sie nicht besonders und fesselten auch nicht. Zum Glück war das Buch mit 591 Seiten nicht allzu dick!

Die Krönchen wurden auch einseitig verteilt: 2 x 6, 1 x 5, 1 x 4, 2 x 3

Lieblingszitate

Es war kein Verlangen nach Sex (..) sondern etwas noch Machtvolleres, die Sehnsucht, sich in einem Paar starker Arme zu bergen, den Kopf zu senken und dort zu bleiben, an eine Schulter gekuschelt, warm von der Zuneigung und dem Schutz und der Kameradschaft eines anderen Leibes. (S. 235)

Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, auch wenn ich es bedauern werde, dass ich allein bin, wenn er mich holen kommt,(..). Alles, was ich erbitte, ist ein Andauern des Friedens, den ich hier gefunden habe. (S. 295)

Doch Geheimnisse kamen meistens in den unpassendsten Augenblicken ans Licht. (S. 318)

Was bedeutet es, den Verstand zu verlieren? Wo geht er hin? Wenn ein Mensch verrückt ist, wohin ist er dann gerückt? Was ist wahnsinnig, wenn die Welt im Vergleich dazu irre ist? (S. 353)

Ich schlafe immer gut. Nicht genug Phantasie, um unter Schlaflosigkeit zu leiden, hat meine Mutter immer gesagt. (S. 365)

Das Leben, überlegte sie, hatte so eine Art, sich anzuschleichen. Auch wenn man das gar nicht wollte. (S. 379)

Ja, das Beste, was man von der Substanz in der Flasche sagen konnte, war, dass es kein Essig war. Flach, schwer, mit einem Beigeschmack von gekochtem Schuh und einem deutlichen Nachgeschmack von Mehltau; aber reiner Essig war es nicht. (S. 418)

So etwas wie Sicherheit gibt es nicht; es gibt nur Stärke. (S. 465)

Gehe ich fehl in der Annahme, dass manche von uns sich stiller durch die Welt bewegen sollten? (S. 468)