Bewertung: 5

Oscar Wilde – Das Bildnis des Dorian Gray

Bewertung: 5 Kronen

 

Der Maler Basil Hallward fertigt ein Portrait des jungen, gutaussehenden Dorian Gray, der ihn, wie er meint, durch seine Schönheit zur Weiterentwicklung seiner Kunst inspiriert. In seinem Atelier lernt Dorian den Lebemann Lord Henry Wotton kennen, der ihn davon überzeugt, dass Schönheit der einzige Lebenszweck sei. Lord Henry wird sich der Macht bewusst, die er über den jungen, „unbefleckten“ Dorian ausübt, und beschliesst, ihn nach seinem eigenen Vorbild wie ein Kunstwerk zu formen.

Daraufhin wünscht sich Dorian, dass nicht er selbst, sondern sein Portrait altern soll. Kurze Zeit später verliebt sich Dorian Gray in die begnadete Schauspielerin Sibyl Vane, trennt sich aber von ihr, als er feststellt, dass ihre Liebe zu ihm ihre Schauspielkunst beeinträchtigt. Nun beginnt sich sein Bildnis zu verändern. In dem Bild ist ein grausamer Zug in seinem Gesicht zu sehen. Er erschrickt darob so, dass er Sibyl doch heiraten will. Aber es ist zu spät, sie hat sich noch in der Nach das Leben genommen. Er jedoch setzt sein Leben als Dandy ungerührt fort.

Dorian verhüllt das Bild und versteckt es im ehemaligen Kinderzimmer. In den folgenden Jahren gibt Dorian Gray sich unter dem Einfluss von Lord Henry jeder Ausschweifung hin. Ein Geschenk von Henry, ein symbolistischer „französischer Roman“ wirkt auf Dorian „betörend“, „zersetzend“, „vergiftend“, „den Verstand umnebelnd“ – die „Krankheit des Träumens“ ergreift ihn und bestimmt sein künftiges Leben.

Sein Gesicht bleibt in den kommenden Jahren unverändert schön und jugendlich. Er wird zum Inbegriff eines Dandys, der sich schöngeistigen Dingen wie der Literatur und dem Studium der Geschichte widmet. Allerdings verbreiten sich aber auch immer mehr Skandalgeschichten über ihn. Als ihn Basil Hallward deshalb zur Rede stellt, zeigt ihm Dorian das fast zur Unkenntlichkeit veränderte Portrait. Basil ist zuerst ungläubig, als er begreift, ersticht er ihn. Dann lässt er den jungen Chemiker Alan Campbell holen, dessen Ruf er ruiniert hatte, gegen den er jedoch erpresserisches Material besitzt. Er zwingt Campbell, die Leiche zu beseitigen, vermutlich mit Salpetersäure.

Der Mord ist der Anfang von Dorians Wahnsinn. Er steigert sich in die Lektüre seines symbolistischen Lieblingsromans. Bei späteren Dinner im Salon der Lady Narborough ist Dorian innerlich nervös, wirkt jedoch selbstsicher. Als er wieder zu Hause ist, verbrennt Dorian weitere Beweisstücke des Mordes, Basils Tasche und Umhang. Anschliessend lässt sich Dorian von einer Droschke in eine entlegene Gegend des Londoner Hafens fahren, wo er eine Opiumhöhle besucht.

Auf der Strasse tritt ihm James Vane entgegen, der meinte, ihn Dorian den Liebhaber seiner Schwester zu erkenn. Da er aber ein zu junges Gesicht dafür hat, lässt er ihn ohne Rache zu nehmen, entkommen. Dorian wird nun paranoid.

Einige Tage später wird James Vane auf einer Jagdgesellschaft versehentlich erschossen. Nun will Dorian sein Leben ändern und sich bessern. Doch es ist zu spät. Dorian begreift, dass nichts ihn reinwaschen kann, erst recht keine Selbstverleugnung. Voller Wut ergreift er das Messer, mit dem er Basil getötet hat, und sticht auf das Bild ein, um das Beweisstück für seine Verkommenheit zu zerstören. Als die Dienstboten seine Leiche finden, ist sie kaum zu erkennen, sie hat „ein verlebtes, runzeliges, widerwärtiges Gesicht“. Das Porträt dagegen erstrahlt „in vollem Glanz seiner köstlichen Jugend und Schönheit“.

Über den Autor

16. 10. 1854

Oscar (Fingal O’Flahertie Wills) Wilde kommt in Dublin zur Welt. Der Vater Arzt, die Mutter Schriftstellerin

1871 – 1874

Besuch des Trinity College in Dublin

1874

Italienreise

1874 – 1878

Studium der klassischen Literatur

1879

Umzug nach London, gehörte bald zu den stadtbekannten Dandys

Ende 1881

Reise nach New York, Vortragsreise durch USA und Kanada

1883

Aufenthalt in Paris, treffen mit Victor Hugo, Émile Zola, Alphonse Daudet

November 1883

Verlobung mit Constance Lloyd in Dublin

29.05.18894

Heirat mit Constance

5.6.1885

Geburt von 1. Sohn Cyril

3.11.1886

Geburt 2. Sohn Vyvyan

1890/91

Skandal ausgelöst durch Roman „das Bildnis des Dorian Gray“

1892

Aufführung des Stücks „Salome“ wird verboten

1895

Durchbruch als Dramatiker mit „Bunbury“ („The Importance of Being Earnest“),

1895

Sein homosexuelles Verhältnis zum jungen Alfred Bruce (Bosie) dauert seit 4 Jahren und ruiniert ihn gesellschaftlich und finanziell

1885 – 1897

Zwei Jahre Gefängnis in Reading abgesessen

19. Mai 1897

Er verlässt England Richtung Frankreich unter falschem Namen und kehrt nie mehr zurück

30. 11.1890

Tod in Paris an Mittelohrentzündung

Seit 1909

Oscar Wilde findet seine letzte Ruhe auf dem Pariser Prominentenfriedhof „Père Lachaise“


Diskussion zum Thema

Hedonismus: philosophische/ethische Strömung, Lust und Freude sind wertvoll, Schmerz soll vermieden werden, momentane Genüsse sind wichtig, genusssüchtig, streben nach Lust

Einleitung Gräfin 5: Das Buch hat sie ausgesucht, weil sie vergessen hat, dass sie an der Reihe ist. Da ihre Arbeitskollegin grad Dorian Gray las, fiel ihre Wahl auf dieses Buch. Sie hatte Mühe, das Buch zu lesen, weil die Typen sie richtig angewidert haben. Es kommen sehr wenige Frauen vor in der Geschichte. Die Idee zur Geschichte kam ihm, als er selber portraitiert wurde. Erst hat er nur ein Essay daraus gemacht, dann merkte er, dass die Geschichte auch als Roman funktioniert.

Gräfin 1: Sie hat das Buch schon vor längerer Zeit gelesen. War es zynisch? ernst? Es gab viele Widersprüche. Zum Teil hatte es krasse Aussagen im Text. Man muss nicht gut sein, sondern Erfahrungen machen auf Kosten der anderen. Es war eine Herausforderung! Dieser Typ war unmöglich! Dorian wurde zu einem miesen Kerl. Das Frauenbild äusserst schlecht. (Gerade als Homosexueller hätte doch Wilde anders denken und schreiben müssen, oder?) Es entspricht wohl dem Zeitgeist, aber sie hätte sich gewünscht, dass wilde humanistischer gedacht hätte. Nein, das Ganze war nichts „Gfreutes“. In dieser traurigen Geschichte waren alle Verlierer. Dennoch, als Buch ist es sehr faszinierend, auch die Sprache ist ansprechend. Man musste das Buch zu Ende lesen, es zog einem in den Bann.

Gräfin 3: Etwas ganz anderes zum Lesen. Deprotainment! Am Anfang dachte sie, dass es lange dauert bis sie fertig wird, weil sie so viel anstreichen musste. Es gefiel ihr, ausser das Achsenkapitel war langatmig. Das Buch hat ihr mega gut gefallen. Die Namenswahl war auch gelungen. Zum Beispiel Sybil Vane: She tried in vain….Eigentlich blickte die durch, aber das wollte er nicht hören. So stellte sie sich die britische Aristokratie vor! Kein Wunder, löste Das Buch nach dem Erscheinen ein Skandal aus und entrüstete die Leute! Wilde war ein Nestbeschmutzer. Sie beendete Das Buch gestern Abend. Es war ein Genuss; die Sprache, der Inhalt, die Beschreibungen. Alles treffend, herrlich!

Gräfin 4: Ihr gefiel das Buch. Sie es richtig reingezogen. Das Achsenkapitel war ein bisschen mühsam. Wann kommt Lord Henry um die Hintergründe zu kennen. Sie hätte gedacht, er hätte ein Ass im Ärmel. Er hat das gar nicht gebraucht. Lord Henry war wie ein fieser Kerl, der alle Fäden in den Händen haben wollte. Wie Marionetten hat er mit den andern gespielt und intrigiert. Das ging in der Geschichte manchmal etwas verloren. Sie hat in der Mitte den Schluss gelesen. Dorian: „Was sagt du, wenn ich der Mörder wäre“? Lord Henry ging nicht darauf ein. Das stimmte nicht für sie. Das Buch war schräg“, erotische Literatur? Einzig der Todesfall bei der Hasenjagd war an den Haaren herbeigezogen. Doch sonst hat sie die Geschichte von vorne bis hinten gepackt. So speziell! Sie liess die schlechten Sachen nicht an sich heran.

Gräfin 2: Sie fand das Buch gar nicht eklig. Um 20.15 Uhr sieht sie jeweils schlimmere Dinge im TV. Sie hatte mehr Zeit fürs Lesen eingerechnet, als sie dann effektiv brauchte. Alles war sehr kompakt. Sibyl Vane und deren Bruder waren Fremdkörper in der Geschichte. Das kam ihr zu trivial vor. Diese Verfolgungsjagd, das „Theäterlen“, das waren andere Komponenten. Das Achsenkapitel fand sie sehr gut. Viele Edelsteine und Perlen; schöner Vergleich zu den Jahren, die vorbeizogen. Dieses Kapitel hat er wohl geschrieben um zu zeigen, was er alles weiss. Wie auf Kette aufgereiht. Oscar Wildes Weltbild hat sich rein geschlichen. Gräfin 2 verstand Adrian, die Opiumhöhle, das kam ihr komisch vor. Homoerotisch, wie Basil sich Dorian gegenüber benommen hat. Alan Campell war vor verliebt in Dorian.

Der Grundgedanke: Ein schöner Mensch kann nicht böse sein. Ein hässlicher Mensch kann nicht gut sein. Sie Sprache fand sie total toll. Das Hörbuch war übrigens eine andere Fassung.

Gräfin 2 hat das Buch sehr gerne gelesen, übrigens zum zweiten Mal. Sie hätte es aber aus eigenem Antrieb nicht mehr aus dem Regal genommen, ist nun aber froh darüber.

Gräfin 6: Der Einstiegfiel ihr schwer. Es war nicht einfach zu lesen! Die Sprache war zwar jederzeit sehr gehaltvoll. Dennoch strengte sie der Text an. Die Sätze waren so intensiv, man hätte zu keiner Zeit quer lesen können. Aber sehr schön geschrieben. Amüsiert hat sie sich nie. Der Zynismus von Wilde hat sie angewidert. Es war eine ziemlich homoerotische Geschichte.

Gräfin 5: Den Schönheitswahn haben wir nicht erfunden, soviel steht nach dieser Lektüre fest. Es ist aber schon entsetzlich, dass wir scheinbar nichts dazu gelernt haben. Obwohl die Protagonisten schlimm waren, faszinierten sie sie. Das Buch kam ihr ein bisschen vor wie Frankenstein, ein Monster wurde erschaffen. Lord Henry erfindet Dorian. Er manipuliert ihn mehr oder weniger subtil. Dorian ist ursprünglich nicht unehrenhaft aufgewachsen, zwar oft alleine. Kapitel 11 erinnerte sie an das Buch „Alle Menschen sind sterblich“. Möchte ich, dass alle meine Wünsche in Erfüllung gehen? Das Buch gab zahlreiche Denkanstösse. Es war unterhaltsam und hat etwas in ihr ausgelöst.

Zitate

Gräfin 2

S. 27

„Die einzige Möglichkeit, eine Versuchung loszuwerden, besteht darin, dass man ihr nachgibt.“

Gräfin 6

S. 70

Die Menschen geben nun einmal gerne das, was sie selbser am meisten nötig hätten.“

Gräfin 3

S. 96

„Gut sein heisst mit dem eigenen Ich harmonieren.“

Gräfin 4

S. 134

„Wenn Sie gesten in einem bestimmten Augenblick hergekommen wären … dann hätten Sie mich in Tränen aufgelöst vorgefunden.

Gräfin 1

S. 237

„Ich habe nie das Glück gesucht. Wer brauchst schon Glück. Ich habe den Genuss gesucht.“

Gräfin 5

S. 244

„Ich habe keine Angst vor dem Tod. Es ist das Nahen des Todes, das mich ängstigt.“