Bewertung: 4

Pedro Calderón de la Barca – Das Leben ist ein Traum

Bewertung: 4 Kronen

Personen

König Basilius von Polen: Er ist der Vater Sigismunds. Er ist ein großer Anhänger von Wissenschaften und Astrologie. Er hat seinen Sohn wegen schrecklicher Vorhersagen in einen Turm sperren lassen und von der übrigen Welt verborgen.

Kronprinz Sigismund: Sigismund wird von seinem Vater in einem Turm versteckt gehalten, weil bei seiner Geburt seine Mutter starb und Sterndeuter Schlimmes über ihn prophezeiten; er solle aufbrausend und grausam sein, das Volk unterdrücken und seinen Vater vom Thron stürzen.

Herzog Astolf von Moskau: Er ist der Neffe des Königs und möchte dessen Nachfolge antreten. Er verlässt seine Geliebte Rosaura, weil sie ihre Abstammung nicht kennt, und möchte Estrella wegen der Herrschaft über Polen heiraten.

Prinzessin Estrella: Sie ist die Nichte des Königs. Sie hat vor, Astolf zu heiraten und zusammen mit ihm die Thronfolge anzutreten.

Clotald: Clotald ist ein treuer Gefolgsmann des Königs und Aufseher Sigismunds. Er ist sogar bereit sein Kind aus Treue zum Fürsten zu opfern. Er weiß anfänglich nichts von seiner Tochter Rosaura.

Rosaura: Sie ist die Tochter Clotalds, weiß es aber nicht. Sie reist nach Polen, um sich an ihrem Geliebten, Herzog Astolf, zu rächen, da er sie verlassen hat.

Clarin: Er ist der Diener Rosauras. Sein persönlicher Vorteil ist ihm am wichtigsten, und deshalb geht er möglichst keine Risiken ein.

Handlung

Hauptstrang:

Basilius, der König von Polen, muss erfahren, dass die Geburt seines einzigen Sohnes Sigismund unter schlechten Sternen steht. Aus Sorge, der Sohn werde als sein Nachfolger eine Tyrannenherrschaft über Polen ausrufen, lässt er Sigismund bereits als Kind in ein Turmverlies werfen, in dem dieser die Welt ausschließlich aus den Erzählungen seines Lehrmeisters Clotald kennenlernt. Als Basilius älter wird und sich die Nachfolgefrage stellt, beschließt der König seinen Sohn doch auf die Probe zu stellen. Unter der Einwirkung eines Schlafmittels wird Sigismund zum ersten Mal und unvermittelt ins Königsschloss gebracht und mit allen Mitteln und Annehmlichkeiten der Macht ausgestattet. Über seine wahre Identität und Geschichte aufgeklärt, lässt Sigismund die Befürchtungen seines Vaters wahr werden. Kaum an die Macht gekommen regiert der Sohn mit Mord. Sigismund wird erneut in den Kerker geworfen. Um ihn zu trösten, soll ihm der Tag seiner Regentschaft nur als ein kurzer Traum erscheinen, aus dem er nun erneut in der Gefangenschaft erwacht. Als Aufständische Sigismund kurze Zeit später abermals aus seinem Gefängnis befreien und ihn erneut zum Regenten küren, hat Sigismund jedoch aus seinen Erfahrungen gelernt. Nach dem Kampf gegen die Truppen des Vaters erweist er sich bei der neuerlichen Verwirklichung seines Traums als weiser und gerechter Herrscher.

Nebenstrang:

Eingeflochten in diesen Hauptstrang sind die Geschichten von Rosaura und Clarin sowie von Estrella und Astolf. Rosaura ist eine junge Moskoviterin, die dem Charme des Neffen des polnischen Königs und Moskauer Grafen Astolf erlegen ist, von ihm jedoch bald verlassen wurde. Mit ihrem Gefährten, dem „gracioso“ (eine Art Narrenfigur des spanischen Barocktheaters) Clarin folgt sie Astolf nach Polen, wo sie zufällige Zeugin von Sigismunds Schicksal wird, das sie über das eigene Geschick tröstet. Clotald kommt hinzu, verhaftet Rosaura, um sie vor den König zu führen. Rosaura, als junger Mann verkleidet, führt ein Schwert mit sich, das Clotald als das seines eigenen Sohnes erkennt, den er nun vor sich wähnt. Seine Loyalität zum König, der das Vergehen, mit dem Gefangenen Sigismund zu reden, mit dem Tode bestrafen wird, siegt über das Vaterherz. Allein, dass Basilio inzwischen die Existenz seines Sohnes öffentlich gemacht hat, rettet Rosaura das Leben. Clotald erkennt dann in Rosaura nicht seinen Sohn, wohl aber seine Tochter. Astolf verbündet sich mit seiner Cousine Estrella, der Entdeckung eines natürlichen Thronfolgers entgegenzutreten. Am Tag der probeweise angetretenen Regentschaft Sigismunds tritt Rosaura ihm als Kammermädchen Estrellas entgegen und wird so Opfer seiner gewalttätigen Nachstellung. Während Rosaura die sich anbahnende Heirat zwischen Astolf und Estrella durch eine List zu verhindern weiß, wird Sigismund erneut betäubt und wieder in den Turm gesperrt. Im Finale tritt Rosaura, auf die Wiederherstellung ihrer Ehre bedacht, Sigismund noch einmal entgegen. Gegen den eigenen Wunsch, diese Frau zu besitzen, entschließt Sigismund sich, ihre Ehre durch die Heirat mit dem Verführer Astolf wieder herzustellen. Seine Aufgabe als neuer König jedoch gebietet die standesgemäße Ehe mit Estrella.

Stil

„Das Leben ist ein Traum“ ist ein Schauspiel in 3 Akten. Die Verse sind grösstenteils gereimt, aber das Schema ist nicht einheitlich. Es gehört zu der spanischen comedia des siglo de oro, die sich durch zwei Handlungsstränge und eine Mischung von pathetischem Ernst und oft philosophischer Komik auszeichnet. Die strukturelle Einheit des Stücks bildet die Ausgangssituation des Zurückgewiesenen/Ausgestoßenen von Rosaura und Sigismund (beide sind vom Unglück gezeichnet und auf sich gestellt). Die Abhängigkeit in der Fortentwicklung ihrer Geschichten und der Befreiung von ihrem Geschick wird durch die Figur Clotalds als Berater von Basilius, Vater von Rosaura und Aufseher und Lehrer von Sigismund vermittelt. Rosauras Ehre und Sigismunds Freiheit sind ergänzende Werte in der Wiederherstellung des absolutistischen Menschen- und Herrscherbildes. Wenn der Mensch seine Ehre in die Legitimität des Besitzes stellt (aus der Verführung wird die legale Ehe), kann er diese Ehre bewahren und rekonstituieren, ebenso wie wenn der Herrscher seine absolute Freiheit in die Selbstbeschränkung (Mäßigung) und Staatsverantwortung stellt, kann er sie verwirklichen.

Problematik:

Sigismund muss seine Gefühle in verschiedener Hinsicht unterdrücken. Er bezwingt sein gewalttätiges Wesen, das man beim Versuch des Königs, ihn für einen Tag herrschen zu lassen, sieht. Er legt den Hass, den er seinen Vater und Clotald gegenüber verständlicherweise empfindet, ab. Außerdem überlässt er Rosaura Astolf als Frau, obwohl er sie selbst gerne heiraten würde. Am Anfang ist auch Clotald in einer schwierigen Situation: Er muss entscheiden, ob er sein Kind dem König ausliefert, was einem Todesurteil gleichkommt, und seinen Eid hält oder ob ihm sein Fleisch und Blut wichtiger ist.

Auch für den König muss es eines schwere Entscheidung gewesen sein, sein Kind einzusperren, da es scheinbar für das Volk besser ist. Und er geht dann auch noch das Risiko ein, ihn für einen Tag herrschen zu lassen.

Motive:

Der Vater lässt den Sohn in einem Kerker erziehen wegen einer unheilvollen Prophezeiung. Das ist ein häufiges Motiv. Es ähnelt in gewisser Weise auch der Ödipus-Sage; der Sohn wird ausgesetzt, weil der Vater sich fürchtet. Doch in diesem Fall ist Angst vor dem Sturz durch den Sohn nicht der alleinige Grund. Der König ist auch um das Wohlergehen des Volkes besorgt. Er überprüft aber die Wahrheit der Vorhersage, indem er den Sohn für einen Tag regieren lässt. Auch das kommt öfters in der Literatur vor: Ein gewalttätiger Mensch erwacht und ist für einen Tag Herrscher.

Über den Autor

Pedro Calderón de la Barca y Barreda González de Henao Ruiz de Blasco y Riaño (geb. 17. Januar 1600 in Madrid; † 25. Mai 1681 in Madrid) stammte aus einer spanischen Adelsfamilie. Sein Vater hatte das Amt eines Schatzmeisters am spanischen Hof inne. Seine Mutter, die aus den Spanischen Niederlanden aus Mons/Hennegau stammte (daher der Namenszusatz Henao), starb bereits 1610. Sein Vater verschied fünf Jahre später. Calderón besuchte ab 1614 das Jesuitenkolleg in Madrid mit dem Ziel, Priester zu werden. Bereits während dieser Zeit begann er, sich mit Literatur zu beschäftigen. Er setzte seine Ausbildung durch ein Jurastudium an der Universität Alcalá de Henares und der Universität Salamanca fort, brach es jedoch 1620 ab, um Soldat bei der Marineinfanterie zu werden.

Er nahm 1620 bis 1622 mit Erfolg an einem Literaturwettbewerb teil, der zu Ehren von St. Isidor in Madrid abgehalten wurde. Lope de Vega, der der Organisator dieses Wettbewerbs war, schrieb: „Ein Preis wurde an Don Pedro Calderón vergeben, der in seinem Alter Lorbeeren gewinnt, welche die Zeit nur ergrautem Haare zu geben pflegt.“

Über die folgenden Jahre in Calderóns Leben gibt es zwei verschiedene Versionen:

  • Laut seinem Biografen Vera Tassis diente er von 1625 bis 1635 in der Spanischen Armee und war als Soldat in Flandern und Italien.
  • Es existieren jedoch verschiedene Urkunden und Dokumente, welche belegen können, dass Calderón während dieser Zeit tatsächlich in Madrid gelebt hat. 1629 wurde sein Bruder Diego erstochen. Der Täter suchte Zuflucht in dem Nonnenkloster der Heiligen Dreieinigkeit. Calderón drang zusammen mit Freunden in das Kloster ein und versuchte, den Täter gefangen zu nehmen. Diese Verletzung von heiligem Boden wurde durch den bekannten Priester Hortensio Félix Paravicino während einer Predigt dem spanischen König Philipp IV. gemeldet. Calderón wurde eingesperrt. Er blieb jedoch nur kurze Zeit im Gefängnis und gewann in den folgenden Jahren rasch Ansehen als hervorragender Dramatiker.

Nach dem Tod von Lope de Vega 1635 übernahm er dessen Stelle als Hofdramatiker. Er war beim Publikum genauso beliebt wie Lope de Vega auf dem Höhepunkt seines Ruhms.

Trotz dieser Stellung trat er am 28. Mai 1640 einer Einheit von berittenen Kürassieren bei, die vom spanischen Feldherrn Olivares zusammengestellt wurde. Er nahm an dem spanischen Feldzug gegen das abtrünnige Katalonien teil und tat sich vor allem durch seinen Edelmut in der Stadt Tarragona hervor. Als seine Gesundheit schwer angeschlagen war, trat er im November 1642 aus der spanischen Armee aus. Drei Jahre später erhielt er für seine geleisteten Dienste eine Pension.

Pedro Calderón im Amt eines Priesters

Die Geschichte seines Lebens während der nächsten Jahre liegt weitgehend im Dunkeln. Es scheint, dass er durch den Tod seiner Frau in den Jahren 1648 und 1649 bedingt durch die Trauer mit schweren persönlichen Problemen zu kämpfen hatte. Diese schwere Zeit brachte ihn dazu, sich wieder stärker der Kirche zuzuwenden. Im Jahr 1650 trat er dem Franziskanerorden bei und verwirklichte sein ursprüngliches Vorhaben, ein geistliches Amt auszuüben. 1651 wurde er zum Priester geweiht und übernahm eine Gemeinde in dem Ort San Salvador in Madrid und 1653 wurde er Kaplan in Toledo. Danach begann er einen großen Teil seiner Zeit mit der Erstellung von Autos sacramentales zu verbringen, allegorischen Stücken, in denen das Mysterium des christlichen heiligen Abendmahls auf dramatische Weise illustriert worden ist. Sie wurden mit großem Aufwand an Fronleichnam und den darauffolgenden Wochen aufgeführt. 1662 wurden zwei von Calderóns autos (Las órdenes militares und Mística y real Babilonia) zum Gegenstand einer Ermittlung der spanischen Inquisition. Man zensierte das Erste der beiden Stücke und konfiszierte die Manuskripte. 1671 wurde das Urteil jedoch wieder aufgehoben.

1663 ernannte der spanische König Philipp IV. Calderón zum Hofkaplan. Dieses Amt behielt er auch nach dem 1665 erfolgten Regierungsantritt von Karl II. Im Alter von 81 Jahren schrieb er sein letztes weltliches Stück zu Ehren der Heirat von Karl II. mit Marie-Louise von Bourbon. Trotz seiner Position am Hof verbrachte er seine letzten Jahre in Armut.

Weitere Werke:

El Purgatorio de San Patricio (Das Fegefeuer des heiligen Patricius)

La Devoción de la Cruz

La Dama duende (Dame Kobold)

Peor está que estaba

Quellen 1-4:

http://www.schreiben10.com/referate/Literatur/19/Das-Leben-ein-Traum—Pedro-Calderon-de-la-Barca-reon.php

http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Leben_ist_ein_Traum

http://de.wikipedia.org/wiki/Pedro_Calder%C3%B3n_de_la_Barca